Das Stadtfest hat noch gar nicht angefangen, da gibt es schon den ersten Höhepunkt. Zu dem ist es gestern Nachmittag in der Stadthalle gekommen. Wo wie stets am Stadtfestfreitag – so wie am darauffolgenden Samstag und Sonntag – eine Kinder-Inszenierung geboten wird. In diesem Jahr war wieder Marianne Walter an der Reihe. Die Regisseurin von der Theatergruppe „kreuz & quer“ wechselt sich mit ihren Theater-Produktionen schon seit vielen Jahren mit der Musical-Produktionen bietenden Musikschule ab. Mit „Sams im Glück“ bringt Marianne Walter ihr drittes Sams-Stück auf die Bühne. Und wenn sich an Zwischenbeifall und Schlussapplaus der Erfolg beim Publikum abmessen lässt, dann hat die Regisseurin – die übrigens auch ihre eigene Dramaturgin ist – ganz sicherlich eine gute Wahl getroffen.

Gut besucht und beim Publikum gut angekommen: die Sams-im-Glück-Inszenierung in der Stadthalle.
Gut besucht und beim Publikum gut angekommen: die Sams-im-Glück-Inszenierung in der Stadthalle. | Bild: Jörg Büsche

Gut ausgewählt waren auch die Schauspieler. Allen voran Jack Akob. Der 13-Jährige schulterte die Hauptlast auf der Bühne – und das souverän. Mit größter Gelassenheit spielte er das Sams. Wobei er behänd von der Rolle des rotbeschopften Tunichtguts in die des sich um seinen Zieh-Vater, Herrn Taschenbier, sorgenden Sohnes schlüpfte. Doch auch das Spiel im Spiel, seinen Part als geschäftiger Chef einer Schirmfabrik, meisterte der Dreizehnjährige mit Bravour.

Eine Busfahrt , die ist lustig, vor allem mit 80 Sachen in der Innenstadt.
Eine Busfahrt , die ist lustig, vor allem mit 80 Sachen in der Innenstadt. | Bild: Jörg Büsche

Da ist es dann ein Glücksfall für die Inszenierung, dass die andere tragende Hauptrolle im Stück mit Sigurt Häusler gleichfalls bestens besetzt ist. Auch er überzeugt. Sowohl als schüchtern-wunderlicher Taschenbier wie auch als frecher und stets hungriger Sams-Mutanten, der Busse kapert, in Schokoladenfabriken einbricht, Polizeibeamtinnen völlig verwirrt, Pizzas im Dutzend bestellt und verdrückt und sich Ringkämpfe mit Knastinsassen liefert.

Herr Taschenbier und der Arm des Gesetzes: Renate Hau, Sigut Häusler und Petra Witt.
Herr Taschenbier und der Arm des Gesetzes: Renate Hau, Sigut Häusler und Petra Witt. | Bild: Jörg Büsche

Genauer: Herr Taschenbier nimmt Bullen-Paule in den Schwitzkasten, der wunderbar von Heinz Schwenninger gegeben wird. Als ehemaliger Box-Champion und nun in der Strafanstalt gefürchteter Schläger, der im Hintergrund lässig seine Trainingseinheiten absolviert, während Neuzugang Taschenbier von seinen Mithäftlingen eingehend unter die Lupe genommen wird.

Auf raue Gesellen trifft Herr Taschenbier (Sigurt Häusler) in der Strafanstalt: Thomas Deusch und Klaus Wagner.
Auf raue Gesellen trifft Herr Taschenbier (Sigurt Häusler) in der Strafanstalt: Thomas Deusch und Klaus Wagner. | Bild: Jörg Büsche

Und immer wieder sind es solche Details, die die Waltersche Inszenierung auch für die Erwachsenen im Publikum zu einem großen Vergnügen machen. Bullen-Paules antiquierte Langhanteln zum Beispiel – oder die mit einer efeu-berankten Mauer-Tapete ausstaffierte Bushaltestelle „Markdorf Sams-Platz“ oder das 60-Jahre-Telefon der Taschenbiers oder die von Taschenbier erfundene Schirm-Maschine oder, oder … Ach ja, oder der nach Keksen schreiende Papagei auf Herrn Mons (Thomas Deusch) Arm.

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Dass das Stück selbst doch ein bisschen zu vorausschaubar ist. Dass sich darin keine wirklich überraschenden Wendungen einstellen wollen, ist vor dem Hintergrund der inszenatorischen Einfälle, vor allem aber der schauspielerischen Leistungen leicht zu verschmerzen. Auch vor dem Hintergrund, dass der Text von Paul Maar und Ulrich Limmer am Ende doch so manche Pointe bietet – über die in der Markdorfer Stadthalle junge und ältere Besucher gleichermaßen herzlich lachen konnte.

Etwa wenn der sich unverhofft in ein Sams verwandelnde Herr Taschenbier seinen Arbeitgeber (Klaus Wagner) per Stein-Papier-Schere-Spiel über den Tisch zieht. Oder wenn die Fahrgäste im von Taschenbier gekaperten Bus die rasende Fahrt durch die Innenstadt lauthals genießen.