Endlich wieder singen. Das war die eine positive Nachricht, über die sich Gymnasialdirektorin Diana Amann dieser Tage freut. Für ihre das Fach Musik unterrichtenden Kollegen freut sie sich gleich mit. Gleichfalls Grund zur Freude haben die Sportlehrer, die ab Montag mit ihren Schülern wieder in der Halle Sprungrolle oder Felgaufschwung üben können – und das ohne Maske. Gar nicht erfreut ist Schulleiterin Amann hingegen über einen dritten Bescheid aus Stuttgart.

Überall wieder Maskenpflicht – außer in Musik und Sport
„In allen anderen Fächern gilt wieder Maskenpflicht“, erklärt die Direktorin des Gymnasiums am Bildungszentrum. Anders als es vor den Sommerferien geheißen habe, greife diese Regelung voraussichtlich fürs gesamte kommende Schuljahr. Keineswegs nur die ersten beiden Wochen im Schuljahr – gewissermaßen bis abzusehen ist, wie sich die Pandemie entwickelt, nachdem alle aus dem Urlaub zurückgekehrt sind. Diese Regelung gehört zu den aktuellen Vorgaben, die das Regierungspräsidium nun fürs neue Schuljahr erlassen hat.

Nachgerade entsetzt zeigt sich Sprachenlehrerin Claudia Maginot wegen der Maskenpflicht. „Wie soll ich denn mit Maske meinen Französisch-Anfängern das richtige Artikulieren beibringen?“, fragt sie rhetorisch. Probleme bereite die Maske indes allen Lehrern – insbesondere bei den neu an die Schule kommenden Fünftklässlern, ergänzt Amann. Verdeckte Gesichter könne sich kein Kollege einprägen.
Die Tücke liegt im Detail: Die neuen Coronaregeln
Zehn DIN-A-4-Seiten lang ist die neue Corona-Regelung, die das Stuttgarter Kultusministerium jüngst den Schulleitern schickte. Sie durchzuarbeiten, erfordert Zeit. Aber die nimmt sich Veronika Elflein gerne, wenn es um den Unterricht für ihre Schüler geht. Und die Rektorin der Realschule am Markdorfer Bildungszentrum muss die Lektüre-Arbeit keineswegs alleine leisten.

Längst habe sich eingespielt, dass die je neuesten Corona-Regelungen samt den beigefügten mehrseitigen Erläuterungen sowie der üblichen Querverweise auf die weiteren Pandemie-Regelungen des Landes vom gesamten Schulleitungsteam gemeinsam gelesen und diskutiert werden. Schließlich gelte, so Elflein: „Die Tücke liegt im Detail.“ Immerhin: Bleiben am Ende doch noch Fragen offen, stünden Schulaufsicht und Rechtsabteilung mit ihrem Rat zur Seite.
Das Stoßgebet der Schulleiterinnen: Bloß kein Homeschooling!
„Hauptsache wir haben weiterhin Präsenzunterricht“, erklärt die Realschulrektorin. Homeschooling, Lernen am PC oder Tablet, könne immer nur eine Notlösung sein. Eine Notlösung, bei der Wissenslücken entstehen, die hinterher nur mühselig wieder aufgefüllt werden können.
Künftig müssen nicht sämtliche Schüler einer Klasse automatisch in Quarantäne, sobald der Corona-Schnelltest eines Mitschülers positiv ausfällt. „Vor den Ferien war das noch so geregelt“, erklärt die Rektorin. Eine Klasse musste sie geschlossen nach Hause schicken. „Zum Glück ist der anschließende PCR-Test dann negativ ausgefallen“, berichtet Elflein. Die betreffende Klasse durfte zurück in die Schule.
Massive Zeitverluste durchs Testen
Nach der neuen Regelung fällt die Quarantänepflicht nun weg. Gibt es in einer Klasse ein positives Testergebnis, reicht es, wenn die übrigen Schüler sich an fünf aufeinander folgenden Unterrichtstagen testen lassen. Die zeitraubenden Tests seien aber nur die eine Seite, erklärt Veronika Elflein. Sie erfordern so viel Zeit, dass in diesen Stunden kaum noch an Unterricht zu denken sei. Auf der anderen Seite stehen die organisatorischen Herausforderungen für die Schule. Denn für die Klassen mit Fünf-Tages-Testpflicht brauche es besonderer Pausen-Bereiche. Sie dürfen keinen anderen Klassen mehr begegnen.
„Es darf auch kein gemischter Unterricht mehr stattfinden“, erklärt die Realschulrektorin. In der Regel betreffe das den Religionsunterricht, aber auch den Wahlpflichtbereich oder die Ganztagsangebote. Aber die seien ohnehin reduziert, auch zugunsten der Hauptfächer. Mathematik, Deutsch und Englisch wurden jeweils um eine Stunde erweitert, um die Defizite aus der Lockdown-Phase wieder auszugleichen.
Schulleitung verordnet sich Neutralität beim Thema Impfen
Gänzlich neutral verhält sich Schulleiterin Amann übrigens beim Thema Corona-Impfung für Zwölf- bis 17-Jährige. Die Klassenlehrer informieren die Eltern, dass das Landratsamt Termine im Impfzentrum anbietet, es inzwischen aber auch spontane Impfangebote ohne vorherige Terminvergabe gibt.
Die Fahrt müssen die Mütter und Väter dann selber organisieren. Und Amann versichert, dass die Schule auf Anonymität achte. Schließlich entscheiden die Eltern, ob ihre Kinder geimpft würden oder nicht. Schüler ohne Impfung sollten aber keinesfalls stigmatisiert werden, betont die Direktorin.