Herr Riedmann, laut Beratungsunterlagen des Gemeinderates befindet sich der Weinbaubetrieb des Spitalfonds in einer negativen wirtschaftlichen Gesamtsituation, obwohl Optimierungsmaßnahmen in die Wege geleitet worden seien. Nennen sie Beispiele, wie entgegengesteuert wurde, sowie Faktoren, die ursächlich für die Schieflage sind.
Die Gesamtanbaufläche ist eher zu klein, um mit dem trotzdem notwendigen Maschinenpark effizient betrieben zu werden. Dazu kommt, dass noch nicht alle Rebflächen in den Steillagen für die maschinelle Arbeit bereit sind. Es muss also mehr in Handarbeit erledigt werden, was wiederum die Personalkosten in die Höhe treibt. Es wurden vom Team im Stundeneinsatz pro Hektar in den vergangenen drei Jahren bereits Optimierungen erreicht.
Weitere Verbesserungen hätten nun aber Flächenerweiterungen und Veränderungen in der Bestockung, zur Ermöglichung der maschinellen Bearbeitung, sowie die entsprechende Erweiterung des Fuhrparks erfordert. Diese hohen Anfangsinvestitionen, hätten das aktuelle Ergebnis wieder deutlich beeinträchtigt und sich erst nach Jahren bezahlt gemacht. Vor dem Hintergrund der aktuellen Gesamtsituation im Spital, haben wir hier einen anderen Weg eingeschlagen.
Warum ist die Lösung eines Pachtvertrags mit dem Winzerverein Hagnau im Vergleich zu anderen Alternativen gewählt worden?
Der Winzerverein Hagnau baut bereits seit Jahrzehnten die in Markdorf geernteten Trauben zum Markdorfer Wein aus. Die Zusammenarbeit hat immer bestens funktioniert und es gab keinen Grund, diese gut funktionierende Partnerschaft zu beenden.
Die Vertragsdauer ist auf 30 Jahre angesetzt – weshalb drei Jahrzehnte und nicht kürzer oder länger?
Dies entspricht nach Aussage des Winzervereins Hagnau dem Lebenszyklus der Rebstöcke.
Nun könnten Liebhaber Markdorfer Weines anführen, durch den angestrebten Pachtvertrag mit dem Winzerverein Hagnau gebe die Stadt ihre Einflussmöglichkeiten auf den Weinbaubetrieb aus der Hand, was womöglich zu Qualitätsverlusten führen könnte. Was entgegnen Sie, um solche Befürchtungen zu entkräften?
Der Winzerverein Hagnau will in die Vermarktung des Markdorfer Weines einsteigen, hat also das größte Interesse, eine dafür geeignete hervorragende Qualität beim Ausbau zu erzielen. Bei der Quotierung von Sorten und Qualitätsbezeichnungen insbesondere für unseren städtischen Bedarf werden wir uns ein Mitspracherecht sichern. Überdies gelten die Markdorfer Weinberge als außerordentlich attraktive und gute Lagen im Bodenseeraum.
Rebmeister Hubert Gutemann wird mittels Arbeitnehmerüberlassungsvereinbarung weiterhin tätig sein – behält er auch seine Entscheidungskompetenzen wie bisher?
Herr Gutemann wird über die Arbeitnehmerüberlassung für den Winzerverein Hagnau tätig sein und als Teil des Hagnauer Teams mit all seinen Kompetenzen und Erfahrungen auch die Arbeit an der Wangener Halde fortführen.
Die Stadt Markdorf bezieht wie bisher die Markdorfer Weine mit exklusivem Etikett für Empfänge und Jubilargeschenke – bedeutet das, die Stadt Markdorf behält das volle Kontingent und die Markdorfer Weine werden separat gekeltert und ausgebaut?
Die Markdorfer Trauben wurden bisher und werden zukünftig immer separat gekeltert und die Stadt Markdorf hat ihren Bedarf aus dieser Produktion gedeckt, jeweils aber nur einen Bruchteil der Gesamtproduktion benötigt und bezogen.
Die Pächterin – eine GmbH des Winzervereins Hagnau – darf laut Beratungsunterlagen eine eigene Edition garantiert Markdorfer Weine mit eigenem Etikett und korrekter Lagenbezeichnung etablieren. Diese Edition soll für den Vertrieb insbesondere an Markdorfer Gastronomiebetriebe zur Verfügung stehen. Skizzieren Sie bitte kurz, wie das funktioniert.
Jene Teile der Produktion aus Markdorfer Trauben, die die Stadt nicht für ihre Zwecke beziehen wird, werden zukünftig in einer weiteren Edition Markdorfer Weins über die Vertriebsstrukturen des Winzervereins Hagnau in den Vertrieb gehen. Ich gehe davon aus, dass dieser Vertrieb sich nicht nur auf die Gastronomie beziehen wird.
Fragen: Toni Ganter
Zur Person
Georg Riedmann ist Diplom-Orchestermusiker und seit September 2013 als Nachfolger von Bernd Gerber Bürgermeister von Markdorf. Von 2003 bis 2013 war er zuerst Kulturamtsleiter, dann Leiter des Amtes für Kultur, Tourismus und Marketing der Stadt Donaueschingen. Bevor Riedmann die Verwaltungslaufbahn eingeschlagen hatte, war er von 1990 bis 2001 Violinist im Sinfonieorchester Basel. Wegen Beschwerden an der linken Hand musste er seinen Beruf als Musiker aufgeben und sich neu orientieren. Von 2001 bis 2003 absolvierte er daher ein Studium in Kulturmanagement an der PH Ludwigsburg. Riedmann ist Mitglied der CDU und gehört der CDU-Fraktion im Kreistag an. (gup)