Evelyn Pfefferkorn

Erste Kontakte in möglichst heimeliger Atmosphäre: Bei Kaffee und Kuchen kamen 25 in Markdorf angekommene ukrainische Geflüchtete im Wohnzimmer des Mehrgenerationenhauses (MGH) zusammen. Es war das dritte Ukraine-Café und damit auch der letzte Treff, den das MGH bei sich im Hause veranstaltete, sagt Leiterin Renate Hold.

Vom MGH-Team nicht auf Dauer zu stemmen

Der Grund ist: Für die Ukraine-Hilfe sei aktuell das ganze Personal eingebunden, weswegen sie das auf lange Sicht nicht stemmen könnten. „Durch die vielen Ehrenamtlichen können wir von heute auf morgen so etwas zwar aus dem Boden stampfen, aber eben nicht auf Dauer.“ Allein sechs Ehrenamtliche brauche es für die Organisation eines Treffens. „Wir machen gerade nichts anderes. Das können wir so nicht länger machen“, erklärt Hold.

Insgesamt 25 geflüchtete Ukrainer sind beim letzten Café-Treff des MGH bei Kaffee und Kuchen zusammengekommen. Ziel war es, dass die in ...
Insgesamt 25 geflüchtete Ukrainer sind beim letzten Café-Treff des MGH bei Kaffee und Kuchen zusammengekommen. Ziel war es, dass die in Markdorf lebenden Ukrainer sich untereinander kennenlernen und austauschen. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Damit die Ukrainer weiterhin einen Ort haben, an dem sie zusammenkommen können, bietet ihnen das MGH das Café International als Alternative an. Dieses öffnet diesen Freitag, 8. April, nach längerer Pause wieder seine Türen und wird von Freiwilligen des Freundeskreis Flucht und Asyl sowie den beiden Kirchengemeinden veranstaltet. Alle zwei Wochen soll es im Haus im Weinberg stattfinden. Dazu eingeladen sind nicht nur die neu angekommenen Ukrainer, sondern alle Geflüchtete, die in Markdorf leben. Zudem freue man sich dort auch über die Teilnahme von Paten und Mitbürgern, die die Geflüchteten unterstützen wollen.

Das könnte Sie auch interessieren

Die drei vergangenen Café-Treffs im MGH hätten ebenfalls dazu gedient, zu ermitteln, wie viele Ukrainer in der Stadt untergekommen sind, sagt Hold. „So kriegen wir auch einen Überblick, wie viele Ukrainer es in Markdorf gibt und welcher Bedarf besteht.“

Längerfristig zu helfen ist eine Herausforderung

Nicht alle Geflüchteten würden sich bei der Stadt melden. Ungefähr von 50 bis 70 Ukrainern weiß man im MGH, die privat bei Markdorfern untergekommen sind. In vielen Fällen seien aber das nur kurzfristige Übergangslösungen in Form von einzelnen Zimmern oder Ferienwohnungen: „Aus einem spontanen Moment heraus wollen viele helfen.“ Längerfristig Geflüchtete bei sich aufzunehmen, sei schon eine andere Hausnummer. „Das wird ein schwieriges Thema“, sagt Hold. Der Wunsch der Ukrainer sei ohnehin, nicht dauerhaft in Deutschland zu bleiben, wie sie von ihnen erfahren habe: „Sie hoffen, so schnell wie möglich zurückgehen zu können.“

Renate Hold (rechts), Leiterin des Mehrgenerationenhauses und Dolmetscherin Halyna Wolf (links), die ursprünglich aus Lwiw kommt und ...
Renate Hold (rechts), Leiterin des Mehrgenerationenhauses und Dolmetscherin Halyna Wolf (links), die ursprünglich aus Lwiw kommt und seit 17 Jahren in Markdorf lebt, haben die Ukrainer auf Deutsch und Ukrainisch begrüßt. Jeder Geflüchtete bekam von Hold ein Starterpaket mit Infomaterial, Lebensmittel und einem kleinen Geldbetrag überreicht. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Zudem bietet man im MGH nun auch Deutschkurse an. Denn die Ukrainer seien höchst motiviert, Deutsch zu lernen, zumal die meisten Frauen unter ihnen Akademikerinnen seien, sagt Renate Hold. Zu ihnen gehören auch Maria Koshevtsova, Kateryna Lystopad und Larysa Skvortsova. Sie haben sich bereits für den Deutschkurs im MGH angemeldet, waren schon beim ersten Ukraine-Café dabei und haben sich auch diesmal wieder eingefunden.

Ukrainerinnen vernetzen sich nun gegenseitig

Dadurch konnten sie bereits Kontakt zu anderen Ukrainern knüpfen und Handynummern austauschen sowie eine eigene Gruppe bei Viber erstellen, wie Maria Koshevtsova berichtet. In der Ukraine würden sich die Menschen nämlich darüber unterhalten anstatt wie im Westen über WhatsApp.

Die Ukrainerinnen (von links) Maria Koshevtsova, Larysa Skvortsova und Kateryna Lystopad waren beim letzten Café-Treff des ...
Die Ukrainerinnen (von links) Maria Koshevtsova, Larysa Skvortsova und Kateryna Lystopad waren beim letzten Café-Treff des Mehrgenerationenhaus dabei. Dadurch konnten sie mit anderen geflüchteten Ukrainern aus Markdorf in Kontakt kommen. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Alle drei Frauen stammen aus Kiew und sind mit ihren Kindern auf dem Hammerhof bei Familie Weber untergekommen. „Für mich steht an erster Stelle, Deutsch zu lernen, bevor ich beginnen kann, mir Arbeit zu suchen“, sagt Kateryna Lystopad. Vor ihrer Flucht war sie im Finanzmanagement eines Unternehmens tätig, Maria war Inhaberin eines Cafés, während Larysa als Friseurin arbeitete. Anfang März sind sie mit ihren Kindern nach dreitägiger Reise mit Zug und Bus in Markdorf angekommen.

Das könnte Sie auch interessieren

„Das ist aber nicht unsere erste Flucht gewesen“, erzählt Maria Koshevtsova. Bereits vor acht Jahren sei sie mit ihrer Familie von Donezk im umkämpften und von russischen Seperatisten eingenommenen Donbass nach Kiew geflohen, als nach der Krim-Annektierung auch der Krieg im Osten der Ukraine ausbrach. Nun widerfahre ihnen zum zweiten Mal dasselbe schreckliche Schicksal, berichtet sie bewegt.