Bei der großen Ukraine-Hilfsaktion von Rainer Zanker fuhr vergangene Woche der letzte 40-Tonner mit medizinischer Versorgung vom Hof. „Damit haben wir unsere Aufgabe erfüllt. Wir werden erst einmal eine Pause machen, bis wieder dringend Hilfsgüter benötigt werden. Aber wir sehen uns da nicht als Dauerinstitution“ so Zanker.
50.000 Euro an Spendengeldern gesammelt
Rainer Zanker und seine ukrainische Lebensgefährtin Mariya Babina hatten einen Aufruf gestartet, wer in Markdorf über Kapazitäten verfügt, Geflüchtete aufzunehmen. Dabei wurden 28 ukrainische Frauen und Kinder von einer Erststation in München aus nach Markdorf vermittelt. Aus dieser ersten Unterstützung entwickelte sich eine große Hilfsaktion. Auf einem extra eingerichteten Spendenkonto sind mittlerweile rund 50.000 Euro eingegangen. Mit dem Geld werden Hilfsgüter wie medizinische Produkte, Kleidung und Lebensmittel bezahlt.

In den drei Wochen seit dem Start der Aktion hatten sich zahlreiche Freiwillige gemeldet. Es fanden sich viele Helfer, die beim Verpacken der Hilfsgüter in die Transport-Kartons in der Weber-Halle mit anpackten. Andere stellten sich spontan zur Verfügung, um spätabends Geflüchtete vom Bahnhof in München abzuholen, wieder andere boten eigenen Wohnraum an, nahmen Geflüchtete bei sich auf oder halfen bei Behördengängen. So hatten sich zwischenzeitlich Dutzende Markdorfer engagiert.

Zu diesen vielen Helfern gehört auch Sylvia Winter, eine Verwandte von Rainer Zanker. Sie bekommt täglich Rückmeldungen, was in der Ukraine noch gebraucht wird. Dies sind seit einigen Tagen Stirnlampen, Spaten und Trillerpfeifen. „Es geht um die Rettung der Verschütteten“ erklärt Sylvia Winter.

Für die Ankömmlinge in Markdorf sammelt Sylvia Winter zusätzlich aus den umliegenden Orten neue Sachspenden ein. Daraus stellt sie Kisten zusammen, aus denen sich die Geflüchteten bedienen können. „Es kommen jeden Tag Menschen aus der Ukraine. Sie brauchen Kleidung und bekommen dann noch ein Lebensmittelpaket“, erzählt Winter. Diese Versorgungspakete bringen sie und andere Helfer meist persönlich in die Unterkünfte.
Erste Hilfe in bestehende Strukturen integrieren
Die Hilfe dauerhaft zu organisieren und auf institutionelle Beine zu stellen, ist unter anderem Aufgabe des Mehrgenerationenhauses (MGH). Es gilt, die Erste Hilfe, die geleistet wurde, in bestehende Strukturen überzuleiten, sagt Renate Hold vom MGH-Leitungsteam. Jeden Freitag wird es nun ein Café-Treff Ukraine geben. Das erste Treffen fang bereits statt, hier wurden den Geflüchteten verschiedene Angebote vorgestellt. Hold betont, dass das Café vor allem als Begegnungsstätte dienen soll. „Sie sollen sich treffen, um sich austauschen zu können, um die Kriegs- und Fluchterlebnisse verarbeiten zu können“, so Hold.

Neben dem Café-Treff bietet das MGH einen Möbel-, Fahrrad-, Laptop- und Kinderwagenkreisel an. Hier kann jeder spenden, Sachen verkaufen oder für einen günstigen Preis erwerben. Zudem gibt es eine Kleiderkiste. Das Team arbeitet zusätzlich an einem Deutschkurs, der jeden Mittwochvormittags stattfinden soll. Auch die Kurse sollen nicht nur der Integration, sondern auch als Forum der Begegnung dienen, erläutert Renate Hold.
Helferkreis freut sich über Unterstützer
Der Freundeskreis Flucht und Asyl (FFA) hat sich ebenfalls beim Café-Treff vorgestellt. Der FFA hat sich 2015 formiert und bestand damals aus etwa 100 ehrenamtlichen Helfern. Vorwiegend diente er dazu mit einer Patenschaft, die angekommenen Familien und auch einzelne Personen zu begleiten und ihnen bei allen möglichen Lebenslagen zu helfen. Während der vergangenen Jahre sei das Engagement, auch aufgrund der weniger akuten Nachfrage, stark abgeebbt, sodass es zuletzt noch rund 20 Freiwillige waren, wie Sprecherin Stephanie Sandküher berichtet.
In den vergangenen Wochen seien laut Sandkühler allerdings wieder neue Helfer dazu gekommen. Der Freundeskreis freut sich über noch mehr Unterstützer, um die ukrainischen Flüchtlinge gerade in der schwierigen Anfangszeit ausreichend unterstützen zu können.