Herr Berger, für Querbeat startet mit dem Auftritt beim Markdorf Open Air am 18. Mai die diesjährige Festival-Saison. Wie groß ist die Vorfreude?
Wir starten in Markdorf in den Sommer. Direkt am Bodensee haben wir noch nicht gespielt, im Süden Deutschlands schon öfter. Wir freuen uns darauf, neue Leute kennenzulernen und uns neue Fans zu erspielen. Das ist immer ein Ziel und daher ist es ein super schöner Start.
Kennen Sie die Region rund um den Bodensee?
In Lindau haben wir mal einen Stopp gemacht, paar von uns waren auch schon mal in Bregenz. Ansonsten haben wir wenig Berührungspunkte, wir wissen nur, dass es sehr schön sein soll. In Lindau war der Blick auf den Bodensee sehr mediterran.
Besteht an einem Tourtag Zeit, sich euch etwas von der Stadt, anzuschauen, in der das Konzert stattfindet?
Leider ist alles meist sehr gut durchgetaktet. Wir versuchen, es zu steuern und einen Bezug zu der Stadt zu entwickeln und diese zu erkunden. Es ist uns wichtig, uns mit der Gegend vertraut zu machen. Es ist Philosophie von unseren Konzerten, dass es ein Miteinander zwischen dem Publikum und uns gibt. Da ist es wichtig zu wissen, mit wem man es zu tun hat – beidseitig.
Worauf darf sich das Publikum freuen, für was steht Querbeat?
Querbeat steht vor allem für Überraschungen und das wir uns genremäßig nicht festlegen lassen. Es kann alles passieren, von Punk bis Ska bis zu ruhigen Nummern. Alles zwischen völliger Ekstase bis Tränchen in den Augen soll dabei sein. Und wir bringen Flamingos mit. Das sind natürlich keine echten, aber wir machen da eine wilde pinke Party draus, bei der jeder Besucher alles fallen lassen kann. Man muss nicht tanzen können, darf aber auf jeden Fall rauslassen, was so in einem steckt. Dafür treten wir an, um Markdorf aufzurütteln.
Gute Laune, Party, ausgelassene Stimmung – wie schafft es die Band, dass der Funke zum Publikum überspringt und macht es einen Unterschied, ob man vor 200, 2000 oder 20.000 Leuten spielt?
Das ist etwas, was man sich oft fragt. Wir haben ganz klein als Schülerband angefangen, haben dann Straßenmusik gemacht und sind über die Clubs auf die großen Festivals gekommen. Wir haben es lieben gelernt, auch vor 200 Leuten zu spielen, weil man eine komplette Energie in einem Raum spürt. Gleichzeitig ist es total stimmungsvoll draußen zu spielen und diese Energie auf die Leute und den Moment zu übertragen. Da gibt es kein Geheimkonzept. Wir sagen ganz selbstbewusst, dass das Publikum auch gefordert ist, wir machen das Ding nicht alleine. Man merkt von den ersten Momenten an, ob es gegenseitige Liebe ist oder nicht. Wir hatten glücklicherweise noch nie Abneigung und sind auch optimistisch, dass es in Markdorf eine wunderbare frühsommerliche Symbiose gibt.
Wie ist es vor einem Publikum aufzutreten, dass einen noch nicht oder gar nicht gut kennt? Ist das eine besondere Herausforderung?
Wir wollten immer Musik machen, das war immer schon unsere DNA. Da möchte man weiter und es gibt nichts Spannenderes, als neue Menschen mit der eigenen Musik zu erreichen und zu sehen, da kommt was an, die verstehen die Texte, die fühlen den Beat und den Moment genauso wie wir. Wir sind dankbar, dass wir das erleben dürfen und das wir die Chance haben, mit unserer Musik ein Land zu bereisen oder an den Bodensee zu kommen. Da empfinden wir einfach pure Lust drauf.
Welchen Musikstil zeichnet Querbeat aus?
Heute würde ich ihn als Future Brass Punk bezeichnen. Blasmusik zukunftsgewandt mit einer Brise Punk. Bei uns geht es schon sehr ab, wenn wir auf der Bühne sind. Aber wir haben tatsächlich mit Jazz angefangen, wir waren eine Jazz-Bigband. Dann haben wir viel Latin gemacht. Uns kann man nicht direkt auf einen Stil festnageln. Die Blasinstrumente ermöglichen auch einen Zugang zu Pop, sodass auf der Bühne eine explosive Mischung entsteht. Wir haben auch viel Hip Hop und Rap drin, sodass sich eigentlich jeder was aussuchen kann, womit er nach dem Konzert nach Hause gehen kann.
Querbeat spielt seit über 20 Jahren zusammen, wie funktioniert das?
Das ist schon eine witzige Story. Wir kriegen das mit 13 Leuten gut gewuppt. Wenn es um politische Haltungen oder Meinungen zu Auftritten geht, dann sind wir sehr klar. Wir engagieren uns sehr gegen Rechts und wenn uns etwas zu kommerziell ist, dann müssen wir auch nicht lange diskutieren, sondern verzichten dann auch auf das Geld. Wir wissen, ob etwas zu unserer Seele, zu unserer DNA, die wir gemeinsam entwickelt haben, passt. Das ist sehr angenehm. Wenn wir Entscheidungen treffen, sind wir ein diplomatisches Rudel. Auf Tour sind wir häufig mit Nightlinern unterwegs und hängen da mit 24 Leuten drin. Das ist schon eine Herausforderung, aber Hotel und einzeln fahren, ist einfach nicht unser Stil. Es fühlt sich besser an, wenn die Familie zusammen unterwegs ist.

Es geht mit dem dritten Studioalbum „Radikal positiv“ auf Tour, dass 2021 mitten in der Corona-Pandemie veröffentlicht wurde. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Für eine Band, die gerne und so viel live spielt, war die Einschränkung nicht live spielen zu dürfen, intensiver als für Radiokünstler. Für uns war das ein heftiger Schlag und so eine Ungewissheit stellt ein ganzes Kollektiv auf die Probe. Wir haben uns irgendwann in die Augen geguckt und gesagt, entweder Vollgas voraus oder vielleicht war es das. Wir haben einen neuen Proberaum, eigene Studios aufgebaut, haben renoviert. Wir haben versucht, uns so breit wie möglich aufzustellen, um am Start zu sein, wenn es wieder losgeht. Wir haben das Album geschrieben, obwohl der Titel „Radikal positiv“ schon vor Corona stand. Wir sind sehr happy mit dem Album, hätten es gerne mehr und auch früher live gespielt.
Wie geht es 2023 weiter?
Wir sind auf wunderbaren Festival und es wird noch die oder andere Überraschung geben. Ab dem Konzert in Markdorf bis September sind wir jedes Wochenende unterwegs und dürfen deutschland- und europaweit Konzerte spielen.
Wünsche für die Zukunft?
Wir wünschen uns, dass es so weiter geht. Dass sich Leute neu in uns verlieben und die bereits ins uns verliebt sind, uns treu bleiben. Dass die ganze Querbeat-Familie, die bereits auf Konzerten war, größer wird, sich verträgt und lieb zueinander ist. Wenn das so bleibt, kommt alles andere von selbst.