Wer sich die Podiumsveranstaltung des SÜDKURIER zur Bürgermeisterwahl im Markdorfer Bahnhof genau angeschaut hat, dürfte bei einem Punkt überrascht aufgemerkt haben: In der Schnellthesenrunde, als die Kandidaten grüne oder rote Kärtchen zu den Thesen der Redakteure in die Luft recken mussten, lautete eine These: Parkplätze in der Innenstadt sollen kostenpflichtig werden.

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Riedmanns spontane Reaktion: Die grüne Karte, also Zustimmung. Das ist neu. Bislang war der Bürgermeister ein Verfechter der kostenfreien blauen Zone, die er selbst mit Nachdruck in der Innenstadt eingeführt hatte. Und nun? Sollen zwei Stunden Parken in der Hauptstraße ab sofort 50 Cent oder einen Euro kosten? Nein, sagt Riedmann. Nicht sofort, aber mittelfristig.

Parkhaus-Sanierungen kosten immense Summen

Wie kommt es zu diesem Sinneswandel beim Markdorfer Rathauschef? Die Rechnung ist einfach und sie hat mit Geld zu tun, das die Stadt für diesen Zweck nicht im Überfluss hat: Nahezu alle städtischen Parkhäuser sind marode und sanierungsbedürftig.

Die städtischen Parkhäuser sind marode und dringend sanierungsbedürftig, vor allem das Parkhaus Bischofschloss. Dort wurden zur ...
Die städtischen Parkhäuser sind marode und dringend sanierungsbedürftig, vor allem das Parkhaus Bischofschloss. Dort wurden zur vorsorglichen statischen Absicherung bereits im April des vergangenen Jahres im unteren Parkdeck so genannte Absprießungen angebracht. Die Sanierungen werden sich auf einen höheren einstelligen Millionenbetrag belaufen. | Bild: Toni Ganter

Nicht nur die Parkhäuser Post und Bischofschloss, sondern inzwischen auch das jüngste Parkhaus in der Biberacherhofstraße. Letzteres ist zwar noch nicht großangelegt sanierungsbedürftig, aber an vielen Stellen gibt es auch dort einen Reparaturbedarf.

Bürgermeister Georg Riedmann zum Thema Parkgebühren: „Diese Diskussion wird uns aufgedrängt werden, spätestens dann, wenn es in ...
Bürgermeister Georg Riedmann zum Thema Parkgebühren: „Diese Diskussion wird uns aufgedrängt werden, spätestens dann, wenn es in zwei, drei Jahren an die Sanierungsarbeiten geht.“ | Bild: ALFRED WEISS FOTOGRAFIE

Vier Millionen Euro für die Sanierung von Post- und Schlossgarage plus eine Summe x für den Biberacherhof, das muss finanziert und in den Haushalten der nächsten Jahre dargestellt werden können. Und damit stellt sich dann unweigerlich die Gerechtigkeitsfrage: Wieso sollen die Autofahrer nicht an den entstehenden Kosten für die teure Instandsetzung der Infrastruktur beteiligt werden? Radfahrer und Fußgänger benötigen die Parkhäuser ja nicht. „Diese Diskussion wird uns aufgedrängt werden, spätestens dann, wenn es in zwei, drei Jahren an die Sanierungsarbeiten geht“, sagt Riedmann.

Der Parkplatz am Bahnhof ist die jüngste öffentliche Markdorfer Parkfläche. In fünf Minuten erreicht man zu Fuß die Innenstadt. Die ...
Der Parkplatz am Bahnhof ist die jüngste öffentliche Markdorfer Parkfläche. In fünf Minuten erreicht man zu Fuß die Innenstadt. Die Parkfläche wurde angelegt, um den Pendlern angesichts der vollen Parkhäuser innenstadtnahe Stellplätze zur Verfügung zu stellen. | Bild: Helmar Grupp

In diesem Zusammenhang verweist der Bürgermeister auch auf die große Parkfläche, die die Stadt unmittelbar neben dem Bahnhof anlegen ließ. Auch dort lässt sich kostenlos parken, in fünfminütiger Entfernung zur Fuß von der Innenstadt. Diese Stellplätze seien eigens für die Pendler angelegt worden, die morgens zu ihrer Arbeitsstelle nach Markdorf fahren und abends wieder nach Hause. Wer dort parkt, parkt nicht nur kostenfrei, sondern erspart sich auch die lästige Stellplatzsuche in den häufig belegten Parkhäusern der Innenstadt.

In Markdorf, sagt Riedmann, habe man natürlich ein „Luxusproblem“: Bereits ein fünfminütiger Fußweg in die Einkaufsstraßen der Innenstadt werde als verhältnismäßig weit entfernt empfunden, während man die doppelte Gehzeit von einem Parkplatz in die Innenstadt in Ravensburg oder Friedrichshafen als normal erachte. Also tue auch ein Bewusstseinswandel not.

Auch ein Bürgerbus könnte den Druck vom innerstädtischen Parkraum nehmen

Solche Pendlerparkplätze sollen das zentrumsnahe Parken auch dann noch kostenlos halten, wenn die Parkflächen im Stadtzentrum monetär bewirtschaftet werden. Das hieße: Man müsste nicht unbedingt zahlen, auch wenn das Parken zwischen Marktplatz und Hauptstraße nicht mehr kostenlos sei. Je nachdem, wann und in welcher Form außerdem der angedachte Bürgerbus eingeführt wird, könnte auch dieses Angebot den Druck von den innerstädtischen Stellplätzen nehmen und zugleich für eine gute Erreichbarkeit der Geschäfte per ÖPNV sorgen – vorausgesetzt, die Bürger nehmen das Angebot auch an.

Es gibt auch noch die Pläne für eine Parkgarage unter dem Rathaus

Die vier Millionen Euro an vorgesehenen Investitionen für die Parkhaussanierungen könnten jedenfalls gut und gerne noch gar nicht das Ende der Fahnenstange bedeuten: Denn noch gibt es auch die Pläne für eine weitere neue Parkgarage unter dem Hang beim Rathaus. Sollten die konkret werden, seien weitere Millionen fällig. „In den kommenden Jahren, das ist klar, werden wir riesige Investitionen für innerstädtische Parkplätze haben“, weiß Riedmann.

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Aktuell sei die Einführung von Parkgebühren noch kein Thema – auch, weil noch unklar ist, wie es mit der Immobilie Bischofschloss weitergehen wird. Wird es einen Investor geben, der dann auch die Tiefgarage übernimmt? Oder bliebe die Schlossgarage in städtischer Hand? Auch solche Fragen spielen eine Rolle. Aufgegriffen werde das Thema frühestens, wenn diese Frage geklärt sei, sagt Riedmann.

Ein städtischer Eigenbetrieb zur Parkraumbewirtschaftung?

Für die Stadt selbst könnte eine monetäre Parkraumbewirtschaftung schließlich Anlass zur Gründung eines städtischen Eigenbetriebes sein, in den die Parkhäuser gebündelt eingebracht werden und mittels dessen dann die Stadt die Umsatzsteuer abziehen kann. Aber dies sei derzeit noch Zukunftsmusik. Das Ziel aber steht fest: Parken in der Innenstadt soll nicht mehr umsonst sein, sondern Geld kosten. Noch nicht jetzt, aber spätestens in ein paar Jahren.