Die Firma Holzbau Schmäh ist einen Schritt weiter mit ihrem Vorhaben, ihre alteingesessene Zimmerei an den Rand des Gewerbegebiets „Toren“ zu verlegen. Der Gemeinderat billigte nach der ersten Offenlage erneut den Entwurf des vorhabenbezogenen Bebauungsplans „Holzbau Schmäh“ bei einer Enthaltung von Alexandra Mahl (Umweltgruppe).
Naturschutzrechtlicher Ausgleich durch den Erwerb von Ökopunkten
Stadtplaner Helmut Hornstein erläuterte die eingegangenen Stellungnahmen und ihre Abwägungen. So fordere das Regierungspräsidium, dass man zur B 31 einen Abstand von 20 Metern einhalte und die vorgesehene Trasse des Wirtschaftswegs entsprechend verschieben müsse. Ein Lärmgutachten sei erstellt worden, vor allem schon wegen der geplanten Mitarbeiterwohnungen, „die auch Anspruch auf Lärmschutz haben“, so Hornstein. Auf Anregung des Landratsamtes erhalte man zwei weitere Obstbäume, die als Nisthöhlen für Fledermäuse in Frage kämen, indem man die Planung entsprechend anpasse: Einen Teil der Parkplätze könne man unterirdisch anlegen und oben begrünen. Der naturschutzrechtliche Ausgleich erfolge durch den Erwerb von Ökopunkten für die Entwicklung einer Magerwiese in Überlingen-Bonndorf. Monika Biemann (Umweltgruppe) hakte nach, ob der Bauherr nach wie vor eine Streuobstwiese anlegen wolle. Hornstein bejahte, ebenso bleibe es bei der Flachdachbegrünung.
In einer privaten Stellungnahme war die Höhe von rund 15 Metern des Wohn- und Bürogebäudes kritisiert worden und von einem „Gebäudeklotz mit fünf Vollgeschossen“ die Rede. Außerdem befürchtete der Verfasser, dass die Mitarbeiter- zu Ferienwohnungen werden könnten. Letztere, so Hornstein, seien im Bebauungsplan ausdrücklich ausgeschlossen und die Stadt werde das wohl auch im Durchführungsvertrag festhalten. Zum Thema Höhe erwähnte Hornstein, der Bauherr habe einen Geländeschnitt erstellen lassen. Der Stadtplaner betonte, dass das Vorhaben nicht zum „Toren“ gehöre. Christian Herter (Umbo) fragte nach: „Wenn es nicht zum ‚Toren‘ gehört, kann es auch keiner von dort als Referenz nehmen?“
Hornstein nickte: „Diese Höhenentwicklung ist ganz konkret an dieses Vorhaben gebunden.“ Bereits eingangs hatte er hervorgehoben: „Das ist ein ganz eigenständiges Betriebsareal, das sich durch eine eigene Architektursprache auszeichnet.“

Alexandra Mahl jedoch monierte, das Projekt „habe fast Hochhaushöhe“. Der Bauherr habe die Höhe zwar mittels Luftballons zu vermitteln versucht. „Aber ich weiß jetzt schon, dass nachher viele sagen werden: Ich wusste nicht, dass es so hoch wird“, meinte Mahl. Ein Stangengerüst wäre da besser gewesen. Könnte der Bauherr nicht ein Geschoss runternehmen und es stattdessen auf die Fertigungshalle setzen, schlug Mahl vor und hätte gerne einen entsprechenden Antrag gestellt. Doch die Verwaltung war sich während der laufenden Sitzung nicht sicher, ob und wenn ja, in welcher Form, das möglich wäre. Wie Maximilian Fetzer von der Stadtverwaltung auf SÜDKURIER-Nachfrage mitteilte, hat die Verwaltung inzwischen entschieden, den Vorschlag Mahls erst einmal in die Abwägungen der zweiten Offenlage aufzunehmen.
Was sagt der Bauherr?
Was sagt Bauherr Sebastian Schmäh zum Vorschlag von Stadträtin Alexandra Mahl, er solle doch sein Hauptgebäude um ein Geschoss reduzieren und dieses stattdessen auf die Fertigungshalle setzen. Schmäh ist, gelinde gesagt, entsetzt. „Das würde mich zwischen 500 000 und 700 000 Euro kosten“, sagte er auf SÜDKURIER-Nachfrage. Allein der Bebauungsplan und die Statikberechnungen für sein Sechs-Millionen-Euro-Projekt hätten ihn mittlerweile bereits 120 000 Euro gekostet. „Die wären dann in den Sand gesetzt.“
Aber laut Schmäh wäre das noch lange nicht das Schlimmste: Denn folgte er Mahls Vorschlag, würde die durchdachte, hochwertige Holzbau-Architektur so sehr verändert, dass er die Fördermittel aus dem „Holz-Innovativ-Programm“ des Landes in Höhe von 300 000 Euro verlöre. Ferner, so Schmäh, könne man auf eine Fertigungshalle nicht so einfach ein Geschoss mit Wohn- und Büroräumen setzen. Die Statik ändere sich und man müsse ganz andere Auflagen, etwa in puncto Brandschutz, erfüllen. Er spreche Mahl nicht das Recht ab, so einen Vorschlag zu machen, betonte Schmäh. „Aber warum kommt sie erst jetzt damit und nicht bereits in der ersten Offenlage?“ Was übrigens das Thema Stangengerüst angehe, sei das leichter gesagt als getan. „Ich kenne keinen Menschen, der ein 14,5 Meter hohes Stangengerüst einfach so macht.“ So etwas koste auch zwischen 10 000 und 15 000 Euro.
Außerdem fragte der SÜDKURIER, warum Schmäh, anders als geplant, die naturschutzrechtliche Ausweichfläche nun in Überlingen nachweisen will. Schmäh sagte, „es ist ein sehr komplexes Verfahren, an eigene Ökopunkte zu kommen“, das er unterschätzt habe. So eigneten sich nicht alle Maßnahmen. Am besten sei es etwa, einen Maisacker in eine Wiese umzuwandeln, das gebe sehr viele Punkte. Auch müssten Grundstücke eine bestimmte Mindestgröße haben. Und: Die Maßnahmen müssten bei der Beantragung schon umgesetzt, die Ökopunkte bereits eingetragen sein. Sprich: „Wenn man anfängt zu bauen, muss man schon Ökopunkte vorhalten“, unterstreicht Schmäh und räumt ein. Es sei ihm nicht bewusst gewesen, dass das mindestens ein halbes Jahr dauern würde. Eigentlich habe er bei einem Weiher in Mimmenhausen eine Intensivobstplantage kaufen und renaturieren wollen. Auf Meersburger Gemarkung wäre ihm ein Ausgleich mangels geeigneter Flächen sowieso nicht möglich gewesen.