Welche Ziele möchte Bürgermeister Georg Riedmann in seiner zweiten Amtszeit erreichen? Welche Schwerpunkte hat er für sich in seiner Arbeit gelegt? Möchte er vielleicht auch sich selbst und seine Außendarstellung ändern? Im Gespräch mit dem SÜDKURIER antwortet Riedmann auf diese Fragen. Offiziell hat seine zweite Amtszeit im Übrigen noch nicht begonnen – wenn man es genau nehmen möchte. Denn vereidigt wird er erst am 23. September.

Bürgereinbindung: Wie Riedmann die Markdorfer mitnehmen möchte

Aus den Aufregerthemen Bischofschloss und Rathaus, eventuell auch aus den wieder aufgeflammten jüngsten Diskussionen um die Südumfahrung, hat Georg Riedmann seine eigenen Lehren gezogen. Wie kann man an der Rathausspitze wirken, damit sich die Bürger der Stadt mitgenommen fühlen? Riedmann bezeichnet diese Frage als „eine der wesentlichen Aufgaben in der Zukunft“.

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Er definiert es so: „Wie setzen wir Beteiligungsstrukturen so auf, dass sie nachher Akzeptanz in der Bevölkerung, aber auch im Gemeinderat finden?“ Einen Weg will er weiterbeschreiten: Die beiden Bürgerveranstaltungen zum Bischofschloss seien sehr gut gewesen, sagt der 54-Jährige: „Denn sie brachten ein tolles Ergebnis, nämlich die Sanierung des Rathauses im Bestand.“ Schwieriger werde es bei komplexen Themen wie dem Klimaschutz vor Ort, der ihm sehr am Herzen liege. Die klassischen Samstagsworkshops in der Stadthalle, wie die Verwaltung sie zum Bischofschloss angeboten habe, seien tatsächlich eher für konkrete Vorhaben geeignet.

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Für abstraktere Themen stelle er sich Haushaltsbefragungen vor. Damit könne die Verwaltung Daten und Meinungen einsammeln, sie auswerten und das Vorgehen danach mit ausrichten. Der Vorteil dabei: Der Aufwand halte sich in Grenzen, die Teilnahme werde sehr einfach gemacht und bei einem guten Rücklauf bekomme man eine verlässliche Entscheidungsgrundlage, sagt Riedmann. Im direkten Kontakt mit den Bürgern möchte er neue Wege ausprobieren, etwa mit dem Angebot von Marktgesprächen in den wärmeren Monaten auf dem Wochenmarkt.

Klimaschutz: Wie die Herausforderungen angegangen werden sollen

Der Klimaschutz vor Ort, sagt Riedmann, sei abseits der konkreten Projekte das zentrale Thema seiner zweiten Amtszeit. „Der Klimaschutz sollte jeden Bürger in Markdorf bewegen und wir brauchen dafür einen Fahrplan: Was sind unsere Beiträge, die wir leisten können und müssen, um als Stadt fit für die Zukunft zu werden?“ Die größte Herausforderung dabei: „Wie kann Markdorf einen Weg zum Klimaschutz gehen, der die wirtschaftliche Attraktivität nicht gefährdet, sondern eher noch stärkt?“

Als eines seiner Kernthemen für die zweite Amtszeit nennt Riedmann den Klimaschutz. Der ist inzwischen auch rund um den Gehrenberg ein ...
Als eines seiner Kernthemen für die zweite Amtszeit nennt Riedmann den Klimaschutz. Der ist inzwischen auch rund um den Gehrenberg ein öffentliches Thema. Auf unserem Archivbild vom Herbst 2019, noch vor der Corona-Pandemie, informiert sich die seinerzeit neugegründete Gruppierung „Parents for Future“ bei Förster Martin Roth (rechts) über den Zustand des Waldes am Gehrenberg. | Bild: Florian Fahlenbock

Auch dabei gebe es einen Bedarf an Beteiligung, auch von Experten und im Thema kompetenten Bürgern. Aktuell würden Rat und Verwaltung beim Thema Klimaschutz teils mit überhöhten Erwartungen konfrontiert. Diese gelte es auf realisierbare Ziele zurückzuführen und diese dann mit Kraft anzugehen. Markdorf, diesen Anspruch habe er für sich definiert, müsse und solle in den kommenden Jahren eine der Vorreiterkommunen im Klimaschutz in der Region werden.

Standfestigkeit: Was Riedmann an sich selbst ändern möchte

Auf diese Frage hin muss Riedmann länger nachdenken. Gibt es etwas, was er zum Start in die zweite Amtszeit an sich selbst ändern möchte? Oder sieht er überhaupt einen Anlass dafür? Man merkt ihm an, dass er sich die Antwort gründlich überlegt. „Wenn es eine Schwäche aus der ersten Amtszeit gäbe, dann die, dass ich tatsächlich versucht habe, es möglichst vielen Menschen recht machen zu wollen“, sagt er dann.

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Das muss nicht per se schlecht sein. Es möglichst vielen recht zu machen, heißt auch, dass möglichst viele zufriedengestellt werden. Andererseits birgt dieses Bestreben die Gefahr, beliebig zu wirken. Das weiß auch Riedmann. „Eine gewisse Standfestigkeit, auch in den kleinen Dingen, und vor allem die Haltung, immer klar die Prioritäten zu benennen“, definiert er für sich sein persönliches Entwicklungsziel im neuen alten Amt.

Wie geht es weiter mit dem früheren Traditionsgasthof Adler? Das markante Gebäude am Kopfende des Marktplatzes und gegenüber des ...
Wie geht es weiter mit dem früheren Traditionsgasthof Adler? Das markante Gebäude am Kopfende des Marktplatzes und gegenüber des Rathauses spielt eine zentrale Rolle bei der geplanten Innenstadtsanierung. | Bild: Jörg Büsche

Diese Standfestigkeit werde künftig umso wichtiger sein, als es nun an die finale Umsetzung der vielen städtischen Großprojekte gehe, sagt er: angefangen bei den Schulen übers Bischofschloss bis hin zur Innenstadtsanierung mit den Aufgaben „Adler“, Rathaus und Verkehrsraum. „Dass wir diese großen Projekte vor der Brust haben, dessen müssen wir uns immer bewusst sein“, mahnt Riedmann: „Wir können nicht jeden Monat eine neue Aufgabe vom Zaun brechen.“