Grundsätzlich wäre in diesem Jahr närrisch feiern im Saal möglich, in deutlich abgespeckter Form. Aber kann man sich Narren und Mäschkerle vorstellen, die mit FFP2-Masken am Tisch sitzen und sie nur kurz abziehen, um einen Schluck zu trinken, und die weder schunkeln noch singen dürfen? Ein „unkontrolliertes Vermischen“ der Besucher oder gar Tanz ist behördlich untersagt. Die Zunftmeister aus Bermatingen, Markdorf, dem Deggenhausertal und Kluftern berichten, wie sie mit der Situation umgehen.

In Kluftern fallen die Fasnetsveranstaltungen in diesem Jahr aus. „Für unseren Zunftabend macht es keinen Sinn, ihn mit 50 Prozent der Besucher, die dann auch noch ständig eine FFP2-Maske tragen müssten, abzuhalten“, erklärt Zunftmeister Andreas Lamm. Zumal auch der Barbetrieb im Anschluss des Programms verboten sei. „Unter diesen Beschränkungen fehlt die Geselligkeit und und es kommt keine Fasnetstimmung auf.“ Hinzu komme, dass die Klufterner Akteure des Zunftabends ihre Proben bereits vor längerer Zeit komplett eingestellt haben.
Privates Treffen im Häs ist kein Problem
Auch eine vereinsinterne Veranstaltung, wie beispielsweise ein Hausball, sei wegen des „clubähnlichen Charakters“ nicht erlaubt. „Unsere Mitglieder dürfen sich jedoch privat im Häs treffen und zuhause oder im Restaurant ein wenig Fasnetstimmung verbreiten“, fordert Zunftmeister Lamm auf. Für den Schmotzigen planen Göhrelöchner und Co., ihr beliebtes Vesper als Paket für zu Hause anzubieten. Dass die Fasnet keineswegs ausgefallen ist, beweisen wiederum die bunten Straßenfähnchen, die schon Mitte Januar zwischen Efrizweiler und Kluftern von den Narren aufgehängt wurden.
Maskenpflicht und Tanzverbot machen keinen Spaß
Auch die Historische Narrenzunft Markdorf hat ihre Saalveranstaltungen bereits im vergangenen Jahr abgesagt. „Die Programmpunkte benötigen zeitlichen Vorlauf. Unsere Tanzgruppen fangen in der Regel nach den Sommerferien an zu proben“, berichtet Zunftmeisterin Birgit Beck. Schon das sei ein Grund, warum jetzt keine Saalveranstaltung mehr geplant werden könne.

Hinzu komme, dass eine 50-prozentige Auslastung, Maskenpflicht und Tanzverbot einfach keinen Spaß machen würden. „Das entspricht nicht dem Ablauf unserer Bälle“, bringt es Birgit Beck auf den Punkt. Nicht unerheblich sei auch der wirtschaftliche Faktor. Musiker wollen bezahlt und Gema-Gebühren müssen abgeführt werden.
Der Saal muss voll sein, dass es sich lohnt
Heike Hummer-Arnold, Zunftmeisterin der Narrenzunft Hebsackgeister aus dem Deggenhausertal, denkt in Sachen Saalfasnet zuerst an die Kosten. „Unser Sackball lohnt sich finanziell nur, wenn der Saal auch voll ist.“ Unter Einhaltung der aktuellen Vorschriften würde der Ball den Leuten außerdem keinen Spaß machen.

So beschränken sich die Fasnetsaktivitäten der Hebsackgeister in dieser fünften Jahreszeit ebenfalls auf vereinsinterne Veranstaltungen, die aber nicht an die große Glocke gehängt werden sollen. „Im Häs wollen wir uns trotzdem zeigen, damit die Leute sehen, dass die Fasnet lebt“, sagt Hummer-Arnold. Aber es sei eben nicht so, wie es sein sollte.
Vorstand steht in der Verantwortung
„Wie soll Fasnet gehen, wenn man nicht schunkeln oder sich in den Arm nehmen darf“, fragt auch Robert Müller, Zunftmeister der Bermatinger Bärenzunft. Eine kontaktarme Fasnet sei seiner Meinung nach schlichtweg nicht möglich. Besonders leid tue es ihm vor allem für die Kinder und Jugendlichen. „Aber uns sind die Hände gebunden, denn wir stehen bei öffentlichen Veranstaltungen in der Verantwortung“, verweist Müller auf die rechtlichen Pflichten, die den Verantwortlichen in den Zünften auferlegt sind.