Im Jahr 2019 nahmen bei der globalen Klimademonstration im September über 1300 Menschen in Markdorf teil, ein Lichterzug im November fand mit über 400 Teilnehmern statt, zu einem informativen Klima-Abend kamen 350 Besucher in die Stadthalle. Die Initiatoren der Markdorfer „Parents for future“-Gruppe hatten mit diesen Aktionen vor zwei Jahren Erfolg und rückten das Thema Klimaschutz zu diesem Zeitpunkt noch stärker in den Fokus der lokalen Öffentlichkeit.
Dann folgt die Corona-Pandemie und durch die Lockdowns wird das öffentliche Leben heruntergefahren. Treffen und Veranstaltungen mit vielen Menschen sind nicht mehr möglich, unter dem Motto „Markdorf macht Zukunft“ gibt es noch ein digitales Angebot, bei dem Videos von Menschen gezeigt werden, die einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen vorführen.
„Dass wir 2019 so viele Menschen mobilisieren konnten, das war schon der Hammer“, erinnert sich Mitinitiator Dietmar Mogwitz von „Parents for future“. Danach sei es um die Gruppe ruhiger geworden. Doch Klimawandel und die Klimakrise schreiten weiter fort, wie unlängst die Flutkatastrophen und Überschwemmung in Deutschland gezeigt haben.

Ziel der Gruppe: Markdorf muss bis 2035 klimaneutral werden
„Wenn wir jetzt nichts ändern, ändert sich alles“ – heißt es auf der Homepage der neuen Markdorfer Initiative, die sich den Namen „Klimaplan Markdorf“ gegeben hat. Dahinter steckt nach eigener Aussage ein Team engagierter Bürger, unabhängig von politischen Parteien oder Organisationen und weder Unternehmen noch Interessengruppen verpflichtet. Dabei sind auch Markdorfer, die sich bereits bei „Parents for future“ engagiert haben, wie Mogwitz, Anita und Daniel Hirscher sowie Leon Beck, die in einem Pressegespräch die neue Gruppierung vorstellen. Aus Überzeugung setzen sie sich für ein klimaneutrales Markdorf bis 2035 ein, um ihren Beitrag zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens zu leisten.
„Um die Natur, aber vor allem uns Menschen zu schützen, muss Deutschland bis 2035 klimaneutral werden.“Leon Beck, Initiator „Klimaplan Markdorf“
„Einfach gesagt bedeutet dies: Wir verzichten dann auf das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas. Das ist möglich, doch dafür muss jetzt auf allen Ebenen gehandelt werden“, sagt Leon Beck. Doch das Tempo, das die Politik bei der Umsetzung der Ziele an den Tag lege, sei zu langsam. „Da besteht dringend Handlungsbedarf“, so Beck.
„Klimaplan Markdorf“ setzt sich für eine konsequente Klimapolitik ein
Die Initiative „Klimaplan Markdorf“ setzt sich im Rahmen von GermanZero für eine konsequente Klimapolitik ein. GermanZero ist eine deutsche Klimaschutzorganisation, die innerhalb kürzester Zeit einen vollständigen Plan für die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels entwickelt und diesen in einem Gesetzespaket gebündelt hat. „Ich fand den Ansatz sehr gut und jeder kann sich über die Maßnahmen informieren und darauf zugreifen“, sagt Daniel Hirscher. Auf lokaler Ebene machen sich viele Städte und Gemeinden auf den Weg zur Klimaneutralität – auch Markdorf.
Gruppe möchte Markdorf auf dem Weg zur Klimaneutralität begleiten
Dietmar Mogwitz, Leon Beck und das Ehepaar Hirscher möchten Markdorf auf dem Weg begleiten, bis 2035 klimaneutral zu sein. Was bedeutet das? Wo muss man ansetzen? Welche Maßnahmen umsetzen? Hier bietet das Gesetzespaket von GermanZero konkrete Vorschläge. „Wir wollen zeigen, dass die Bevölkerung möchte, dass etwas getan wird. Sonst überholt uns das Klima“, sagt Anita Hirscher. Nur zusammen könne man jetzt noch etwas bewirken.
Ein Gespräch mit Bürgermeister Georg Riedmann habe es bereits gegeben, in dem die Gruppe ihre Unterstützung zugesagt hat, so Leon Beck. Des Weiteren möchte man auf lokale Unternehmen zugehen, informieren, vernetzen und fördern. „Wir möchten das Thema und die Problematik für alle begreifbar machen. Zeigen, was jeder in seinem Alltagsverhalten ändern und tun kann“, sagt Dietmar Mogwitz. Auf lokaler Ebene soll das Ziel, klimaneutral zu werden, über alle Parteigrenzen hinweg verfolgt werden. „Die Klimaneutralität muss bei politischen Entscheidungen oberste Priorität haben“, fordert Leon Beck. Wie ein Finanzplan sollte stets auch ein Klimaplan berücksichtigt werden.

Drei Gespräche mit drei Bundestagskandidaten: Wie kann das Ziel erreicht werden?
Die Markdorfer Klimaplan-Gruppe hat drei Bundestagskandidaten des Bodenseekreises Volker Mayer-Lay (CDU), Leon Hahn (SPD) und Maria Heubuch (Grüne) jeweils zum Gespräch eingeladen. Denn die kommende Bundestagswahl sei von besonderer Bedeutung: Die nächste Legislaturperiode biete die einzigartige Möglichkeit, durch eine ganzheitliche Gesetzgebung die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens noch einzuhalten und damit hohe Kosten aus Klimafolgeschäden zu vermeiden. Die Frage, auf welchem Weg die Klimaneutralität erreicht werden kann, war Kern der Diskussionen.

Ihr Engagement für Maßnahmen zur Einhaltung des Abkommens von Paris konnten alle Kandidaten in Form eines Klimaversprechens an GermanZero deutlich machen. Der Wortlaut ist wie folgt: „Ich verspreche für den Fall meiner erfolgreichen Wahl zum Mitglied des 20. Bundestags, mich mit all meinen Möglichkeiten für eine klimafreundliche, sichere Zukunft einzusetzen. Ich bin bereit, meinen Beitrag dazu zu leisten, dass Deutschland [...] ambitionierte Maßnahmen ergreift, um die 1,5 Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens einzuhalten.“ Maria Heubuch und Leon Hahn unterzeichneten direkt, Volker Mayer-Lay meinte, er wolle sich nochmals damit auseinandersetzen, berichten die Vertreter von den Treffen.
GermanZero: Austausch über Umsetzung der Maßnahmen mit anderen Städten
Über GermanZero tauschen sich die Markdorfer Klimaplaner mit anderen Städten aus, beobachten welche Maßnahmen, wo und wie umgesetzt werden. „Wir möchten die Menschen auch dazu animieren, sich vorzustellen, wie ein klimaneutrales Leben aussehen könnte“, sagt Leon Beck. Jeder müsse sich darüber bewusst sein, dass Klimaschutz ein Thema sei, das nicht mehr verschwinde. „Mich und viele andere wird das ein Leben lang begleiten“, so Beck und betont: „Noch haben wir Gestaltungsspielraum.“ Und Dietmar Mogwitz fügt hinzu: „Es ist relevant und es betrifft uns alle.“
Wer Interesse hat, sich dem Klimaplan Markdorf anzuschließen, kann sich per Mail an mail@klimaplan-markdorf.de wenden oder der Gruppe auf Instagram folgen: instagram.com/klimaplan.markdorf