Eine aktuelle Statistik des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) zeigt: Die Führerscheinprüfung wird für viele Fahrschüler zunehmend zur Herausforderung. Laut den Zahlen für 2017 fiel in Deutschland etwa jeder Dritte durch. Die größten Probleme bereitete die Theorieprüfung. Worauf die schlechten Zahlen zurückzuführen sind, lässt die Statistik allerdings offen. Die Markdorfer Fahrlehrer und ihre Schüler haben dazu eigene Theorien.
Schüler mit generellen Lernproblemen tun sich schwer
Manche Fahrschüler, so stellt Berti Kappenstein von der Fahrschule FahrFit fest, nehmen die Theorieprüfung einfach zu locker. Es gebe aber auch Fahrschüler, die generell Lernprobleme hätten und sich deshalb schwertun. Der Fahrlehrer sieht die Durchfallquote bei seinen Schützlingen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. "Wir bereiten unsere Fahrschüler gründlich auf die Prüfung vor und melden sie erst an, wenn sie unserer Einschätzung nach den Anforderungen genügen können", erklärt er.

Mit Fleiß und logischem Denken zum Ziel
Mirko Behnke aus Immenstaad hat den Führerschein bereits und begleitet seinen Bruder in die Fahrschule. "Mit ein bisschen Lernen und logischem Denken ist die Theorieprüfung gut zu schaffen", sagt er.

Probleme mit der Lernmotivation
Martin Kuon von der gleichnamigen Fahrschule ist überzeugt: Die hohen Durchfallquoten lassen sich nicht auf eine schlechte Ausbildung in den Fahrschulen zurückführen. Dennoch, so schätzt er, schaffen auch bei ihm etwa ein Drittel der Fahrschüler die Theorieprüfung im ersten Anlauf nicht. "Die Lernmotivation ist häufig eingeschränkt, viele nehmen die Prüfung zu sehr auf die leichte Schulter", sagt er.
Schüler empfinden Trainings-App als sehr hilfreich
Der 18-jährige Dennis hat schon einige Theoriestunden bei Kuon hinter sich. Er fand die Prüfungsaufgaben anfangs ziemlich schwer. Inzwischen hat er auf seiner Trainings-App 33 Stunden geübt und 5500 Fragen beantwortet. Er freut sich auf den Führerschein, erzählt er, denn dann könne er mit dem Auto zur Schule fahren. Seine Mitstreiterin Hasret wird demnächst 17 und möchte den Führerschein in der Tasche haben, bevor der Lernstress für das Abitur startet. "Manche Fragen haben es in sich, aber mithilfe der Lern-App sind die irgendwann kein Problem mehr", sagt sie.
Defizite in der Feinmotorik
Nach Ansicht von Michael Ruff, Inhaber der Fahrschule Schmid, spiele bei den hohen Durchfallquoten in der Theorie auch der fehlende Druck, die Prüfung zu bestehen, eine Rolle. Man könne schließlich so oft antreten, wie man wolle. Dazu seien für viele Fahrschüler Freizeitaktivitäten wichtiger, als für die Prüfung zu lernen. Die sogenannte Generation Z der Jahrgänge 1997 bis 2012 würde auch mehr Zeit an Tablet, Computer oder Handy verbringen. "Dies führt zu Defiziten in der Feinmotorik, die sich mitunter in mangelndem Gefühl für Lenkbewegungen zeigen, gerade beim Rückwärtsfahren."

Fahrlehrer Ruff rät: Nicht zu früh zur Prüfung antreten
Ruff vermutet weiter, dass viele Fahrschulen die Schüler zu früh zur Prüfung anmelden. Ein Scheitern sei dann vorprogrammiert. Sein Credo: "Lieber zwei Fahrstunden mehr und entspannt in die Prüfung gehen." So wie Amelie Freibott, die nach bestandener Theorieprüfung kurz vor der praktischen Fahrprüfung steht. "Die meisten meiner Freunde haben beim ersten Mal bestanden", erzählt sie. Ruff ist stolz auf seine Fahrschüler. Die Durchfallquote in der praktischen Prüfung liege bei nur etwa zehn Prozent.
Die Statistik
Betrachtet man alle Führerscheinklassen zusammen, so lag die Durchfallquote im Jahr 2017 in Deutschland in der Theorieprüfung bei rund 38 Prozent, in der praktischen Prüfung bei etwa 28 Prozent. Baden-Württemberg bewegt sich mit ebenfalls knapp 38 Prozent (Theorie) und rund 24 Prozent (Praxis) leicht unter dem Bundesniveau. Insgesamt wurden 2017 im Ländle 266 317 theoretische und 229 973 praktische Prüfungen abgelegt. Informationen im Internet:
www.kba.de