Seit im Juni das Genehmigungsverfahren für die Bebauung des Areals, auf dem früher das Hotel Post stand, gestoppt wurde, hat im Luftkurort das Hoffen und Bangen begonnen. Wie würde der Investor, die Betz und Weber Baupartner GmbH, reagieren? Dieser hatte das Gelände im Jahr 2019 für 1,25 Millionen Euro erworben. Bezahlt werden sollte, sobald eine Baugenehmigung vorliegt.
Im Juli 2020 wurden die Unterlagen für den Bauantrag bei der Gemeinde eingereicht. Dazu gehörte auch ein geologisches Gutachten, das allerdings bereits zehn Jahre alt war und für eine mögliche Bebauung keine großen Einwände erbrachte. Das Landratsamt Bodenseekreis forderte nun ein neues Gutachten – und das hatte zur Folge, dass die weiteren Planungen zunächst einmal gestoppt werden mussten.
Wegen Sollbruchstelle nur drei Punkthäuser
Das Ergebnis der geologischen Untersuchungen vom März 2021 zeigte, dass im südwestlichen Teil des Geländes in einer Tiefe von rund fünf Metern eine sogenannte Sollbruchstelle verläuft. „Das bedeutet, dass zwei der insgesamt fünf geplanten Punkthäuser auf dem Areal nicht realisiert werden können“, erläutert Bürgermeister Frank Amann. Die östlich geplanten drei Punkthäuser seien nach den Auswertungen des Geologen aber umsetzbar und geologisch unbedenklich.
Verkaufspreis für Gelände war schon eingeplant
Trotzdem: Für alle Beteiligten war dieses Ergebnis ein Schock. Und besonders auch für den Kämmerer. Denn den Verkaufspreis für das Gelände wollte man in das Projekt „Neues soziales Wohnen“ stecken und dafür waren bereits Verträge abgeschlossen worden. Letztendlich konnte das Wohnprojekt über ein KfW-Darlehen finanziert werden, das der Gemeinde wegen der damit verbundenen Zuschüsse nicht unbeträchtliche finanzielle Vorteile verschaffte.
Bei einer Klausurtagung im Juli 2021 besprachen der Gemeinderat, das Architekturbüro Aldinger Architekten aus Stuttgart und die Betz und Weber Baupartner GmbH die neue Lage. Zuvor hatte es Abstimmungsgespräche mit dem Landratsamt und dem beauftragten Geologen gegeben. Alle Beteiligten verfolgten weiterhin das Ziel der erfolgreichen Umsetzung des Projekts. Und das auch in einer reduzierten Variante. „Der Kaufpreis bleibt unverändert“, macht der Bürgermeister deutlich.
Allerdings sieht das nun abgespeckte Vorhaben nicht nur anders aus, es soll auch eine andere Nutzung erfahren. In den jetzt nur noch drei Gebäuden wird es kein Hotel und keine Skybar geben. In einem Gebäude kann aber eine Gastronomie im Erdgeschoss stattfinden. In einem weiteren Gebäude soll es Flächen für Dienstleister geben. Auf den anderen Flächen werden Wohnungen entstehen. „Zu den Wohnungsgrößen kann ich aktuell nur sagen, dass unser Konzept eine gute Mischung von Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern vorsieht“, sagt Alexander Weber auf Anfrage des SÜDKURIER.

Die Neuplanung sieht vor, dass die nun nur noch 75 Prozent der ursprünglich geplanten Fläche für Wohnen zur Verfügung stehen. Auch die vorgesehen Tiefgarage wird es so nicht geben. Stattdessen soll ein Parkdeck im Untergeschoss mit einer vereinfachten Zufahrt genügend Stellplätze bieten.
Grünflächen vergrößern sich durch Umplanung
Durch die Umplanung werden sich die Grünflächen deutlich vergrößern. „Da müssen wir sehen, wie wir das machen“, sagt Frank Amann. Denn im Kaufvertrag ist festgehalten, dass die Grünflächen von der Gemeinde unterhalten und gepflegt werden. Dafür sind sie dann auch öffentlich zugänglich. Das bedeute einen personellen Mehraufwand für die Gemeinde, prognostiziert der Rathauschef und ist zuversichtlich, dass man eine Lösung finden werde.
Bis Juli 2022 soll der neue Bauantrag stehen
Ziel aller Beteiligten ist es, bis Juli 2022 einen neuen Bauantrag einzureichen. „Ich beschäftige mich mit dem Grundstück und dem Projekt seit mittlerweile zehn Jahren“, erinnert sich Alexander Weber. Bauen werde immer komplexer und es gebe täglich neue Herausforderungen, die sehr viel Geduld und Geld kosteten. „Viele der bisherigen Bauunternehmen, die das Projekt in den letzten zehn Jahren umsetzten wollten, sind ausgestiegen, was für uns aber nicht in Frage kommt. Wenn wir aussteigen würden, was wir laut Vertrag könnten, stünde die Gemeinde vor einem Scherbenhaufen, was sehr oft vorkommt, wie man auch in Mühlhofen mit der Baugrube vom ‚Ungeheuer von Loch Ness‘ sehen kann“, stellt Weber klar.

Der Investor hat die Hoffnung, dass das Landratsamt ein Team zusammenstellt, das in der Lage ist, den Bauantrag innerhalb von drei bis vier Monaten zu bearbeiten und zu genehmigen. Weber: „Ab dem Tag, an dem uns die Baugenehmigung vorliegt, benötigen wir etwa sechs bis neun Monate für eine Baufreigabe und einen möglichen Baubeginn.“ Das wäre dann im Jahr 2023. Wenn nicht wieder etwas dazwischenkommt. „Beim Post-Areal müssen wir einen langen Atem haben“, sagt Bürgermeister Frank Amann.
Historie zum Post-Areal
2008: Zum Ende der Saison wird der Betrieb des seit 400 Jahren im Familienbesitz befindlichen Hotels Post endgültig eingestellt.
2009: Im Juli beschließt der Gemeinderat mehrheitlich, das „Hotel Post-Areal“ in Heiligenberg zu erwerben. Der Kaufpreis beträgt 650 000 Euro, das Gesamtareal hat eine Fläche von rund 4200 Quadratmetern.
2010: Bürgerbeteiligung
2011: Vorstellung der Machbarkeitsstudie, Vorstellung Planungsbüros, Auswahl Planungsteam.
2012: Vorstellung und Zustimmung Planentwurf „Village“, Einleitung des Bebauungsplanverfahrens, Baugrunduntersuchungen.
2013/2014: Beschluss Bebauungsplan. Letzter „Tag der offenen Tür“ im Hotel Post. Abriss Gebäudekomplex.
2015: Verhandlungen mit der Amplius GmbH beginnen.
2016: Informationsveranstaltungen Gemeinderat, Planungswerkstatt über den Verhandlungsstand
2017: Verhandlungen mit Amplius GmbH gescheitert, neue Investorengespräche
2019: Die Gemeinde Heiligenberg verkauft das Post-Areal. Der Kaufpreis beträgt 1,25 Millionen Euro. Bürgerinformationsveranstaltung im Bürgerhaus „Sennhof am Schloss“.
2020: Im Juli übergibt die Firma Betz und Weber Baupartner GmbH offiziell die Bauantragsunterlagen bei der Gemeinde. Das Baugenehmigungsverfahren wurde damit eingeleitet.
2021: Geologisches Gutachten erfordert Stopp der Planungen.