Zum Teil herrscht großer Frust bei den Pendlern, die derzeit von Heiligenberg mit dem Linzgau-Bus 7379/7397 über Frickingen und Owingen nach Überlingen beziehungsweise von Überlingen nach Heiligenberg fahren. „Wir mussten die letzten zwei Tage jeweils eine Stunde auf unseren Bus warten“, berichtet Monika Frohne aus Steigen.
Kleinbusse leisten Ersatzverkehr
Die Deutsche Bahn, zu der die DB Zug-Bus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH gehört, hat laminierte Zusatzschilder an den Haltestellen angebracht und informiert die Fahrgäste über die Sperrung der L 201 zwischen Heiligenberg und Steigen. Kleinbusse kommen an den Haltestellen „Salem-Beuren, Trillenbühl“, „Heiligenberg„ und in Richtung Beuren zum Einsatz. Grund dafür sind Hangarbeiten und die daraus resultierende Sperrung der L 201 zwischen Heiligenberg und Steigen.

Zusammen mit Sebastian Blockhuys und Matthias Schubert fährt Monika Frohne mit dem Pendelbus von Heiligenberg über die „Alte Steige“ zur Haltestelle „Salem-Beuren, Trillenbühl“. Dort warten sie gemeinsam auf den Linienbus 7379, um nach Frickingen, Altheim beziehungsweise Überlingen zu ihren jeweiligen Arbeitsstellen zu gelangen.
Doch wenn die Taktung zwischen Pendelbus und Linienbus nicht stimmt, oder zu wenig Pendelbusse eingesetzt werden, kommt es vor, dass die umsteigenden Passagiere den stündlich verkehrenden Linienbus verpassen. Dann heißt es bis zu einer Stunde warten, bis der nächste Linienbus eintrifft. Das sorgt nicht gerade für heitere Stimmung bei den Wartenden.
Zumal die Sorge dazu kommt: Bleiben diese langen Wartezeiten wirklich bis Weihnachten? Denn die Vollsperrung soll bis längstens 23. Dezember dauern. Schon werden deshalb Pläne geschmiedet, ob es nicht besser wäre, die nächste Zeit mit einem hilfreichen Nachbarn zu fahren. Oder, wie ein andere Mitfahrerin überlegt, doch lieber mit dem E-Bike von Ernatsreute nach Steigen zu fahren. Denn: Heute kommt sie schon mal zu spät zur Arbeit.
Die Frau, die nicht namentlich genannt werden möchte, ist aus Umweltgründen vom Auto auf den Bus umgestiegen. Sie bedauert nun, bereits eine Monatskarte für 80 Euro gekauft zu haben, erklärt aber auch: Wenn keine Sperrung der L 201 zwischen Heiligenberg und Steigen vorliegt, „ist das Busfahren entspannter, als selbst am Steuer zu sitzen“.
Toleranz für einige Minuten Verspätung
Viele Passagiere sind mit dem Busangebot zufrieden. Schüler Jason Henig zum Beispiel nimmt diese Buslinie von Frickingen nach Salem, wenn er nicht mit dem Schulbus fährt. Ebenso wie Anastasiia Mamai, die gerade zum Fitnessstudio unterwegs ist. Oder auch Sarah Kohl, die sich zusammen mit ihrem kleinen Sohn, der im Kinderwagen sitzt, auf der Heimreise nach Kassel befindet: „Der Bus ist ein paar Minuten zu spät gekommen. Aber das ist nicht weiter schlimm.“ An dieser Stelle spricht sie ein Lob an den Busfahrer aus, der nachfragte, ob sie Hilfe beim Einsteigen mit dem Kinderwagen benötige.
Die meisten Fahrgäste tolerieren die drei- bis fünfminütigen Verspätungen der Busse. „Ich bin vor 33 Jahren vom verregneten Wuppertal an den Bodensee gezogen und habe es keinen Tag bereut“, erzählt Monika Frohne. „Schön wäre es“, meint sie, „wenn der Bus auch am Wochenende öfter fahren würde.“ Wenn am verkaufsoffenen Sonntag um 13 Uhr die Arbeit beginnt, muss sie entweder viel zu früh fahren oder ihren Mann als Chauffeur einsetzen. Praktisch wäre es auch, „wenn der Bus, wenigstens an den lauen Sommerabenden, später fahren würde.“

Zur Serie und Sperrung
- Mehr als 1200 Menschen aus Überlingen und Umgebung haben an der jüngsten SÜDKURIER-Leserumfrage teilgenommen. Ein Ergebnis: Unsere Leser wünschen sich, den schwächeren Verkehrsteilnehmern mehr Beachtung zu schenken und Verkehrsplanung nicht immer nur vom Auto her zu denken. Im Rahmen unserer Serie „Pendlergeschichten“ treffen wir auf Menschen, die den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen, Fahrrad fahren oder Fußgänger sind. Jeder einzelne spricht aus seiner persönlichen Perspektive über seinen Weg durch die Region. Anwohner, Händler und Pendler haben hier das Wort – und auch der passionierte Autofahrer.
- Die Bauarbeiten an der L 201 und die Vollsperrung zwischen Heiligenberg und Steigen werden gemäß der Planung des Regierungspräsidiums und der Baufirma bis zum Wintereinbruch beziehungsweise längstens bis 23. Dezember dauern. Spätestens dann soll die Baustelle teils geräumt und die Straße einseitig für den Durchgangsverkehr freigegeben werden, berichtet die Gemeinde. Über den Winter und mit der Fortsetzung ab Frühjahr gelte bis zur Fertigstellung der Arbeiten somit eine halbseitige Sperrung der L 201 mit Ampelregelung. Die „Alte Steige“ bleibt für den Fahrzeugverkehr bis maximal 3,5 Tonnen – nur Personenkraftwagen – in beide Richtungen befahrbar. Diese Freigabe soll laut Gemeinde aber in erster Linie dazu dienen, dass die Bürger aus Steigen problemlos nach Heiligenberg kommen und den Berufspendlern lange Umwege erspart bleiben. Alle anderen werden gebeten, die „Alte Steige“ nur zu nutzen, wenn dies absolut notwendig ist. Für den überörtlichen Verkehr und den Schwerlastverkehr gilt eine Umleitung über Hattenweiler, Altheim, Frickingen, Leustetten und umgekehrt. Ausnahmen wurden neben dem ÖPNV nur für die Müllabfuhr, den Winterdienst und Rettungsfahrzeuge erteilt. (san)