Die Lake Fusion Technologies (LFT) GmbH vermeldet nach dem Einstieg von Rheinmetall den nächsten Meilenstein für den beabsichtigten Ausbau ihrer Geschäftstätigkeiten am Standort Markdorf: Das 2018 gegründete Unternehmen hat das Ex-DaimlerChrysler-Vorstandsmitglied und Ex-Vorstandsvorsitzenden des Handelskonzerns Metro, Eckhard Cordes, als weiteren Anteilseigner gewinnen können.
„Wir sind sehr stolz darauf, dass wir ihn für uns begeistern konnten, sich mit seiner großen Erfahrung unterstützend bei uns einzubringen“, sagt LFT-CEO Christian Meyer im Gespräch mit der Redaktion. Aktuell ist Cordes Aufsichtsratsmitglied mehrerer Konzerne sowie Partner zweier Finanzinvestoren. Von der strategischen Beteiligung des Rüstungs- und Technologiekonzerns Rheinmetall verspricht man sich bei LFT in den kommenden Jahren einen starken Ausbau der Geschäfte vor allem im Automotive-, aber auch im Helikopter-Bereich.
Die Firma mit Sitz im Schießstattweg und aktuell 42 Mitarbeitern ist ein Spezialist für sichere Umfelderkennung. Die Technik kommt aus dem Avionikbereich, gegründet wurde LFT von ehemaligen Airbus-Mitarbeitern. In der Entwicklung des hochautomatisierten und später autonomen Fahrens wird dieser Technik eine immens bedeutende Rolle zugeschrieben. Bei LFT sieht man sich weltweit als einer der aktuellen Technologieführer, sagt Meyer.
Dank Laserscanner fliegen Helikopter-Piloten auch nachts sicher
Bereits im finalen Entwicklungsschritt in Markdorf ist schon eine Hinderniserkennung per 3D-Scanner für Helikopterpiloten. Basierend auf den höchsten Sicherheitsstandards der Luftfahrt, kann den Piloten bei Tag und vor allem auch nachts eine Hinderniserkennung ermöglicht werden. Vertriebschef Thomas Wichert verdeutlicht die Technik am Beispiel eines Hochspannungsseils, das erst kürzlich montiert wurde. Während die herkömmlichen am Markt verfügbaren Systeme auf Datenbasis arbeiten, scannt das LFT-System das Umfeld der Flugroute in Echtzeit. Ist in den datenbasierten Systemen das neue Seil noch nicht hinterlegt, kann es der Pilot nur mit seiner Augensicht wahrnehmen. Die LFT-Technik hingegen zeigt ihm das neue Seil auf dem Bildschirm an.

„Mit diesem System können die Piloten nun auch nachts und in Randzeiten sicher fliegen“, sagt Meyer. Potenzielle Kunden dafür könnten zum Beispiel die Luftretter von DRF und ADAC sein. In Österreich und der Schweiz bestehe jetzt schon großes Interesse. „Weil die Berglandschaft natürlich ganz besondere Herausforderungen stellt“, sagt Meyer: „Das werden dann auch unsere Vorreiter sein.“
Autonome Trucks: „Ein gigantischer Markt“
Diese extrem hohen Luftfahrt-Sicherheitsstandards werden bei LFT auch im Automotive-Bereich angewendet. Meyer und Wichert denken dabei vor allem an das Truck-Segment. Dies sei, schließe man zum Beispiel auch Industriefahrzeuge ein, „ein gigantischer Markt“, sagt Wichert. Denn autonome Lkw würden den allergrößten Teil der aktuellen Probleme mit dem Gütertransport auf der Straße lösen: keine Fahrer mehr, dadurch auch keine vorgeschriebenen Lenkzeiten und auch keine Ruhepausen mehr. Die Trucks könnten salopp ausgedrückt von Südspanien bis zum Nordkap in einem Rutsch durchfahren, wenn nötig – und wieder zurück.
Meyer blickt sechs Jahre zurück: Gegründet von sechs Ingenieuren, wachse LFT seit 2021 jährlich zweistellig. „Und seit 2021 sind wir auch durchgehend bis heute profitabel“, sagt er. 2021 habe der Jahresumsatz noch 2,2 Millionen Euro betragen, 2023 habe er sich bereits auf 4,4 Millionen verdoppelt, nun geht es um einen zweistelligen Millionen-Umsatz.
Starkes Bekenntnis zu Markdorf
Und das soll noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. „Mit der Internationalisierung, die uns auch Rheinmetall ermöglicht, wollen wir in vier bis fünf Jahren einen dreistelligen Millionen-Umsatz erzielen“, sagt Meyer. Das würde auch bedeuten: deutlicher Mitarbeiterzuwachs in Markdorf und eine Einstellungsoffensive vor allem für Ingenieure in den kommenden Jahren. „LFT als Start-up wird die Champions League erreichen“, ist Meyer überzeugt. Man spreche inzwischen mit Rüstungskonzernen wie Thales, Diehl und Hensoldt über Aufträge, VW habe man als Kunde für die Laserscanner-Technik bereits gewinnen können.

Jüngst hat LFT Niederlassungen in den USA und in Singapur gegründet. Damit soll die Internationalisierung vorangetrieben werden. Doch Meyer verhehlt nicht, dass es durchaus auch Rückschläge gegeben habe. Dass ZF sein autonomes Kleinbus-Projekt „People Mover“ aufgegeben habe, sei ein solcher Rückschlag. LFT hätte dafür Technik für die Umfelderkennung liefern sollen. „Die desolate Situation in der Automotive-Industrie beschäftigt uns schon“, bekennt Meyer.
Markdorf jedenfalls soll auch künftig das Kompetenzzentrum von LFT bleiben, bekräftigt der CEO. Die Stadtverwaltung habe die Firma bislang kräftig und ohne langwierige Verfahrenszeiten unterstützt. Da sehe man sich durchaus auch im Rathaus vor Ort wahrgenommen. „Mit moderatem Investment haben wir in den vergangenen Jahren eine hohe Wirtschaftlichkeit generiert“, sagt Meyer. Dies komme nicht zuletzt auch der Stadt Markdorf zugute.