Er ist ein Wahrzeichen Meersburgs: Der Turm der Stadtpfarrkirche Mariä Heimsuchung. Derzeit wird er umfassend saniert, was über den Bodensee hinweg an dem Gerüst um das Bauwerk erkennbar ist. Für die Kirchengemeinde ist es ein Großprojekt, das von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg jetzt mit 50.000 Euro aus Mitteln der Lotterie Glücksspirale gefördert wurde. Laut Pfarrer Matthias Schneider belaufen sich die Kosten der Instandsetzung auf insgesamt mindestens 1,2 Millionen Euro. „Das ist ein Projekt, das unsere Möglichkeiten eigentlich fast überschreitet. Wir sind daher für alle Hilfen sehr dankbar“, sagte Schneider im Beisein von Vertretern der Denkmalstiftung, Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg und Kirchengemeinde.

Sie freuen sich über 50.000 Euro an Fördermitteln (hintere Reihe von links): Stefanie Lohr, Verwaltungsbeauftragte der Kirchengemeinde ...
Sie freuen sich über 50.000 Euro an Fördermitteln (hintere Reihe von links): Stefanie Lohr, Verwaltungsbeauftragte der Kirchengemeinde Meersburg, Michaela Schneider vom Stiftungsrat, Architekt Gregor Ahrens, Matthias Haberstroh, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, Jürgen Strauss und Georg Dreher, beide vom Stiftungsrat. Vordere Reihe von links: Kerstin Kaspar vom Stiftungsrat, Dieter Gobs, Leiter der kirchlichen Verrechnungsstelle Sigmaringen, Monika Öschger von der Trachtengruppe Meersburg, Roland Bürkle von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, Pfarrer Matthias Schneider und Marina Roßmann von der Staatlichen Totto-Lotto GmbH Baden-Württemberg. | Bild: Santini, Jenna

Roland Bürkle, Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung, erklärte: „Wir wissen, dass mit den 50.000 Euro, die wir geben können und wollen, das Projekt nicht stemmbar ist. Das ist ein kleiner Beitrag, aber er soll als Anerkennung dienen für diejenigen, die bereit sind, so ein Denkmal zu erhalten und in die Zukunft zu führen.“ Insbesondere bei Kirchen sei das nicht mehr selbstverständlich. Kirchen würden heutzutage häufig nicht mehr saniert oder verkauft. Bürkle fügte hinzu: „Denkmale müssen mit Leben gefüllt werden. Es ist wichtig, dass die nicht nur präsentieren, sondern dass innen etwas stattfindet, dass innen Leben stattfindet.“ Die Denkmalstiftung unterstützt Privateigentümer, kirchliche Eigentümer und Kommunen bei ihren Vorhaben.

Blick ins Langhaus der Stadtpfarrkirche St. Mariä Heimsuchung. Der Innenraum wurde vor 20 Jahren saniert.
Blick ins Langhaus der Stadtpfarrkirche St. Mariä Heimsuchung. Der Innenraum wurde vor 20 Jahren saniert. | Bild: Santini, Jenna

1,6 Millionen Euro für 45 Projekte

1,6 Millionen Euro werden dieses Jahr für 45 Projekte im ganzen Land Baden-Württemberg bereitgestellt. Dieser Betrag setzt sich aus den Erträgen der Denkmalstiftung – jedes Jahr bis zu 650.000 Euro – und der Totto-Lotto-Gesellschaft zusammen, die etwa eine Million Euro beisteuert. Regionaldirektorin Marina Roßmann berichtete: „Wir als Lotto Baden-Württemberg unterstützen ganz viel gemeinnützige Dinge. Wir fördern insgesamt im Jahr circa 30 Millionen. Da geht ein Teil dementsprechend an die deutsche Denkmalstiftung – aber eben auch an andere Projekte.“ Neben dem Denkmalschutz seien Kunst, Kultur und Sport wichtig. Gemeinsam mit der Stiftung seien mittlerweile knapp 1800 Projekte umgesetzt worden, wobei die Zusammenarbeit erst seit zehn Jahren besteht. Die Denkmalstiftung an sich gibt es seit 40 Jahren.

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Immer wieder gehen im Pfarramt Anrufe gerade von der Schweizer Bodenseeseite ein. Die Anrufer erkundigen sich Pfarrer Matthias Schneider zufolge danach, wann der Turm nicht mehr eingerüstet sein wird. Ihnen geht es um die Fotogenität Meersburgs. „Leider kommen über den See außer Anrufen keine harten Schweizer Franken“, scherzte Schneider. Voll des Lobes war der Geistliche für die Mitglieder der Kirchengemeinde. Sie ließen sich wiederholt Aktionen einfallen, um für Sanierungen in dem Gotteshaus Spenden zu sammeln – teils mit einem Augenzwinkern. Für einen Spendenaufruf für die Turmsanierung wurde dieser traurig und lachend karikiert. Zu lesen ist die Überschrift „Helft mit..., lasst den Kirchturm wieder lachen“.

Pfarrer Matthias Schneider zeigt Lotto-Regionaldirektorin Marina Roßmann die Ziegel, die aussortiert werden. Bis spätestens Mitte Juni ...
Pfarrer Matthias Schneider zeigt Lotto-Regionaldirektorin Marina Roßmann die Ziegel, die aussortiert werden. Bis spätestens Mitte Juni soll das Dach neu eingedeckt sein. | Bild: Santini, Jenna

Schneider zählte auf: Innenrenovierung vor 20 Jahren, Start der Dachsanierung vor 13 Jahren, Kirchturm als Abschlussprojekt. „Es war eigentlich nur gedacht an eine Dachsanierung mit einem Schönheitsanstrich des Kirchturmes. Als wir wirklich hochkonnten auf dem Gerüst, haben wir gesehen, dass der Rohrschacher Sandstein komplett zerbröselt, fast ganz ausgetauscht oder saniert werden muss“, erläuterte Schneider. Und: „Wir haben eine sehr starke Rissbildung festgestellt, die ganz sicher auch mit dem hohen Verkehrsaufkommen zu tun hat.“ Zudem sollte einiges an der Dachkonstruktion zu tun sein. Wie es aktuell aussieht? „Die Natursteinarbeiten laufen gerade. Die Rissbildung einzufangen, wird praktisch innen mit einer Verspannung gemacht. Die sollte auch gerade anlaufen“, sagte Schneider. Der Turm wird voraussichtlich noch über Monate eingerüstet sein.

Was derzeit am und im Kirchturm passiert

Architekt Gregor Ahrens weiß, wie es zurzeit um den Kirchturm steht. Er erklärte: „Der aktuelle Stand ist der, dass wir über die Winterzeit ins Frühjahr hauptsächlich innen gearbeitet haben – und so, wie das Wetter mitgemacht hat, die groben beschädigten Stellen des Sandsteins ausgebaut haben.“ Währenddessen habe der Zimmermann die ganze Holzkonstruktion innen über alle Treppenstufen, Geschossbalkendecken und oben selbst das Sparrendach, das aufwendige Dach an der Spitze, restauriert. „Jetzt kommen wir eigentlich erst an die Sandsteinarbeiten dran, was die Wiederherstellung angeht. Also diese großen Ausschnitte, da, wo man nicht nur Risse bearbeiten, ausspritzen, überspachteln kann“, kündigte Ahrens an. Sie würden durch sogenannte Vierungen ersetzt. Die Rede ist von hunderten Stücken – „mal größere, mal kleinere, mal dickere, die ausgeschnitten sind an den Fensterumrahmungen vor allem im Bereich des Glockenstuhls“. Die Ersatzstücke wurden bereits in der Steinwerkstatt hergerichtet. Sie werden sukzessive eingesetzt. Ahrens: „Das heißt, diese Steinergänzungen werden mit Edelstahlankern eingedübelt und eingeklebt, dass sie mindestens mal ein knappes Jahrhundert wieder halten.“ Durch das nasse Frühjahr seien die Arbeiten nicht so schnell vorangekommen, wie er es sich vorgestellt habe. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist, „dass die Schäden, die zwar aufwendig begutachtet wurden im Vorhinein, eben doch während der Realisierung, wo wir mit der Nase davorstehen und abbauen können, doch deutlich größer sind als erwartet“. Bis spätestens Mitte Juni soll das Dach fertig eingedeckt sein mit neuen Ziegeln. Voraussetzung ist stabiles Wetter. Der Sandstein wird die Handwerker noch bis Ende des Jahres beschäftigen. Auch beginnt in diesen Tagen die Mauerwerkssanierung: „Das Mauerwerk hat zum Teil sehr starke Risse und die werden in einem Spezialverfahren geschlossen.“ Es handele sich um grobe Arbeiten mit Lärm und Schmutz. Geplant ist ferner der Einsatz der Putzer, die unter anderem die Fassade reinigen. In diesem ganzen Prozess besteht nach Aussage der Verantwortlichen Kontakt mit dem Landratsamt in Sachen Tierschutz. Gerade Fledermäuse sind durchgehend in dem Turm zuhause.