Die Kontaktsperre gilt vorerst bis 3. Mai, der Kindergarten bleibt auf unbestimmte Zeit weiter geschlossen. Die Reaktionen in unserer Familie? Mein fünfjähriger Sohn seufzt ein resigniertes „Noch länger“ und wendet sich dann wieder dem Lego-Raumschiff zu. Emma hingegen bekommt einen regelrechten Wutanfall. Für meinen Mann ändert sich nichts, er geht weiterhin regulär zur Arbeit.
Und ich? Nun ja, um ehrlich zu sein war ich alles zugleich: traurig, enttäuscht, wütend, froh, erleichtert. Ich verstehe die Entscheidung und die Zeit zuhause hat durchaus ihre Vorteile und viele schöne Seiten. Die Kinder haben jetzt ein Trampolin im Garten, wir bauen einen Unterstand für ihre Fahrzeuge, wir beobachten die Kühe auf dem Feld gegenüber, Emma und Moritz rasen mit Roller und Bobbycar den Hügel hinunter, wir backen und lesen gemeinsam ganze Bücher.
Ich freue mich, dass wir seit Wochen nicht mehr Auto gefahren sind und unsere Milch endlich regelmäßig beim Bauern holen. Trotzdem hätte ich nie gedacht, wie sehr mir meine Arbeit, die Kolleginnen, die Schüler und Schülerinnen, der Ausgleich fehlen würden. Und auch, wie anstrengend ich die ganze – trotz allem normale – Geschwisterstreiterei empfinden würde, wenn man einfach nur zuhause ist. Wie dünn meine Nerven werden, wenn der Kontakt zu anderen fehlt, der Austausch oder auch mal eine verständnisvolle Umarmung. Und trotz allem – irgendwie gehört Corona halt jetzt dazu.
Kinder thematisieren Corona in ihren Spielen
So hat zum Beispiel die Freundin meines Sohnes das „Corona-Fangi“ erfunden. In zwei Meter Entfernung bleibt man stehen, schlägt in die Luft und ruft „Hab dich“. Fangi mit dem nötigen Abstand eben. Genauso habe ich Emma neulich im Sandkasten beobachtet, sie spielte Bäckerei. „Mama, es macht ja nichts, wenn es nur eine Sorte Brot gibt, oder?! Weil der Rest wurde wegen Corona nicht geliefert“, rief sie mir zu. Es heißt also weiter und das Beste draus machen.
Auf Anregung aus meiner alten Heimat haben wir gemeinsam mit Freunden ein Spiel initiiert. Wir möchten eine möglichst lange Steineschlange entstehen lassen.
Jeder Stein steht dabei für jemanden, der zuhause ist – ob aufgrund von geschlossenen Schulen, Homeoffice oder verschobenem Studium. Jeder kann mitmachen.

Einfach einen oder auch mehrere Steine bunt bemalen, einen Spaziergang oder eine Radtour machen und die Steine an die bereits bestehenden Steineschlangen zwischen Lipbach und Markdorf-Süd ablegen.
Zwei Schilder zeigen den Beginn – und hoffentlich muss man bald nicht mehr lange suchen, um die Steine zu entdecken.
Unsere Kinder freuen sich riesig, jeden Tag nachzuschauen, ob die Schlange gewachsen ist. Also, machen Sie doch mit – ein Spiel für alle, aber ohne Kontakt.
Haben Sie auch Tipps, Ideen, Bastelvorschläge? Dann mailen Sie uns – gerne mit Foto – an: markdorf.redaktion@suedkurier.de