Die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der hiesigen Tafel zu werfen, hatten Markdorfer am Samstag. Günther Wieth und Reinhard Hendricks, der Vorsitzende des Trägervereins Zukunftswerkstatt und sein Stellvertreter, sowie etliche der ehrenamtlichen Mitarbeiter der Abgabestelle für gespendete Lebensmittel erläuterten den Besuchern, wie sie arbeiten.

Zahl der Kunden geht leicht zurück
Sie erklärten, was sie unternehmen, damit Woche für Woche genügend Obst, Brot, Gemüse und Milchprodukte aus den Lebensmittelgeschäften, aus lebensmittelproduzierenden Unternehmen, von Höfen oder dem Wochenmarkt herbeigekarrt werden, um am Donnerstag, dem „Tafel-Tag“ in Markdorf, Kühlschränke und Regale zu füllen. „Derzeit können wir einen ganz leichten Rückgang unserer Kunden beobachten“, erklärte Günther Wieth am Rande der Veranstaltung.
Vor allem zwei Ziele hatte die Zukunftswerkstatt im Blick, als sie nach einer Pause in diesem Jahr wieder zu einem Tag der offenen Tür einlud. Es ist ihnen ein Anliegen, den Kreis der Helfer und Unterstützer zu erweitern – insbesondere durch junge Erwachsene und Jugendliche – und auch über die anderen Projekte des Vereins zu informieren. Dazu gehören die Bildungsprojekte in der Jakob-Gretser-Schule, wo die Zukunftswerkstatt etwa die Sprachförderung von Erst- bis Drittklässlern unterstützt. Zudem sollte auf zwei aus Sicht der Tafel-Mitarbeiter brennende Probleme hingewiesen werden.
Altersarmut auch in Markdorf immer häufiger
„Der demografische Wandel lässt nicht nur den Anteil der Älteren in unserer Gesellschaft ansteigen“, sagte Günther Wieth. „Er lässt darüber hinaus auch befürchten, dass wir das sich heute schon abzeichnende Problem der Altersarmut in Zukunft kaum noch in den Griff bekommen.“

Altersarmut gebe es auch immer öfter im wohlhabenden Markdorf. Sie sei verdeckt. Und Hilfe, etwa durch die Tafel, käme kaum an, weil die Betroffenen sich schämen.

Jährlich 6,5 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll
Das zweite Problemfeld sei ökologischer Natur. „Wir Endverbraucher werfen – allein in Deutschland – jährlich rund 6,5 Millionen Tonnen Lebensmittel auf den Müll“, erklärte Reinhard Hendricks. Das sei eine Verschwendung in unglaublichen Ausmaßen. Sie entspreche einem Warenwert von 18 Milliarden Euro. Und vor allem hinterlasse sie einen gänzlich unnötigen, aber riesigen ökologischen Fußabdruck.

Denn für die 6,5 Millionen Tonnen hätten keine Felder bewässert und gepflügt, keine Kühe gefüttert, gemolken und geschlachtet, kein Brot gebacken, eingepackt und transportiert werden müssen, so Wieth.
Kunden und Kontakt
- Kunden nennen die Tafel-Mitarbeiter jene Bedürftigen, die im Tafel-Laden Lebensmittel in Empfang nehmen können – zumeist für eine ganze Familie. Aktuell sind das Reinhard Hendricks zufolge rund 200 Menschen. 200 Familien bedeuten etwa 600 Lebensmittelempfänger in und rund um Markdorf. Die meisten, etwa 60 Prozent, sind nach Vereinsangaben Deutsche, es folgen Kunden, die aus Syrien, Afghanistan und der Türkei stammen. Hiervon komme die Hälfte aus Markdorf, zehn Prozent aus Salem, weitere zehn Prozent aus Bermatingen sowie siebeneinhalb und sieben Prozent aus Meersburg und Oberteuringen.
- Kontakt zum Trägerverein: zukunftswerkstatt-markdorf@t-online.de