Ein Viertel aller registrierten Straftaten in Markdorf sind inzwischen Vermögens- und Fälschungsdelikte. Was sich ein wenig abstrakt anhört, ist ein gravierendes Problem unserer Zeit – und vor allem die ältere Generation ist davon betroffen. Denn unter diesem Begriffspaar summieren sich die sogenannten Enkeltricks und andere Betrugsanrufe.
113 Fälle wurden im vergangenen Jahr in der Gehrenbergstadt zur Anzeige gebracht, bei 477 Straftaten insgesamt. Doch die tatsächliche Zahl solcher Betrugsanrufe ist noch sehr viel höher, denn die meisten Fälle werden gar nicht zur Anzeige gebracht. Die Dunkelziffer sei immens, sagt Polizeirat Stephan Stitzenberger. Der Leiter des Polizeireviers Überlingen, in dessen Zuständigkeit auch der Polizeiposten Markdorf fällt, stellte im Gemeinderat die aktuelle polizeiliche Sicherheitslage in Markdorf vor und ordnete dafür auch die Zahlen von 2021 gegenüber jenen aus 2020 ein.
Die Betrugsanrufe machen bereits seit drei Jahren einen Großteil der Straftaten aus. Prozentual gesehen haben sie aber nochmals zugenommen. „Das macht mir große Sorgen“, sagte Stitzenberger. An die Stadträte appellierte er, im Bekanntenkreis und in der Bürgerschaft für dieses Thema aktiv zu sensibilisieren. FW-Fraktionschef Dietmar Bitzenhofer bat in diesem Zusammenhang Bürgermeister Georg Riedmann, mit einer städtischen Anzeigenkampagne im Amtsblatt auf diese Gefahren hinzuweisen.
Kein Wohnungseinbruch in Markdorf 2021
Insgesamt war die Gesamtzahl der Straftaten 2021 rückläufig. Stitzenberger verwies dazu auf die Corona-Pandemie, die dafür gesorgt hatte, dass vor allem die Straftaten im öffentlichen Raum deutlich zurückgegangen waren. „Aber das subjektive Sicherheitsgefühl deckt sich nicht immer mit den objektiven Zahlen“, schränkte er ein. Weniger Gewalttaten und vor allem deutlich weniger Wohnungseinbrüche führten jedoch dazu, dass die Kriminalitätsquote im Bereich des Polizeipräsidiums Ravensburg auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren sank. In Markdorf hatte es im vergangenen Jahr sogar keinen einzigen Wohnungseinbruch gegeben.

Zugenommen haben auch in Markdorf hingegen die Computerkriminalität und Fälle der häuslichen Gewalt, auch dies eventuell eine Folge von Corona und den damit verbundenen Lockdowns. Auch 13 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung waren 2021 zur Anzeige gebracht worden. Alles in allem sei aber der Rückgang der Gesamtzahl aller Straftaten in Markdorf um 31 Prozent gegenüber 2020 sehr augenfällig.
Gewalt gegen Polizisten nimmt wieder zu
Leicht abgenommen hat auch die Zahl der Gewalttaten gegen Polizeibeamte, von vier auf drei Fälle. 2019 waren es noch sechs Fälle gewesen. Doch dies dürfte eine Ausnahme gewesen sein. Den aktuellen Prognosen zufolge nehme die Gewalt gegenüber Polizisten wieder zu, sagte Stitzenberger: „Denn auch dort finden die meisten Delikte im öffentlichen Raum statt, häufig unter Alkohol- oder Drogeneinfluss.“ Dies mache einen „als Polizist, aber auch als Bürger fassungslos“, so der Revierleiter, denn dies sei auch „Gewalt gegen unsere Gesellschaft“.
Nach wie vor häufige Delikte seien Alkohol- und Drogenfahrten im Straßenverkehr in und um Markdorf. „Sagen Sie allen, wir sind unterwegs, vor allem an den Freitags- und Samstagsabenden“, wandte sich Stitzenberger an die Ratsrunde.

Ob die Videoüberwachung am Bahnhof dort zu weniger polizeilichen Vorkommnissen geführt habe, fragte UWG-Rätin Lisa Gretscher. Videokameras hätten durchaus eine präventive Wirkung und würden manchmal auch die Aufklärung erleichtern. Andererseits müsse die Polizei sehr sensibel mit den Daten umgehen, Stichwort Grundrechtseingriffe, antwortete Stitzenberger: „Insofern ja und nein.“

Sollten Händler und Stadt den Vorgaben des Landes folgen und ihre Beleuchtungen in Schaufenstern und an öffentlichen Gebäuden nachts ausgeschaltet lassen, müsse man dann nicht mit einem Anstieg der Kriminalität rechnen, fragte Bitzenhofer. Ob sich dies tatsächlich so auswirke, müsse man abwarten, entgegnete der Überlinger Revierleiter. Er gehe aber nicht davon aus. „Die Polizei ist ja trotzdem da“, sagte er.
Stitzenberger: „Posten in Markdorf ist wichtig“
Auch Stitzenberger betonte, wie bereits seine Kollegen beim Festakt für den neuen Postenleiter Günter Reiners, dass der Polizeiposten am Marktplatz unerlässlich sei. „Markdorf liegt mitten im ländlichen Raum, deswegen ist der Posten wichtig“, sagte er. Laut Polizeipräsident Uwe Stürmer soll der Posten, der aktuell unter Sollstärke arbeitet, mittelfristig wieder personell aufgestockt werden.