„Wir freuen uns riesig“, sagt Christine Steidle vom Gasthaus Sternen im Deggenhausertal. Sie ist Vorsitzende der Fachgruppe Gastronomie im Hotel- und Gaststättenverband Bodenseekreis. Auf ein Ende der Testpflicht in der Außengastronomie hätten die Gastronomen gewartet.
„Wenn wir beispielsweise Wanderer, die auf der Terrasse einen Kaffee trinken oder in den Biergarten wollen, wieder bedienen dürfen, ohne dass diese einen Test vorweisen müssen, bringt uns das allen eine Erleichterung“, so Christine Steidle. Sie und ihre Kollegen aus der Branche würden sich nun darauf freuen, dass die Arbeit ab Montag hoffentlich wieder etwas leichter wird. Und irgendwann werde dann hoffentlich auch die Testpflicht im Innenbereich fallen.
Auch beim „Stärr Schorsch“ am Fischbacher Ufer ist man froh über die aktuellen Entwicklungen. Endlich könne man wieder richtig loslegen und die lange Durststrecke sei damit hoffentlich vorbei. Die Gartenwirtschaft habe es in den vergangenen Monaten sicherlich nicht ganz so schlimm erwischt wie andere Gastronomiebetriebe, aber jetzt kann es eigentlich nur noch besser werden.

Der Wegfall der Testpflicht ab Montag in der Außengastronomie ist für den Überlinger Gastronom Michael Jeckel eine Erleichterung. Es gebe aber auch noch die berühmte Kehrseite der Medaille. „Was ist zu tun, wenn diese Gäste bei uns auf die Toilette gehen?“, fragt sich der Wirt des Galgenhölzle in der Überlinger Innenstadt. „Dann geht es ja ins Gebäude und man bräuchte wieder einen negativen Test.“
Damit bestehe durchaus die Gefahr, dass durch die weiteren Öffnungsschritte das Chaos eher noch größer werde. „Vielleicht müssen wir jetzt für die Gäste in der Außengastronomie Dixi-Klos aufstellen“, sagt Michael Jeckel schmunzelnd. Noch kurioser wird es, wenn ab Montag die Öffnungsphase drei startet. „Dann fällt laut Verordnung die 2,5-Quadratmeter-Regelung pro Gast“, so der Überlinger Gastronom. „Dann dürfen maximal 50 Personen in eine Innengastronomie.“ Wohlgemerkt, egal wie groß sie ist. „Diese Regelungen sind einfach meilenweit entfernt von der Realität und der praktischen Umsetzung“, sagt Michael Jeckel.
„Was mache ich mit den Gästen draußen, wenn schlechtes Wetter aufzieht?“Anja Mittasch vom Gasthof Adler in Immenstaad
Es ist gut, dass die Testpflicht im Außenbereich aufgehoben wird, sagt Anja Mittasch vom Gasthof Adler in Immenstaad. Gerade im Außenbereich sei diese ohnehin nicht nachvollziehbar gewesen. „Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass es für uns Gastronomen dadurch einfacher wird“, erklärt sie. Seit der Wiedereröffnung sei bei ihnen täglich ein Mitarbeiter mehr im Einsatz, um die Tests am Eingang zu kontrollieren und zu informieren.
„Da kommt es auch immer wieder zu Diskussionen, weil Menschen beispielsweise denken, ein Testergebnis sei 48 Stunden gültig“, sagt Anja Mittasch. Schon bei der Reservierung mache sie ihre Gäste auf die aktuellen Regelungen aufmerksam. „Beispielsweise dazu, wie viele Menschen aus wie vielen Haushalten an einem Tisch sitzen dürfen“, so Anja Mittasch. Mit den neuen Regelungen werde das noch einmal komplizierter. „Und was mache ich mit den Gästen draußen, wenn schlechtes Wetter aufzieht?“, fragt sie sich.
„Schlecht durchdachte Öffnungsschritte“ und dennoch freut sich Martin Möcking
Über offensichtlich schlecht durchdachte Öffnungsschritte klagt Martin Möcking vom Hotel und Restaurant Sternen in Mühlhofen. „Wir freuen uns natürlich, dass wir auf der Terrasse keine Tests mehr brauchen“, sagt er. „Aber was ist, wenn es bei wechselhaftem Wetter anfängt zu regnen?“, fragt auch er sich. Da Möcking für die Gäste Tests anbietet, könne man theoretisch testen, aber keine 50 Personen auf einmal und außerdem müssten diese dann eine Viertelstunde im Regen warten, bis der Test ausgewertet ist. „Ich befürchte, dass wir verständlicherweise jede Menge Diskussionen mit Gästen bekommen werden“, sagt der Mühlhofer Gastronom.

„Wir können dann schon auf die Verordnung verweisen, aber der Gast steht vor uns und diskutiert.“ Es sei sowieso nicht ganz nachvollziehbar, warum ein Restaurantgast von außen einen negativen Test benötigt, erklärt Martin Möcking. Ein Hotelgast im selben Restaurant kann dagegen ungetestet essen. Er beschäftige mittlerweile einen Mitarbeiter, der nichts anderes macht als Tests. „Das können schon mal knapp 100 Tests am Tag werden“, sagt er.