Als Stephan Stitzenberger, der Polizeichef von Überlingen, dem Markdorfer Gemeinderat jüngst die aktuelle Kriminalitätsstatistik präsentierte, zeigte er auch eine positive Entwicklung an: „Weniger Wohnungseinbrüche, weniger Straftaten im öffentlichen Raum“, so das Resümee des Polizeibeamten. Sorgen bereitet ihm das Zahlenwerk aber trotzdem. Denn der Anteil der Vermögens- und Fälschungsdelikte ist nach wie vor hoch. Im Blick haben Stitzenberger und seine Kollegen vor allem Betrugsstraftaten – und hier insbesondere den sogenannten Enkeltrick.
Betrüger suchen nach alt klingenden Namen
„Rate mal, wer hier spricht!“: Das sei der häufig benutzte Einstieg in ein Telefongespräch mit fatalen Folgen für die Angerufenen – in erster Linie sind dies Senioren.

„Die Betrüger suchen im Telefonbuch gezielt nach alt klingenden Namen“, erklärt Marco Fandel, Markdorfs ehrenamtlicher Demografiebeauftragter. Fandel kennt sich aus. Hermine, Walburga, Ottmar und Edmund seien inzwischen aus der Mode gekommen. „Die rufen ja nicht nur bei einem an“, sagt Fandel. Und bei hundert Anrufen fallen einige immer auf die Masche herein. Eine finanzielle Klemme wird der angeblichen Großmutter berichtet. Sie möge doch bitte rasch Geld überweisen, für den neuen Computer, das neue Handy. Und die Angerufenen täten dies häufig, das belegt die Statistik: Alleine in Markdorf in mindestens 113 Fällen im vergangenen Jahr. Wobei, so warnt Polizeirat Stephan Stitzenberger, die Dunkelziffer nochmals deutlich höher sei. „Weil sich die Betroffenen schämen“, erklärt Marco Fandel.

Stitzenberger wiederum berichtete von der polizeilichen Präventionsarbeit, auch in Markdorf. Mitglieder des Kreisseniorenrates, Fandel und Beamte der Polizei waren vor wenigen Wochen auf dem Wochenmarkt. „Wir hatten einen Stand mit Informationen“, erklärt der Demografiebeauftragte. Dabei sei er auch mit Betroffenen ins Gespräch gekommen. Diese Erfahrung habe er auch bei seiner eigenen Präventionsveranstaltung Anfang des Jahres im Markdorfer Mehrgenerationenhaus (MGH) gemacht, berichtet Fandel.
Fandels Ratschlag für Senioren: Gute Passwörter
Ausdrücklich warnt Fandel auch diejenigen, die im MGH auch die Angebote der „Digitalen Anlaufstelle“ nutzen und auf Fragen zum Umgang mit den digitalen Medien eingehen. „Passwort, Passwort, Passwort“, seien seine drei wichtigsten Ratschläge. Denn die Digitalbetrüger wissen sich per Bluetooth den Zugang zu wichtigen Daten zu verschaffen. Immens gefährlich: der Anruf von vermeintlich einem der großen Softwarekonzerne, der Hilfe für ein PC-Problem verspricht, in Wahrheit aber nur den Rechner ausspäht.

Fandels Angebot an Senioren: Das „Sicherheitspaket für Zuhause“
„Der Verstand schaltet um auf Notbetrieb“, beschreibt es Marco Fandel. Er berichtet, was er über das Reagieren auf Schockanrufe gelernt hat: Nach dem Abheben meldet sich am anderen Ende der Leitung jemand mit einer schlimmen Nachricht. Die Enkelin, der Enkel, der Sohn oder die Tochter hatte einen Unfall und braucht nun dringend und sofort Hilfe. Gemeint ist finanzielle Hilfe, weil Personen zu Schaden gekommen seien oder irgendeine andere Notlage bestehe. Es gelte dringend, eine Kaution zu bezahlen, heißt es dann stets. Auch solche Fälle seien ihm schon begegnet. Fandel rät, die Warnung direkt neben das Telefon zu legen, die das „Sicherheitspaket für Zuhause“ enthält, das man sich bei ihm persönlich abholen kann.