In Baden-Württemberg gelten seit Ende Januar wieder neue Coronaverordnungen. Der ursprünglich geplante Verbleib in der „Alarmstufe II“ bis Februar 2022 wurde aufgrund der sinkenden Hospitalisierungsinzidenz vom Verwaltungsgerichtshof für „voraussichtlich rechtswidrig“ erklärt. Somit ist am vorvergangenen Wochenende wieder die „Alarmstufe I“ in Kraft getreten. Dies bedeutet für die Gastronomie in Innenräumen eine Rückkehr von der 2G-Plus-Regelung zu 2G und wieder die üblichen Sperrstunden.
Beschränkungen im Januar rissen ein Loch in die Umsätze
In der jüngsten SÜDKURIER-Umfrage unter den Wirten hatte sich gezeigt, dass die Beschränkungen im Januar, sprich eine zusätzliche Booster- oder Testpflicht und die Verkürzung der Sperrstunde, auch den Gastronomiebetrieb in Markdorf erheblich eingeschränkt hatten. Die Rückkehr zu 2G und zu regulären Öffnungszeiten könnte nun den Umsatzflauten wieder entgegenwirken. Wie beurteilen die Wirte nun ihre Lage? Wir haben uns umgehört.

Hasan Sakiz, Betreiber des Bar-Cafés Ludwig in Markdorf, erkennt bereits eine Verbesserung der Verhältnisse. Das „Ludwig“ macht seinen Hauptumsatz spätabends und musste aufgrund der Sperrstunde einiges an Verlusten hinnehmen: „Definitiv, du merkst schon einen Unterschied. Diese Woche jetzt war wieder super. Viele sind froh, dass es nicht mehr so ist“, sagt Sakiz. Trotzdem ist seine Freude noch verhalten: „Erleichtert bin ich aber erst dann, wenn es wirklich auch so bleibt.“
Gäste wissen über die gerade aktuellen Regeln nicht mehr Bescheid
Auch Markus Wiggenhauser von der Restauration „Lichtblick“ hat Bedenken. Der große Ansturm auf die Gastronomien blieb die erste Woche nach dem Ende der Beschränkungen zunächst aus: „Nach dem ganzen Wirrwarr von zwei Jahren, nach all den Regelungen von zwei Jahren, da wissen die Leute gar nicht, dass es wieder Änderungen gegeben hat. Die Leute rufen an, reservieren und fragen gleich: Was sind gerade für Regeln?“

Der föderale Flickenteppich der Regelungen scheint generell bundesweit für Verwirrung zu sorgen. Die Leidtragenden sind die Gastronomiebetreiber. Etwa die Hälfte der Gastronominnen und Gastronomen sieht sich nach einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gastättenverbandes (Dehoga) existenziell bedroht. Ein Großteil der Kundschaft bricht derzeit weg, auch wegen der komplizierten Zutrittsmaßnahmen. Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin der Dehoga, betonte unlängst gegenüber der ARD: „Wünschenswert wäre eine bundesweit einheitliche Regelung, die einfach ist, also auf einen Bierdeckel passt.“
Markus Wiggenhauser sieht zudem noch ein weiteres Problem: „Es ist ja nur eine Sperrstunde. Es muss einfach mal eine große Veränderung kommen. Immer nur Schritt für Schritt, das ist einfach eine blöde Situation.“
Wirte wünschen sich Rückkehr zur Normalität
Die Rückkehr zur Normalität wünscht sich auch Michael von Schmidsfeld, Wirt der Bar Mojo: „Es ist auf jeden Fall besser als vorher. Aber der Hit ist es noch nicht. Ich habe immer noch nur die Hälfte hier drin.“ Vor der Pandemie seien nach Feierabend etwa 60 bis 70 Leute ins Mojo geströmt, am Wochenende sogar mal bis zu 100. Zurzeit bleibe es bei rund 30 Gästen im Schnitt.

Für Michael von Schmidsfeld wäre der „Hit“, wenn es wieder so werde wie früher. Danach scheinen sich auch die anderen beiden Gastronomen zu sehnen. Doch noch ist Geduld gefragt. Zuletzt teilte Ministerpräsident Winfried Kretschmann in der Landespressekonferenz mit, dass Lockerungen durch das Stufenmodell gesichert seien, ein Exit im Sinne einer Rückkehr in einen Normalzustand ohne Regeln in der jetzigen Lage jedoch noch nicht verantwortbar sei. Dafür, so Kretschmann, sei die Impflücke noch zu groß.
Ein Ausblick auf einen baldigen Ausstieg aus der Pandemie ist für die Gastronomen somit zwar nicht in Sicht. Trotz allem: „Die Hoffnung bleibt“, sagt Wiggenhauser von der Restauration Lichtblick. Und auch Hasan Sakiz von der Café-Bar Ludwig versucht optimistisch zu bleiben: „Wenn ich so mitkriege, was die anderen Länder so machen, bin ich positiv gestimmt, dass es besser wird.“