Alle Kinder, die nach der vierten Klasse die Heiligenberger Grundschule verlassen, werden zu Fahrschülern. Denn da ihre hiesige Wohngemeinde nicht über weiterführende Schulformen verfügt, müssen sie die Real- und Gemeinschaftsschulen oder Gymnasien der Städte und Gemeinden im Umland besuchen, etwa in Überlingen, Salem, Pfullendorf, Wald oder Wilhelmsdorf. Solche Schulträger-Kommunen können aber von den entsendenden Gemeinden von Rechts wegen eine Beteiligung an den Bau- und Renovierungskosten ihrer Schulen verlangen.
77 Prozent nicht aus der Trägergemeinde
Über dieses Thema hatte der Gemeinderat bei seiner Sitzung zu beraten. Konkret ging es um die Aufforderung der Gemeinde Wilhelmsdorf, Heiligenberg solle sich zu einer interkommunalen Zusammenarbeit bereitfinden und gemeinsam Regelungen zur Kostenaufteilung verhandeln.
Dem Gremium lagen dazu Zahlen vor. Demnach besuchten in den vergangenen fünf Jahren im Mittelwert 424 Schüler die Wilhelmsdorfer Realschule, davon kamen 327 aus dem Umland, unter ihnen 32 aus Heiligenberg. Das Wilhelmsdorfer Gymnasium hatte 566 Schüler, davon 435 auswärtige, unter ihnen 34 aus Heiligenberg. Insgesamt kommen mithin 77 Prozent der Wilhelmsdorfer Schüler gar nicht aus der Trägergemeinde, sondern aus den angrenzenden Kommunen. Heiligenberg schickt so regelmäßig etwa 66 Schüler nach Wilhelmsdorf.
Bei den umzulegenden Kosten fällt der in Wilhelmsdorf seit 2021 im Bau befindliche Erweiterungstrakt des Gymnasiums besonders in Gewicht. Diese Maßnahme, so erläutert Schulleiter Michael Dörmann auf SÜDKURIER-Nachfrage, sei dringend erforderlich, weil schon jetzt einzelne Klassen in die Räume anderer Schulen ausgelagert sind und weil wegen der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium ab dem Schuljahr 25/26 sukzessive ein ganzer Jahrgang mit weiteren Räumen versorgt werden muss. Geplant sind dort neun Klassenzimmer und weitere Funktionsräume, darunter auch ein Musiksaal.
Kosten von einmalig rund 150.000 Euro
Alle Bau- und Renovierungsmaßnahmen am Bildungszentrum sind mit rund 11,5 Millionen Euro kalkuliert. Nach Abzug von staatlichen Zuschüssen aus der Schulbauförderung und dem Ausgleichsstock muss der Schulträger circa 5,2 Millionen Euro selber aufbringen, die anteilig auf die beteiligten Kommunen zu verteilen sind.
Dabei geht die Gemeinde Wilhelmsdorf davon aus, dass ihr durch das Einpendeln derart vieler Schüler auch ein Standortvorteil entsteht, den sie mit einem Kostenanteil von 15 Prozent beziffert. Demzufolge will sie sich einen Gesamtanteil von rund 3,4 Millionen Euro selber zurechnen, die übrigen rund 1,8 Millionen Euro wären auf die entsendenden Gemeinden entsprechend ihrem Schüleranteil umzulegen. Auf Heiligenberg kämen nach den Wilhelmsdorfer Vorstellungen Kosten von einmalig circa 151.000 Euro zu.

Bei ihrer Sitzung nahmen die Gemeinderäte das Wilhelmsdorfer Verlangen nach Kostenbeteiligung zustimmend zur Kenntnis. Besonders der 15-prozentige Kostenvorteil wurde als „großzügig“ vermerkt. Man wolle mit dem Gemeindenachbarn unbedingt eine einvernehmliche Lösung anstreben. Das Gremium beauftragte daher die Verwaltung einstimmig, mit Wilhelmsdorf in entsprechende Verhandlungen einzutreten.