Jetzt kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Jedenfalls nicht bei den Markdorfer Narren – und ebenso wenig bei allen anderen, die deren Freude an der Fasnet teilen. Denn der neue „Ochsenbachkurier“ ist da: das Zentralorgan der Historischen Narrenzunft. Und schon auf Seite drei findet sich der aktuelle Narrenfahrplan mit einer kleinen Rückschau auf Dreikönig, auf Dreikönigssitzung, Einschnellen und Narrenweckruf, woran sich dann weitere Daten anschließen – über den Liederabend am 14. Februar, das Landschaftstreffen am 16. Februar, den Rathaussturm am 22. Februar, den Hemdglonkerumzug am 27. Februar, den Fasnetsunntig am 2. März bis hin zum Funkesunntig am 9. März – und allem, was dazwischen an Bällen, Befreiungen, Narrenbaumsetzen, Narrenbaumfällen und Umzügen geschieht.

Die Zeitung, die ein Muss ist
Der Straßenverkauf des 60 Seiten starken Blatts – genau genommen, ist es ja ein Heft – hat am Freitag begonnen. Und seit Samstag gibt es den „Ochsenbachkurier“ auch in den üblichen Verkaufsstellen. Für die Zunftmitglieder ist der Kauf ohnehin ein Muss. Er dient ihnen zur Orientierung – siehe „Narrenfahrplan“. Er dient den Narren aber auch zur Meinungsbildung, spiegelt er doch die maßgeblichen Geschehnisse der letzten Fasnet wider.
Da wird etwa mit journalistischer Genauigkeit berichtet, dass die Leimbacher Baumsteller ihren Narrenbaum mit umgekehrter Krone aufgerichtet haben. Und mit gleicher, schonungsloser Genauigkeit wird beschrieben, dass ausgerechnet der Brauchbeauftragte der Zunft vor lauter bunten Blätzle die Filzmaske der Hänseler-Figur für eine Holzmaske hält. Und schließlich dient ihr „Ochsenbachkurier“ den Markdorfer Narren auch noch zur Selbstvergewisserung. Wer gar nicht darin auftaucht, wer so gar nicht erwähnt wird, der war irgendwie nicht richtig aktiv.
Seit 25 Jahren mit Stift und Zettel unterwegs
Traditionell kommt es erst zu einem besonderen Treffen, bevor der „Ochsenbachkurier“ endgültig den Weg in die Öffentlichkeit findet. Chefredakteurin Annika Rössler präsentiert die aktuelle Ausgabe den Vertretern der Historischen Narrenzunft. Zeichnet sich die Zunft doch als Herausgeberin des Blatts aus. Gleichfalls mit von der Partie sind auch stets die engsten Mitarbeiter. Annika Rössler lobte nun im Zunfthaus Obertor unter dem Motto „Seit 25 Jahren Zettel und Stift stets griffbereit“ Cornelia Rick und Hardy Frick für deren wertvolle Beiträge. Wertvoll, weil mit hohem Schmunzelfaktor verbunden. Ob freilich die auf Seite 25 zu lesende „Landratsgeschichte aus dem Bodenseekreis“ aus der Feder von einer oder einem der beiden genannten stammt, wird nicht deutlich. Kürzel und Autorennamen fehlen unter den Beiträgen im „Ochsenbachkurier“.
Berichtet wird übrigens, wie Ex-Landrat Lothar Wölfle seinen Nachfolger Luca Prayon nach einem Abendessen mit den Gästen aus dem polnischen Partner-Landkreis im Wagen mitnehmen musste – Prayon hatte seinen Autoschlüssel wohl aus Versehen in einer der an die Gäste überreichten Präsenttaschen versenkt. Für den Ex-Landrat hatte die Heimfahrt dann aber noch ein Nachspiel. Ins Gespräch mit Prayon vertieft, muss er wohl die Tempobegrenzung übersehen haben, wofür es von seiner früheren Dienststelle prompt eine Quittung gab. Aus dem Fond von Wölfles Wagen zitiert der „Ochsenbachkurier“ Landrat Prayon, den „Herrn über die meisten Blitzer im Landkreis“, mit den Worten: „Prima Lothar! Jetzt ist das Essen von heute Abend schon bezahlt.“
Narrenpossen aus dem Straßenverkehr
Das Thema Verkehr nimmt übrigens noch mehr Raum ein, in der aktuellen Ausgabe. Ob es der Hinweis auf die wundersame Linienführung ist, die der Bodensee-Oberschwaben-Verkehrsverbund plakatierte. Da fährt ein Bus von Markdorf nach Bermatingen, von dort aus ins oberschwäbische Altshausen, um endlich Reisende nach Meersburg zu bringen. Anders als die von Bodo beauftragten Plakatdesigner hat die „Ochsenbachkurier“-Redaktion einen Blick auf die Karte geworfen – und das vermeintliche Altshausen als Ahausen identifiziert.
Überhaupt werden Verkehr, Baustellen und vor allem Baustellen- und Umleitungshinweise zur regelrechten Narrenprobe. Wo andere sich ärgern oder gar verzweifeln ob des allgemeinen Baustellen- und Schilder-Chaos in Markdorf, beweist die Redaktion ihren Humor. Der bekanntlich ja gerade darin besteht, trotzdem zu lachen. Und wir Leser lassen uns allzu gerne ein wenig anstecken davon – in diesen nicht nur verkehrstechnisch anstrengenden Zeiten.