Für die Baumaßnahme Erschließung Eisenbahnstraße kann der bislang vorgesehene Zeitplan geschreddert werden: Die komplette Fertigstellung der gesamten Baumaßnahme, also beider Bauabschnitte 1 und 2, wie ursprünglich vorgesehen zum 31. Dezember werde definitiv nicht zu halten sein. Das sagt Christian Woitas, Bauleiter beim beauftragten Bauunternehmen Storz (Tuttlingen/Ravensburg). „Dieses Jahr werden wir nicht fertig werden, da kann kommen, was will“, sagt Woitas auf Anfrage des SÜDKURIER. Dafür, betont Woitas, sei aber nicht die J. Friedrich Storz Verkehrswegebau GmbH & Co. KG, die die Tiefbauarbeiten macht, verantwortlich.

Schuld waren Rechtsstreit und Zusatzleistungen
Die erste Ursache liegt vor Beginn der Bauarbeiten und sie war auch dafür verantwortlich, dass die Arbeiten am ersten Bauabschnitt erst mit rund achtwöchiger Verspätung Ende Mai begannen: Die Stadt hatte mit ihrem Bebauungsplanentwurf, der noch ein Parkhaus am Bahnhof vorgesehen hatte, Schiffbruch erlitten. Denn dagegen und gegen die Maximalhöhe der Obstgroßmarkt-Erweiterung von 15 Metern hatten sich die Anwohner erfolgreich gewehrt. Die Stadt musste das Parkhaus wieder herausnehmen und die Höhe auf maximal zehn Meter begrenzen.
Doch der Streit mit den Anwohnern zog sich über Wochen hin. Erst nachdem die Stadt vom Verwaltungsgericht signalisiert bekam, dass sie mit ihrer Position nicht durchkommen werde, wurde der Streit per Vergleich beigelegt. Die zweite Ursache waren weitere Zusatzleistungen, die den ersten Bauabschnitt von vier auf zehn Wochen verlängerten und den Beginn des zweiten um sechs Wochen verspäteten. Deswegen ist das Ziel Dezember 2019 nicht mehr zu halten.
Lkw-Verkehr auf der Kies-Piste im Winter?
Nun verlagern sich die Bauarbeiten in den Winter und die Anwohner sind in Sorge, dass die Eisenbahnstraße bei Matsch und Schnee bis ins Frühjahr hinein noch bekiest bleibt. „Dann haben wir die Baustelle über den Winter mit Lkw-Verkehr vom Obstgroßmarkt auf bekiester Fahrbahn“, schreibt Anwohner Luigi Patamisi, der mit anwaltlicher Unterstützung seinerzeit auch den Rechtsstreit mit der Stadt federführend geführt hatte.

Zwei Alternativen gibt es
Diese Sorge sei berechtigt, sagt Woitas. Denn es gebe den Bauzeitenplan und danach sei die Asphaltierung erst zum Ende der Baumaßnahme vorgesehen. Er gehe aktuell von einem Ende der Baumaßnahme im April 2020 aus. Eine frühere Fertigstellung sei auch wegen der neu hinzugekommenen Zusatzleistungen kaum möglich, so Woitas. Diese seien Ursache dafür gewesen, dass der erste Bauabschnitt sechs Wochen mehr in Anspruch genommen habe.
Hinzu käme die Witterung im Winter, die die Bauarbeiten erfahrungsgemäß zusätzlich verlängere. „Aber wir wollen natürlich die Baustelle über den Winter auch nicht im Kies liegen lassen“, betont der Bauleiter. Zwei Alternativen gebe es: Entweder man stelle den Bauablauf um, mit Augenmerk auf den Straßenbau, oder man bringe noch vor dem Winter eine provisorische Asphalttragschicht auf.
Probleme sind der Stadt bekannt
Die Probleme ebenso wie die aktuelle Sachlage seien der Stadt und dem Erschließungsträger RBS wave bekannt, so Woitas. Die Alternativen seien mit der Stadt auch besprochen. Fakt sei, dass ein Asphalt-Provisorium für den ersten Bauabschnitt (vom Bahnhof Richtung Osten bis zur Firma Wälischmiller) zusätzliches Geld koste, denn dies sei im Bauauftrag nicht beinhaltet.

Stellungnahme der Stadt steht noch aus
Ob für eine provisorische Asphaltschicht dieses zusätzliche Geld freigegeben werde, müsse aber die Stadt entscheiden. „Wir sind nur der Auftragnehmer und kommen unserer vertraglichen Verpflichtung nach, vertraglich schulden wir aber keinen provisorischen Asphalt“, betont Woitas. Auf eine Anfrage des SÜDKURIER an die Stadtverwaltung vom Wochenbeginn steht eine Antwort noch aus.
Die Baumaßnahme
Die Erschließung der Eisenbahnstraße soll im Zuge der Realisierung des neuen Gewerbegebietes am Bahnhof den ansässigen Unternehmen mehr Platz zur Erweiterung geben. Dafür wird die Eisenbahnstraße im Bereich Obstgroßmarkt und Firma Wälischmiller südlich Richtung Bahnlinie verschwenkt und im Osten, an der Einmündung Schießstattweg, nach Norden verlegt. Um die Maßnahme hatte es Streit mit den Anwohnern gegeben.