Mitten in den Reben scheint Corona fern zu sein. Doch an den Winzern gehen die Auswirkungen der Pandemie nicht vorbei. Auch die Bodensee-Weinprinzessin erlebt eine außerordentliche Amtszeit, die wegen des Virus‘ zwei Jahre dauern wird, doppelt so lange wie gewöhnlich. Die Kür einer neuen Weinhoheit fällt dieses Jahr ebenso aus wie das Bodenseeweinfest am zweiten Septemberwochenende, bei dem sie nach der Krönung ihren ersten großen Auftritt hätte.

Ab Herbst arbeitet die 21-Jährige beim Rettungsdienst in München

So bleibt die 2019 gekürte Prinzessin Lea Saible aus Hagnau ein Jahr länger im Amt. Für diese Lösung konnten die Veranstalter der Wahl die 21-jährige Hagnauerin gewinnen, obwohl die ausgebildete Rettungssanitäterin im September eine Stelle im Rettungsdienst des Bayerischen Roten Kreuzes in München antreten wird. „Ich mach‘s gern noch ein Jahr, auch weil 2020 ja nicht so viel los war“, sagt Lea Saible.

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Etwa 30 bis 40 Veranstaltungen weggefallen

Etwa 30 bis 40 Veranstaltungen seien aufgrund der Krise weggefallen, darunter Messen, Weinproben und Weinfeste, etwa in Meersburg, Hagnau und Stetten. Lea Saible hofft auf das nächste Jahr und denkt, dass sie anfallende Termine gut mit ihrer neuen Berufstätigkeit unter einen Hut bringen kann. So weit weg sei München nicht, außerdem gebe es noch das „badische Trio“, die Weinkönigin und ihre beiden Prinzessinnen, die ebenfalls ein Jahr länger amtieren und notfalls für sie einspringen können. „Ich bin guter Dinge“, sagt Saible: „Man muss flexibel bleiben.“

Wo es geboten ist, trägt auch Bodensee-Weinprinzessin Lea Saible bei ihren Terminen einen Mund- und Nasenschutz.
Wo es geboten ist, trägt auch Bodensee-Weinprinzessin Lea Saible bei ihren Terminen einen Mund- und Nasenschutz. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Bodensee-Weinprinzessin bringt Urkunden persönlich vorbei

Das gilt ebenso für die Winzer. So fand 2020 zwar die Verkostung für den Müller-Thurgau-Preis trotz Corona-Auflagen beim Winzerverein Hagnau statt, doch auf die Siegerehrung im Neuen Schloss musste man verzichten. Also brachte die Bodensee-Weinprinzessin den Gewinnern ihre Urkunden persönlich vorbei. In Meersburg hatte sie gleich zwei Termine. Der Winzerverein hatte mit seinem 2019er Fohrenberg den zweiten Platz in der Kategorie feinherbe Weine belegt, das Staatsweingut mit seinem 2019er Meersburger Bengel den zweiten und mit seinem 2019er Gutswein den dritten Platz in der Kategorie „liebliche Weine“.

21-Jährige wirbt besonders gern für den Müller-Thurgau

„Der Müller-Thurgau ist mein Lieblingswein. Er passt zu ganz vielen Gerichten, schmeckt aber einfach auch so auf der Terrasse, in der Sonne. Er ist frisch, leicht, feinfruchtig und würzig.“ So beschreibt Lea Saible die lange Zeit unterschätzte Rebsorte, als sie mit Martin Frank und Valentin Wagner, dem Geschäftsführer und dem Kellermeister des Winzervereins, für Fotos in den Reben im Gewann Trielberg posiert.

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Und wie hat der Winzerverein die vergangenen Monate erlebt? Man habe zwischen Mitte März bis Mitte Juni einen Umsatzrückgang von etwa 25 Prozent verbucht, sagt Frank. „Ganz viele Absatzkanäle fielen aus“, durch die Schließung der Gastronomie, aber auch der eigenen Vinotheken. Zwar habe es Zuwächse bei den Endverbrauchern und im Online-Verkauf gegeben. Diese könnten aber den Verlust nur zum kleinen Teil auffangen. Die ganzen Auswirkungen werde man erst zum Jahresende sehen, denn alle Aktivitäten, die den Weinverkauf ankurbeln könnten, fielen flach.

Mitarbeiter des Winzervereins helfen Kellermeister beim Abfüllen

Seine 14 Mitarbeiter hat der Winzerverein nicht in Kurzarbeit geschickt, sondern mit anderen Tätigkeiten beschäftigt. So hätten alle, von der Reinigungskraft bis zur Geschäftsleitung, dem Kellermeister beim Abfüllen geholfen. Der 2019er war laut Frank ein starker Jahrgang. Die Keller werden also bei vielen Winzern noch gut gefüllt sein, wenn die Lese 2020 eingefahren wird. Seine geplante neue Kelterei könnte der Winzerverein dann gut gebrauchen, sagt Frank. Doch die Planung stocke, weil Anwohner ein zweites Lärmgutachten sowie ein Geruchsgutachten gefordert hätten.

Martin Frank zeigt das neue Design der Etiketten für die Weine des Winzervereins Meersburg.
Martin Frank zeigt das neue Design der Etiketten für die Weine des Winzervereins Meersburg. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Die Zeit während des Lockdowns hat der Winzerverein auch kreativ genutzt, etwa für den Entwurf neuer Weinetiketten in klarem Design. Es konzentriert sich auf das, worauf es ankommt: den Bodensee. Ein M bezeichnet den Ort, aus dem der Tropfen stammt.