Herr Wnuk, am 4. April sind Sie zu Besuch in Markdorf im Theaterstadel. Überwiegend wird auf dieser Kleinkunstbühne Kabarett oder Comedy geboten. Was erwartet einen beim Titel „Wnuk denkt laut und liest was vor“?
Oliver Wnuk: Es ist sozusagen eine Leseshow. Ich werde aus Kolumnen oder veröffentlichten Texten von mir lesen und spielen. Werde aber auch Anekdoten erzählen. Es ist ein autobiografischer Abend, spaßig, aber auch philosophisch. Es geht immer wieder um die Fragen, die mich mit bald 50 im Leben bewegen. Wie es weitergehen soll, was noch zu erwarten ist, was nicht. Um Werte. Und manchmal weiß ich selber noch nicht, was an dem Abend passieren wird. Ich habe vor, diesen Abend bis an mein Karriereende zu spielen und die Inhalte immer wieder zu aktualisieren. Und manchmal bewegt mich etwas mehr oder manchmal weniger.
Woher nehmen Sie die Inhalte dieser Texte? Sind es alltägliche Begebenheiten oder auch Geschichten von den Dreharbeiten?
Oliver Wnuk: Auch das. In Markdorf wird‘s wahrscheinlich viel um den Sinn und den Unsinn der Liebe gehen. Und es wird um Heimat gehen, weil ich ja auch am Bodensee beheimatet bin, und was das für mich bedeutet. Und es wird auch um den Beruf gehen und darum, wie es ist, seit 20 Jahren Fernsehkommissar zu sein. Man wird viel erfahren, ohne dass es peinlich privat wird.
Als gebürtiger Konstanzer kennen Sie ja den See und die Umgebung. Waren Sie schon mal in Markdorf?
Oliver Wnuk: Oh ja. Ich hab auch schon mal als Schüler im Theaterstadel Kabarett gespielt.
Was war das damals für ein Auftritt?
Oliver Wnuk: Das war mit meinem jetzigen Agenten ein Abend, den wir „Zwei Männer über Liebe“ genannt hatten. Wir waren weder Männer, noch wussten wir über die Liebe Bescheid. Aber wir haben es zumindest behauptet.
Heute leben Sie am Starnberger See. Was verbindet Sie noch immer mit Ihrer Heimat am Bodensee?
Oliver Wnuk: Was ist Heimat? Damit setze ich mich auch in meinem Bühnenprogramm auseinander. Ist Heimat eine Erinnerung, Geschmack, Gefühl oder ein Trugschluss? Aber Heimat ist auch, wenn ich mit der Fähre von Meersburg nach Konstanz fahre und das immer wieder wie so ein tiefes Durchatmen erlebe. Wobei ich schon versucht habe, mich ein bisschen von diesem Heimatbegriff zu entfernen, weil ich finde, dass Heimat kein Ort ist. Heimat muss eigentlich etwas in einem sein, ohne dass man von irgendwoher irgendwohin muss. Aber ja, ich bin sehr gerne da. Ich versuche jedes Jahr, was Kulturelles in Konstanz zu machen. Ich werde dieses und nächstes Jahr sogar ein recht großes Projekt dort starten. Da kann ich aber tatsächlich erst am 4. April darüber sprechen.

Okay, dann lassen wir uns im Theaterstadel mal überraschen.
Oliver Wnuk: Ja, genau. Ich kann erst nach der Presskonferenz in Konstanz davon erzählen.
Aktuell laufen die Dreharbeiten zum neuen Stromberg-Kinofilm. Der erste liegt mittlerweile 10 Jahre zurück und die Welt ist eine andere. Wie macht sich der heutige Zeitgeist im neuen Film bemerkbar? Ist Humor in der Form überhaupt noch möglich oder besteht nicht immer die Gefahr, heute mehr falsch als richtig zu machen?
Oliver Wnuk: Also der Humor hat sich weniger gewandelt als der Umgang damit. Wie geht man mit der Form von Humor um, die Stromberg für Humor hält? Natürlich sind wir in einer komplett anderen Welt. Aber Ralf Husmann, unser Autor, hat das auch in diese Welt transferiert. Und ich finde, er hat da einen Film geschrieben, der‘s ziemlich auf den Punkt trifft.

Schauspieler, Schriftsteller, Auftritte auf großen und kleinen Bühnen wie eben im Theaterstadel oder im Theater Konstanz. Wie bekommen Sie alles unter einen Hut? Ist das nicht extrem anstrengend?
Oliver Wnuk: Doch. Aber breit aufgestellt zu sein und flexibel zu sein, ist nicht nur die Aufgabe eines Schauspielers in der heutigen Arbeitswelt, sondern eigentlich ist es auch das, was ich meinen Kindern vermittle. Dass man etwas finden muss, was einem Spaß macht, in dem man leidenschaftlich sein kann und nah an seinem Potenzial arbeitet. Und wenn man das noch monetarisiert kriegt, dann ist es perfekt.
Nebenbei sind Sie Botschafter für die Mentor-Stiftung auf der Insel Mainau. Was ist der Sinn dieser Stiftung und welche Botschaft wollen Sie vermitteln?
Oliver Wnuk: Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden hat die Stiftung vor 25 Jahren gegründet, weil sie nicht akzeptieren konnte, dass die Zukunft eines Jugendlichen von der Straße abhängt, wo er aufwächst. Die Stiftung versucht, mittels Mentoren, aber auch durch Eltern- oder Lehrerschulungen den Jugendlichen in der Pubertät eine Hand zu reichen und zu sagen, du hast hier einen Ansprechpartner, der außerhalb deines normalen Kreises steht. Du kannst mit diesem Mentor sprechen, ihn als Vorbild nehmen, du kannst dich informieren. Es ist jemand da, der versucht, dir auf Augenhöhe zu begegnen und zuzuhören. Meine Aufgabe als Botschafter ist einerseits eine repräsentative, andererseits bin ich aber aktiv in der Mentorenarbeit tätig.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Oliver Wnuk: Ich werde zum Beispiel am 2. April selber in die Schule gehen und mich bei so einem Mentorentag in Konstanz als Mentor zur Verfügung stellen und mit anderen Mentoren auch darüber reden. Es gibt ein Speed Dating, bei dem man den Mentoren Fragen stellen kann. Und am 3. April moderiere ich für die Mentorstiftung einen Schülerwettbewerb auf der Insel Mainau und eine Podiumsdiskussion.

Sind Sie dadurch deutlich öfter am See als früher?
Oliver Wnuk: Das würde ich nicht sagen. Wie gesagt, ich bin eigentlich jedes Jahr öfters da. Ich habe aber auch letztes Jahr zum Beispiel das Weihnachtskonzert mit der Philharmonie gemacht. Ich habe meinen Abend im Stadttheater zweimal gespielt, ich habe auf der Mainau gelesen. Ich werde dieses Jahr wieder das Weihnachtskonzert mit der Philharmonie machen und im Großen Haus im Stadttheater meinen Abend spielen. Und eben dieses angehende Großprojekt, was über lange Zeit gehen wird und auch Präsenz erfordert. Ich habe drei Filme in Konstanz gedreht, die ich geschrieben habe, und einen Roman geschrieben, der mitunter in Konstanz spielt. Ich bin mit dieser Vaterstadt von mir einfach sehr verbunden.
Das heißt, Sie sind zuvor bereits in Konstanz. Reisen Sie nach dem Auftritt in Markdorf gleich weiter?
Oliver Wnuk: Genau, ich werde für die Mentor-Stiftung drei Tage in Konstanz sein. Dann geht‘s am nächsten Tag direkt von Markdorf weiter nach Osnabrück – ich spiele das Programm ja in ganz Deutschland. Und dann schon nach Sylt und Hamburg zu den Dreharbeiten für die neue „Nord Nord Mord“-Folge.
Karten für die Veranstaltung im Theaterstadel am Freitag, 4. April können online reserviert oder gekauft werden. Beginn ist um 20.30 Uhr, Eintritt ab 19 Uhr. Eine Karte kostet 25,50 Euro. Informationen im Internet: www.gehrenberg.de