Der ehemalige Direktor des Staatsweingutes Meersburg, Ernst Adams, wäre am 24. September 100 Jahre alt geworden. Er galt als Pionier des Weinbaus. So titelte auch der SÜDKURIER anlässlich des Todes von Ernst Adams im Jahr 1995. Knapp 20 Jahre leitete Adams das Staatsweingut als Direktor, zuvor wirkte er dort bereits acht Jahre als Kellermeister.

Der älteste Sohn erinnert sich an den entscheidenden Anruf
Sein ältester Sohn, der wie der Vater Ernst heißt, erzählt, wie die Familie an den Bodensee kam und welche Veränderungen Adams während seiner Dienstzeit in der Domäne veranlasste. „Eigentlich war schon der Anfang beeindruckend“, sagt Ernst Adams, der mittlerweile in Rheinhessen wohnt, am Telefon. Sein Vater habe einen Anruf vom Landwirtschaftsministerium Stuttgart erhalten – in Meersburg sei eine Stelle frei, er sei ihnen empfohlen worden. „Das war 1956, nach dem strengen Frostwinter“, erklärt Adams. In Meersburg seien alle Weinstöcke erfroren und die Weinberge mussten komplett neu angelegt werden.
Ernst Adams stammte aus einer Winzerfamilie an der Mosel
Für seinen Vater sei das eine hohe Ehre gewesen. Er stammte zwar aus einer Winzerfamilie, hatte aber lediglich die Weinbauschule in Trier besucht. „Es gab damals höhere Schulen als diese, zum Beispiel Technikerschulen und ähnliche“, erklärt der 77-jährige Sohn. Sein Vater habe dann seine Frau und die drei Söhne gefragt, ob sie umziehen wollen. „Ich war damals zwölf Jahre alt und wäre gern an der Mosel geblieben“, erinnert sich Adams. Aber später habe er Meersburg dann doch lieben gelernt und war bis vor Kurzem mindestens zwei Mal jährlich zu Besuch in der Burgenstadt.
In der Amtszeit seines Vaters wurde der Kellerbereich neu gestaltet
Ernst Adams sei ein legendärer Mann gewesen, sagt sein Sohn. Er habe als Kellermeister angefangen und habe den Betrieb dann ständig vergrößert. Zum einen durch die Rebflächen in Gailingen bei Singen, zum anderen durch den Werkshof am Wetterkreuz mit Aufenthaltsraum und Wohnungen. Während seiner Dienstzeit sei zudem der Kellerbereich neu gestaltet worden. Maschinen für die Abfüllung, für die Flaschenreinigung und für die Etikettierung seien angeschafft worden. „Eben alles, was zu einer modernen Abfüllanlage gehört“ erklärt der Sohn. Er hat selbst viele Jahre als Ingenieur für Weinbau und Kellerwirtschaft Abfüllanlagen aufgebaut.
„Wenn ich in den letzten Jahren am Grab meiner Eltern in Meersburg war, habe ich dort oft ein paar frische Blumen vorgefunden, welche die Trachtenfrauen dort abgelegt haben.“Ernst Adams junior, Sohn des früheren Weingutdirektors
Adams initiierte die St.-Josephs-Weinprobe als Plattform der Präsentation von Weinbaubetrieben
Sein Vater sei an der Einführung des Bodensee-Weinfestes maßgeblich mitbeteiligt gewesen und habe die St.-Josephs-Weinprobe im Meersburger Schloss gegründet, wo sich alle Weinbaubetriebe rund um den See präsentieren konnten. „Diese Weinproben hat er mit viel Fachkenntnis gehalten. Er war dabei nie schulmeisterlich, sondern stets humorvoll“, erzählt der Sohn lachend am Telefon. Bei diesen Weinproben bedienten die Meersburger Trachten, als deren Freund und Förderer sein Vater sich stets gesehen habe. „Wenn ich in den letzten Jahren am Grab meiner Eltern in Meersburg war, habe ich dort oft ein paar frische Blumen vorgefunden, welche die Trachtenfrauen dort abgelegt haben.“
1981 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen
Sein Vater sei außerdem ehrenamtlich als Bereichsvorsitzender des badischen Weinbauverbandes für den Bodensee tätig gewesen. 1981 sei ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. In der Festschrift „200 Jahre Staatsweingut Meersburg am Bodensee“, herausgegeben 2003 vom Staatsweingut Meersburg, ist dazu auf Seite 50 zu lesen: „Adams früherer Aufbauarbeit als Rebmeister und seiner 20-jährigen Tätigkeit als Gesamtleiter verdankt das Staatsweingut den weiteren Aufstieg zum anerkannten Weinbaubetrieb am Bodensee. Seine Verdienste um den Weinbau am Bodensee sind unübersehbar und im Jahre 1981 wurde ihm dafür das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.“
„Ernst Adams hat einiges bewegt und stets dafür gesorgt, dass das Staatsweingut ein führender Betrieb der Region war.“Jürgen Dietrich, Weingutsdirektor
Jürgen Dietrich, seit 2002 Weingutsdirektor des Staatsweinguts, sagt, er habe Adams leider nicht mehr persönlich kennengelernt. Aber aus Erzählungen von Kollegen wisse er, dass Ernst Adams eine Frohnatur gewesen sei. Er habe eine laut tragende Stimme gehabt und stets einen Witz parat. „Er hat einiges bewegt und stets dafür gesorgt, dass das Staatsweingut ein führender Betrieb der Region war“, bestätigt Dietrich. Gerade die Entwicklungen im technischen Bereich habe er vorangebracht. Auch sei das Meersburger Weinfest so konzipiert wie die Weinfeste an der Mosel – „diese sind in jeder Region anders“, fügt Dietrich hinzu. Daher könne man Ernst Adams als maßgeblichen Initiator des Bodensee-Weinfestes bezeichnen.