Seufzer wie „ist das ein Stress„ oder „bin ich gestresst“, kommen so manchem im Berufsleben täglich über die Lippen. Auch privat, wenn das Familienleben, Hobby oder Freunde zu kurz kommen. Wie der zertifizierte Markdorfer Business Coach Roland M. Löscher dieser Tage in einer Studie des Forsa-Instituts entdeckt hat, steht bei den Deutschen der Wunsch nach weniger Stress allgemein ganz oben auf der Liste für das Jahr 2020 – gleichauf sei der Wunsch, mehr Zeit mit der Familie und mit Freunden zu verbringen.

Löscher hat ein paar Tipps parat, wie es gelingen kann, Stress zu verringern. Dazu sei es zunächst wichtig, zu verstehen, wie Stress entsteht. Und er stellt eine Gegenfrage: „Warum glauben wir, dass Stress entsteht? Man erlebt etwas und es kommen Gedanken der Überforderung, ein Gefühl der Unsicherheit auf – das löst Stress aus.“ Das könne beispielsweise die Angst sein, im Beruf die mehr werdenden Aufgaben nicht mehr zu schaffen und dass die Familie zu kurz kommt.
Vorsicht vor dem „gnadenlosen inneren Antreiber“
Und dann schnappe sozusagen die Falle in der jeweils eigenen Gefühls- und Gedankenwelt zu. Löscher spricht vom „gnaiA“, vom „gnadenlosen inneren Antreiber“. Und der bewirkt nach Ansicht von Löscher, dass die meisten Menschen, die Stress erleben, noch mehr Gas geben: früher aufstehen, schneller oder länger arbeiten, um das Arbeitspensum zu bewältigen. Das sei ein fataler Fehler, sagt der Coach.
Redensarten geben Hinweise auf Lösungsansatz
Der richtige Ansatz sei hingegen, nicht gleich Gas zu geben, sondern im Gegenteil eine Pause einzulegen. Löscher verweist auf gängige Redensarten, die auf einen solchen Ansatz hindeuten: beispielsweise „immer mit der Ruhe“ oder „in der Ruhe liegt die Kraft“.
Erst einmal Ruhe bewahren und Liste erstellen
Und jede oder jeder müsse sich selbst die Frage stellen, ob die neue Herausforderung wirklich so schwierig sein werde, wie zunächst befürchtet. „Dabei darf es nicht bei bloßen Gedankenspielen bleiben, das muss sichtbar gemacht werden“, erklärt Löscher. Wie das gehen soll? Klingt verblüffend einfach, als der Coach auf ein paar wesentliche Schritte verweist: Ruhe bewahren; beispielsweise auf einem Zettel eine Aufgabenliste erstellen; den nötigen Zeitbedarf abschätzen; eine Rangfolge setzen – sprich, was muss wirklich noch am selben Tag erledigt werden, was am nächsten oder übernächsten Tag?; falls möglich Aufgaben verteilen, also delegieren.
Stress für sich genommen ist laut Löscher nicht immer sofort negativ. Er nennt das Beispiel eines Sportlers beim 100-Meter-Lauf: auf die Plätze – sich auf die Aufgabe auf den Lauf konzentrieren; fertig – im Körper baut sich Spannung auf; los – der sozusagen erlösende Startschuss fällt, um die Aufgabe/den Lauf zu bewältigen.
Auf Erholungsphasen achten und diese einhalten
Im übertragenen Sinn bedeutet dies laut Löscher, Aufgaben schrittweise nacheinander abzuarbeiten. „Dabei ist es wichtig, dass immer wieder eine Erholungsphase kommt. Im Idealfall nach zwei Stunden eine Pause von zehn Minuten einlegen, um die Sinne zu entspannen. Und Finger weg vom Handy. Besser kurz frische Luft schnappen, sofern möglich oder zum Fenster hinaus schauen und die Seele baumeln lassen.“ So sei es möglich, auch ein größeres Arbeitspensum zu bewältigen, ohne in Stress zu geraten.
Und um mehr Zeit für die Familie, Partner und Freunde freizuschaufeln, könne letztlich dieselbe Methode angewendet werden. Die Situation klären, wie viel Zeit bisher mit Familie und Freunden verbracht worden ist. Ein Ziel setzen, wie viel Zeit mehr es werden soll – und wenn es zunächst auch lediglich kleine Schritte der Verbesserung sind.
Vergleiche mit anderen vermeiden
Und auf die Frage, „wie kann man sein Leben etwas glücklicher gestalten?“ ist Löscher zu folgendem Schluss gekommen: „Dazu genügen eigentlich zwei Fragen: Wofür kann ich heute dankbar sein? Worauf freue ich mich morgen?“ Ach ja, das noch: „Der sicherste Weg, sich unglücklich zu machen, ist, sich mit anderen zu vergleichen.“