Die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der hiesigen Tafel zu werfen, hatten Markdorfer am Samstag. Günther Wieth und Reinhard Hendricks, der Vorsitzende des Trägervereins Zukunftswerkstatt und sein Stellvertreter, sowie etliche der ehrenamtlichen Mitarbeiter der Abgabestelle für gespendete Lebensmittel erläuterten den Besuchern, wie sie arbeiten.

Kuchen für die Helfer der ersten Stunde: Renate Jürgensmeyer und Helmut Klinkhammer haben die Tafel von Anfang an unterstützt.
Kuchen für die Helfer der ersten Stunde: Renate Jürgensmeyer und Helmut Klinkhammer haben die Tafel von Anfang an unterstützt. | Bild: Jörg Büsche

Zahl der Kunden geht leicht zurück

Sie erklärten, was sie unternehmen, damit Woche für Woche genügend Obst, Brot, Gemüse und Milchprodukte aus den Lebensmittelgeschäften, aus lebensmittelproduzierenden Unternehmen, von Höfen oder dem Wochenmarkt herbeigekarrt werden, um am Donnerstag, dem „Tafel-Tag“ in Markdorf, Kühlschränke und Regale zu füllen. „Derzeit können wir einen ganz leichten Rückgang unserer Kunden beobachten“, erklärte Günther Wieth am Rande der Veranstaltung.

„Es ist einfach sinnvoll, wenn man so wie hier in der Tafel aktiv etwas gegen die Lebensmittelverschwendung tun kann“, sagt ...
„Es ist einfach sinnvoll, wenn man so wie hier in der Tafel aktiv etwas gegen die Lebensmittelverschwendung tun kann“, sagt Henri Kistner, 16 Jahre, aus Markdorf. | Bild: Jörg Büsche

Vor allem zwei Ziele hatte die Zukunftswerkstatt im Blick, als sie nach einer Pause in diesem Jahr wieder zu einem Tag der offenen Tür einlud. Es ist ihnen ein Anliegen, den Kreis der Helfer und Unterstützer zu erweitern – insbesondere durch junge Erwachsene und Jugendliche – und auch über die anderen Projekte des Vereins zu informieren. Dazu gehören die Bildungsprojekte in der Jakob-Gretser-Schule, wo die Zukunftswerkstatt etwa die Sprachförderung von Erst- bis Drittklässlern unterstützt. Zudem sollte auf zwei aus Sicht der Tafel-Mitarbeiter brennende Probleme hingewiesen werden.

Altersarmut auch in Markdorf immer häufiger

„Der demografische Wandel lässt nicht nur den Anteil der Älteren in unserer Gesellschaft ansteigen“, sagte Günther Wieth. „Er lässt darüber hinaus auch befürchten, dass wir das sich heute schon abzeichnende Problem der Altersarmut in Zukunft kaum noch in den Griff bekommen.“

Renate Etzold und Rosemarie Jürgensmeyer sind die Ansprechpartner für Senioren in der Zukunftswerkstatt.
Renate Etzold und Rosemarie Jürgensmeyer sind die Ansprechpartner für Senioren in der Zukunftswerkstatt. | Bild: Jörg Büsche

Altersarmut gebe es auch immer öfter im wohlhabenden Markdorf. Sie sei verdeckt. Und Hilfe, etwa durch die Tafel, käme kaum an, weil die Betroffenen sich schämen.

Sie nutzen den Tag der offenen Tür, um miteinander zu plaudern: (am Tisch, von links) Edwin Maurer, Traudel Broquere, Helga Todt und ...
Sie nutzen den Tag der offenen Tür, um miteinander zu plaudern: (am Tisch, von links) Edwin Maurer, Traudel Broquere, Helga Todt und Ingrid Kästle sowie (im Hintergrund) Aische Finken. | Bild: Jörg Büsche

Jährlich 6,5 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll

Das zweite Problemfeld sei ökologischer Natur. „Wir Endverbraucher werfen – allein in Deutschland – jährlich rund 6,5 Millionen Tonnen Lebensmittel auf den Müll“, erklärte Reinhard Hendricks. Das sei eine Verschwendung in unglaublichen Ausmaßen. Sie entspreche einem Warenwert von 18 Milliarden Euro. Und vor allem hinterlasse sie einen gänzlich unnötigen, aber riesigen ökologischen Fußabdruck.

Im Gespräch über Altersarmut und Umwelt: (von links) Marianne Ulbrich, Annemarie Hendricks, Margit Baumgartner sowie Renate und Franz Beer.
Im Gespräch über Altersarmut und Umwelt: (von links) Marianne Ulbrich, Annemarie Hendricks, Margit Baumgartner sowie Renate und Franz Beer. | Bild: Jörg Büsche

Denn für die 6,5 Millionen Tonnen hätten keine Felder bewässert und gepflügt, keine Kühe gefüttert, gemolken und geschlachtet, kein Brot gebacken, eingepackt und transportiert werden müssen, so Wieth.