Herr Riedmann, die Stadt muss für ein Konzept zur neuen Nutzung des Bischofschlosses Fristen beachten, um bereits erhaltene Fördergelder sowie eine weitere zugesagte Förderung durch das Land nicht zu verspielen. Wie steht es um diese Fristen und was unternimmt die Stadt aktuell?

Die Frist bis zum April 2022 mit einer Verlängerungsoption um zwei Jahre berührt das Bischofschloss nach der Entscheidung, das Rathaus dort nicht unterzubringen, nur am Rande. Es ist die Frist, innerhalb der ein Konzept für das Sanierungsgebiet Innenstadt in die Umsetzung gehen muss. Deshalb arbeiten wir aktuell sehr flott an der Sanierung und dem Umbau des Rathauses weiter. Das Rathaus ist für uns wieder im Fokus des Fördergebietes. Wir werden die Aufgabe Bischofschloss ernst nehmen und angehen, sobald Rathausentwicklung und die noch wichtigere Schulentwicklung grundsätzlich aufgegleist sein werden.

Wir haben nach längerer Pause in den vergangenen Wochen wieder das Bischofschloss thematisiert, auch, weil es erkennbar aus dem Fokus gerückt ist und weil in der öffentlichen Wahrnehmung dort Stillstand herrscht.

Wir haben uns im vergangenen Frühjahr nach dem Bürgerentscheid an zwei Beteiligungsveranstaltungen mit den Konsequenzen des Ergebnisses auseinandergesetzt und viele Impulse für die zukünftige Diskussion sammeln können. Wir hatten damals aber auch sehr deutlich auf die oben bereits genannte Priorisierung unserer Aufgaben hingewiesen. Die jüngste Berichterstattung im SÜDKURIER belebt die hinter uns liegende Wahlkampfdiskussion neu. Das ist rückwärtsgewandt und wird nicht helfen, die Probleme miteinander und konstruktiv zu lösen. Ein Hinweis muss aber sein: Zur von uns kommunizierten Pacht für die Gebäude ohne Ausstattung in Höhe von 48 000 Euro pro Jahr ist nichts hinzuzufügen.

Auf diesem Luftbild ist das Sanierungsgebiet Innenstadt zu sehen: Links unten das Bischofsschloss, rechts in rosafarbenem Anstrich das ...
Auf diesem Luftbild ist das Sanierungsgebiet Innenstadt zu sehen: Links unten das Bischofsschloss, rechts in rosafarbenem Anstrich das Rathaus, in der Mitte darüber der Marktplatz und die Nikolaus-Kirche. | Bild: Gerhard Plessing

Wie sähen denn entsprechende Berechnungen der Stadtverwaltung einer potenziellen Pacht für ein Hotel im Schloss aus?

Grundlage für die Kaufpreisverhandlungen mit dem damaligen Eigentümer war ein seinerzeit angefertigtes Ertragswertgutachten einer öffentlich bestellten und vereidigten Immobiliengutachterin. In diesem Gutachten wurde für die Hotelnutzung im Schloss eine Monatspacht für die Gebäude ohne Ausstattung von 36 000 Euro als realistische Zielmarke ermittelt.

Bürgermeister Georg Riedmann: „Zu den Zahlen der Initiative kann ich nur sagen: Man sollte die Beurteilung von Chancen für ein ...
Bürgermeister Georg Riedmann: „Zu den Zahlen der Initiative kann ich nur sagen: Man sollte die Beurteilung von Chancen für ein Hotel nicht nur engagierten Privatleuten überlassen, die über das Sanieren und Bauen im denkmalgeschützten Bereich und den Hotelbetrieb womöglich nicht alle Kenntnisse haben.“ | Bild: Lukas Reinhardt

Das heißt, sowohl die Zahlen von Ex-Hotelpächter Bernd Reutemann wie auch die der Initiative, über die wir ebenfalls berichtet hatten, sind aus der Luft gegriffen?

Herr Reutemann hat das Hotel erfolgreich und mit Herzblut geführt. Das haben wir auch in der Vergangenheit immer betont. Aber der Eigentümer hat diesen Erfolg durch die Festsetzung der Pachthöhe maßgeblich ermöglicht. Zu den Zahlen der Initiative kann ich nur sagen: Man sollte die Beurteilung von Chancen für ein Hotel nicht nur engagierten Privatleuten überlassen, die über das Sanieren und Bauen im denkmalgeschützten Bereich und den Hotelbetrieb womöglich nicht alle Kenntnisse haben. Um den Leserinnen und Lesern des SÜDKURIER ein rundes Bild zu den Potenzialen eines Hotelbetriebes im Schloss zu bieten, sollte vom SÜDKURIER also zumindest auch ein professioneller unabhängiger Hotelentwickler befragt werden.

Das Thema Bischofschloss fällt der Stadt immer wieder auf die Füße, weil vor allem zu Beginn, als es um den Kauf des Schlosses ging, nicht zeitnah genug umfassend und transparent informiert wurde.

Wir würden heute vielleicht den einen oder anderen Schritt anders machen. Es stand jedoch zu Beginn der Gespräche seitens des Hotelbetreibers der ausdrückliche Wunsch im Raum, schnell zu entscheiden. Er wünschte keine öffentliche Diskussion über den Fortbestand des Hotelbetriebes. Ich bin diesem Wunsch aus Respekt vor dem Unternehmer und seinem Team nachgekommen.

Bürgermeister Georg Riedmann: „Für uns sind grundsätzlich alle denkbaren Betreibermodelle diskussionswürdig. Fest steht lediglich, ...
Bürgermeister Georg Riedmann: „Für uns sind grundsätzlich alle denkbaren Betreibermodelle diskussionswürdig. Fest steht lediglich, dass wir, die Stadt, die Sanierung und Umnutzung des Schlosses in den nächsten zehn Jahren alleine nicht schaffen werden.“ | Bild: Markdorf Marketing

Wie lautet denn nun und Stand jetzt das konkrete Ziel für die Stadtverwaltung?

Wenn das Projekt Bischofschloss wieder Fahrt aufnehmen wird, benötigen wir vor allem eine Objektivierung. Eine Objektivierung der notwendigen Sanierungsaufwendungen, der denkbaren Nutzungsoptionen und der denkbaren Betreibermodelle. Damit hoffentlich dann gelingt, möglichst gemeinsam an einem großen Ziel zu arbeiten. Für uns sind grundsätzlich alle denkbaren Betreibermodelle diskussionswürdig. Fest steht lediglich, dass wir, die Stadt, die Sanierung und Umnutzung des Schlosses in den nächsten zehn Jahren alleine nicht schaffen werden. Unser Ziel muss es also sein, ein Wettbewerbsverfahren für ein Investoren- und Betreibermodell auf den Weg zu bringen. Wir waren bereits über das vergangene Jahr hinweg in Kontakt mit potenziellen und in diesem Bereich erfahrenen und leistungsfähigen Investoren, um in Sondierungsgesprächen herauszufinden, welche Ideen, Bedingungen und Anforderungen sie für ein Engagement in Markdorf hätten. Eines ist dabei vor allem klargeworden: Investoren kommen gerne, wenn eine positive Grundstimmung zu einem Projekt besteht. Sie kommen nicht, wenn zu befürchten steht, dass das Engagement kontrovers diskutiert wird. Daher ist die genannte Objektivierung vordringlich.

Das könnte Sie auch interessieren

Haben Sie da schon konkretere Vorstellungen zu einem solchen Investorenwettbewerb?

Wir haben im vergangenen Jahr bekanntlich bereits ein Büro für die Vermarktung eines kleinen Gewerbeparks im Gewerbegebiet Riedwiesen beauftragt, wo sich dann zum Beispiel kleinere Start-ups oder dergleichen ansiedeln können. Wenn dieses Modell im Kleinen funktioniert, könnte das für uns ein Beispiel dafür sein, wie man einen solchen professionellen Wettbewerb für die große Aufgabe Bischofschloss auf den Weg bringen könnte.

Hängt quasi am seidenen Faden: Das Wappen des Bischofschlosses muss mit einem Spanngurt gesichert werden.
Hängt quasi am seidenen Faden: Das Wappen des Bischofschlosses muss mit einem Spanngurt gesichert werden. | Bild: Helmar Grupp

Welchen Zeitrahmen haben Sie dafür im Auge?

Vordringlich sind jetzt, wie bereits gesagt, das Rathaus und die Schulentwicklung. Für letztere werden wir die Beschlüsse zur Umsetzung der Turnhalle und zur Sanierungsplanung der Gretser-Schule kurzfristig fassen. 2021 müssten wir dann bei der Entwicklung des Bischofschlosses weiter vorankommen können.

Das könnte Sie auch interessieren

Mittlerweile sind es drei Jahre, dass das Schloss leersteht.

Das ist richtig. Die Hinweise auf einen augenscheinlichen Verfall des Bischofschlosses kann ich aber trotzdem nicht verstehen. Natürlich ist an der Außenhülle die Sanierungsnotwendigkeit immer deutlicher erkennbar. Im Inneren des Gebäudes ist aber durch den durchgängigen Betrieb der Haustechnik die Erhaltung des aktuellen Zustandes gewährleistet. Die umfassende Neuorientierung und die notwendige Priorisierung der Projekte sind die logische Konsequenz aus dem Ergebnis des Bürgerentscheides. Das Bischofschloss wird aber weiterhin das wesentliche Gebäudeensemble im Herzen unserer Stadt sein und dementsprechend werden wir die Aufgabe sorgfältig angehen.

Das könnte Sie auch interessieren