Ein herrlicher Novembernachmittag, der See glitzert, die Bäume sind bunt gefärbt. Auf der Immenstaader Lände sind viele Spaziergänger unterwegs. Einheimische, denn die Saison ist längst vorbei. Immer wieder bleiben Menschen stehen, schauen verwundert zum vom Herbstlicht angestrahlten Restaurant „Am Häfele“. Normalerweise geht das beliebte Yachtclub-Lokal erst im Dezember in den Winterschlaf, aber jetzt ist alles bereits geschlossen.

Das Terrassenmobiliar ist bereits abgebaut, auch auf dem Achterdeck, also dem hinteren Bereich, der dem Yachtclub und seinen Gästen exklusiv zur Verfügung steht, gibt es keine Stühle mehr. Drinnen herrscht emsiges Treiben. Pächter Uwe Wolf und seine Tochter Kim haben alle Regale und Schubladen ausgeräumt. Hunderte Teller, Tassen, Terrinen und Gläser stehen auf den Tischen. Kaffeemaschine und Interieur sind bereits verkauft, jetzt muss noch der Rest raus. Zum Jahresende ist Schluss für Wolf.

Yachtclub verlängert Wolf den Vertrag nicht mehr
„Der Yachtclub hat unsere Zusammenarbeit beendet“, sagt Wolf ruhig. Das sei bereits im Juli gewesen, mitten in der Saison. „Am Anfang war das schon sehr schlimm für mich, aber jetzt sehe ich es ein wenig mit Abstand. Denn bald kann ich die vielen Stunden, die mir jahrelang im Privatleben gefehlt haben, nachholen“, sagt der 62-Jährige.
2003 kam Wolf, geboren in Bad Waldsee und in vierter Generation Gastronom, nach Immenstaad, um das neu gebaute Clublokal des Yachtclubs zu übernehmen. Das Gebäude gehört dem Club, das Grundstück der Gemeinde Immenstaad. Die hat es in Erbpacht dem Verein bis 2050 überlassen.
Zeitweise hatte Wolf bis zu 22 Angestellte
200 Außen- und 60 Innensitzplätze hat das Lokal, zeitweise waren während der Sommermonate bis zu 22 Angestellte für Wolf tätig. „Wir hatten von Ostern bis Oktober eine 7-Tage-Woche“, berichtet der Pächter. Außerhalb der Hochsaison bot er das Lokal den Einheimischen für Hochzeiten, Familienfeiern an, Vereine feierten hier – und auch Airbus mietete das „Häfele“ regelmäßig für Meetings. „Einer unserer besten Firmenkunden“, sagt Wolf rückblickend.

Sein halbes Berufsleben spielte sich hier ab
Die zweieinhalbmonatige Schließzeit während des Winters habe Wolf für Renovierungen genutzt. In seiner Stimme schwingt Wehmut mit. Sein halbes Berufsleben spielte sich hier, im „Häfele“, ab. Seine drei Kinder, sie sind hier, in der Gastronomie, aufgewachsen. Besonders intensiv sei die Sommerzeit mit den Segelregatten gewesen. „Es gab Zeiten, da kam ich nur zum Schlafen und Duschen heim“, sagt der 62-Jährige. Drei Jahre hätte er noch gehabt bis zum Renteneintritt. Drei Jahre, die er gern noch im „Häfele“ verbracht hätte.
Doch der Yachtclub entschied sich anders – und hat den Pachtvertrag, der sich bislang jährlich zum Jahresende verlängerte, beendet. „Wir waren immer zufrieden und das waren 20 gute Jahre“, erklärt Oliver Hund, zweiter Vorsitzender des Yachtclubs Immenstaad. Aber jetzt wolle der Club neuen Schwung in sein Lokal bringen. „Im Winter war das ‚Häfele‘ eher schwach besucht, wir hoffen, dass sich das mit einem neuen Konzept ändert“, so Hund.
Ein neues Gastronomiekonzept, das hätte Uwe Wolf, wie er sagt, nicht mitgetragen. „Ich kann keine Seelen mit Kaviar anbieten, die keiner haben will“, sagt er. „Meine Gäste wollten Wurstsalat, regionale Küche wie Maultaschen aus der Manufaktur oder auch mal ein Schnitzel. Aber kein Chateaubriand.“ Gut-bürgerliche Bodensee-Küche, das ist es, was Wolf und sein Team liefern wollten.

Der Gastronomie bleibt Uwe Wolf weiter treu – als Partner im Gastropub „Boteco“ in Immenstaad. „Ich werde jetzt erst noch streichen und den Boden aufarbeiten und gehe dann erhobenen Hauptes hier raus“, sagt Wolf, „ohne Gram. Ich wünsche meinem Nachfolger Glück und werde sicher mal auf einen Espresso vorbeikommen.“
Junge Gastronomen übernehmen Restaurant
Und wer kommt jetzt ins „Häfele“? Der neue Pächter heißt Fabian Sommerfeld und ist in der Region kein Unbekannter. Sommerfeld hat in der „Krone“ Schnetzenhausen das Hotelfach gelernt, später war er im „Buchhorner Hof“ und im „Tiffanys Steakhouse“ in Friedrichshafen. Jetzt ist er Geschäftsführer einer neuen GmbH, die er gemeinsam mit David Kiesling (bislang Restaurantleiter im „Heinzler am See“) und Daniel Heberle (“Zur Felle“) zum Betrieb des Yachtclub-Restaurants gegründet hat.

„Wir werden das Restaurant in zwei Bereiche teilen“, erklärt Sommerfeld. Zum einen soll es etwa 100 Plätze im Restaurant selbst (innen und außen) geben, wo deutsch-mediterrane Küche serviert wird. „Wir bieten saisonale Sous-Vide-Gerichte, also Fleisch und Fisch, der auf Niedrigtemperatur gegart wurde“, so Sommerfeld. Es werde aber auch den klassischen Zwiebelrostbraten und Kässpätzle geben.
Drinks und Tapas in Selbstbedienung
„Der andere Bereich hat etwa 90 Plätze vorne auf der Terrasse und ist in Selbstbedienung“, berichtet Sommerfeld. Hier soll es Getränke, eine kleine Cocktailkarte und Kleinigkeit zu essen geben. „Tapas, Wurstsalat, Antipasti“, zählt Sommerfeld auf. Wird das Lokal trotzdem noch erschwinglich bleiben? „Wir wollen vom Preisniveau weder einen zweiten ‚Seehof‘, noch einen ‚Heinzler‘, es soll schon noch bezahlbare Küche geben“, so Hund vom Yachtclub. Dem stimmt auch Pächter Sommerfeld zu: „Preislich bleiben wir durchschnittlich.“ Jetzt werde erstmal umgebaut, die Eröffnung sei für 1. März geplant.