Trauer und Bestürzung über den unerwarteten Tod von Hermann Kumm sind groß in der kleinen Seegemeinde. Viele Stettener kannten und schätzten den über die Maßen engagierten 67-Jährigen und werden ihn in ihrer Dorfgemeinschaft vermissen. Am 30. September um 14 Uhr wird Hermann Kumm auf dem Friedhof beigesetzt.

Kumms Wirken hat intensive Spuren hinterlassen. „Er prägte durch sein Tun nicht nur unsere Narrengemeinschaft, sondern maßgeblich das gesamte Dorf“, sagt Vorsitzender Markus Greinwald über das langjährige Zunftratsmitglied bei den Hasle Maale. Viel Dank und Anerkennung bringen auch die Verantwortlichen der Freiwilligen Feuerwehr und des Musikvereins Daisendorf-Stetten dem Verstorbenen entgegen. Im Winzerverein Meersburg gehörte Hermann Kumm 35 Jahre lang dem Vorstand an. Er habe sich immer für ein gutes Auskommen der Winzerfamilien und zukunftsweisendes Marketing stark gemacht, heißt es aus dem Verein.

Das könnte Sie auch interessieren

Privat viele Schicksalsschläge zu verkraften

Dagobert Heß, Kommandant der Feuerwehr, trauert nicht nur um Hermann Kumm als Mitglied der Feuerwehr – Kumm war auch sein Cousin: „Hermann hat es in seinem Leben nicht einfach gehabt, doch immer das Beste daraus gemacht.“ Mehrere Schicksalsschläge habe er verkraften müssen. So hatte er als 25-Jähriger unverschuldet einen schweren Unfall, der ihm neben 13 Operationen langfristige gesundheitliche Folgen bescherte. Drei Jahre später ging es mit dem frühen Unfalltod seines Vaters weiter. Der junge Hermann Kumm habe deswegen den elterlichen Wein- und Obstbaubetrieb übernehmen und mit der Zeit seine Arbeitsstelle als Verwalter des Meersburger Weinguts Waldburg-Wolfegg aufgeben müssen. Seit einer Verletzung mit einem Rebdraht in den 1990er Jahren war der Verstorbene ferner auf einem Auge blind. Seinem Engagement und seiner Geselligkeit hätten diese Schicksalsschläge aber keinen Abbruch getan, bewundert Dagobert Heß.

Hermann Kumm im Jahr 2014 anlässlich der Verleihung des Landesfeuerwehrabzeichens.
Hermann Kumm im Jahr 2014 anlässlich der Verleihung des Landesfeuerwehrabzeichens. | Bild: Archiv

Feuerwehrwesen mit modernen Ansätzen geprägt

Der Verstorbene habe sich außergewöhnlich für die Wehr eingesetzt. 25 Jahre lang füllte er das Amt des Kommandanten mit größtmöglichem Einsatz aus und war jahrelang Mitglied der Technischen Einsatzleitung Bodenseekreis. Sein Cousin habe das Feuerwehrwesen in der Gemeinde vorausschauend und mit modernen Ansätzen geprägt. Die Gründung einer Jugendfeuerwehr, die Umstellung auf digitale Alarmierung sowie der Neubau des Feuerwehrhauses fielen in diese Zeit. Gegen anfängliche Widerständer habe Hermann Kumm dafür gesorgt, dass mit Elke Hopp weiblicher Nachwuchs aufgenommen wurde. Ferner habe er die internationale Zusammenarbeit mit den Münsterlinger Feuerwehrkameraden gesucht und forciert.

Wunsch: Musikkapelle und Feuerwehr sollen gesellig zusammensitzen

Seinen verstorbenen Cousin charakterisiert Heß als treu und pflichtbewusst. Gleichzeitig sei er ein „Pfundskerl“ gewesen, der das gesellige Essen und Trinken geschätzt habe. Weil Hermann Kumm gern eingeladen und bewirtet habe, sei er auch gern besucht worden. Kurz bevor Hermann Kumm Ende Juli wegen einer immer wieder aufblitzenden Streptokokkeninfektion ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, habe er schriftlich festgelegt, dass, sollte er versterben, anlässlich seiner Beerdigung die Musikkapelle und die Feuerwehr gesellig zusammensitzen sollen.

Schon als Kind spielte Hermann Kumm gern Trompete.
Schon als Kind spielte Hermann Kumm gern Trompete. | Bild: Familie Kumm

Immer ein offenes Haus und Bewirtung in der Garage

Tom Wagener, Vorsitzender der Musikkapelle, erzählt: „Wir fanden bei ihm immer ein offenes Haus und eine offene, mit Speis und Trank ausgestattete Garage.“ Hermann Kumm sei ein hochgeschätzter, loyaler und engagierter Musikkamerad gewesen. Schon als Kind spielte er Trompete und Flügelhorn. 2014 erhielt Hermann Kumm eine Auszeichnung des Blasmusikverbands für 50 Jahre Musizieren und wurde zum Ehrenmitglied des Musikvereins ernannt.

Patenkinder werden ihr „Hermännle“ vermissen

Nicht nur den Feuerwehr- und Vereinskollegen werde „das Urgestein vom Goisbichl“ fehlen, sagt Dagobert Heß. Auch in der Familie werde der großherzige Mensch eine große Lücke hinterlassen. Hermann Kumm sei unverheiratet geblieben und habe keine Kinder gehabt. Umso mehr sei er in seiner Rolle als Patenonkel der Enkel seiner im Vorjahr verstorbenen Schwester Maria aufgegangen. Die Enkelkinder würden ihr „Hermännle“ sicher sehr vermissen.

Hermann Kumm privat und als Vereinsmensch

Hermann Kumm kam am 1. April 1955 im Meersburger Krankenhaus zur Welt und wuchs in Stetten auf dem Goisbichel auf. Er absolvierte in Weinsberg eine Ausbildung zum Weinbautechniker, baute Wein an und fungierte als Verwalter des Rebguts Waldburg-Wolfegg. Er war 35 Jahre lang Mitglied im Vorstand des Meersburger Winzervereins und wurde dafür vom baden-württembergischen Genossenschaftsverband mit der Raiffeisen-Schulze-Medaille gewürdigt

Von 1989 bis 2014 führte Kumm die Feuerwehr Stetten als Kommandant. Als langjähriger Feuerwehr- und Ehrenkommandant erhielt der Hauptbrandmeister unter anderem Ehrenzeichen in Gold des Landes für 40 Jahre Feuerwehrdienst sowie der Feuerwehren des Bodenseekreises. Der Verstorbene war 1974 Gründungsmitglied der Narrengemeinschaft Hasle Maale und vier Jahre später des Musikvereins Daisendorf-Stetten und wirkte in beiden Vereinen als Schriftführer sowie im Vorstand mit. Seit der Gründung der Theatergruppe im Jahr 1989 spielte Kumm fünf Jahre lang bei mehreren Aufführungen mit.