Er ist ein Wahrzeichen Meersburgs: Der Turm der Stadtpfarrkirche Mariä Heimsuchung. Derzeit wird er umfassend saniert, was über den Bodensee hinweg an dem Gerüst um das Bauwerk erkennbar ist. Für die Kirchengemeinde ist es ein Großprojekt, das von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg jetzt mit 50.000 Euro aus Mitteln der Lotterie Glücksspirale gefördert wurde. Laut Pfarrer Matthias Schneider belaufen sich die Kosten der Instandsetzung auf insgesamt mindestens 1,2 Millionen Euro. „Das ist ein Projekt, das unsere Möglichkeiten eigentlich fast überschreitet. Wir sind daher für alle Hilfen sehr dankbar“, sagte Schneider im Beisein von Vertretern der Denkmalstiftung, Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg und Kirchengemeinde.

Roland Bürkle, Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung, erklärte: „Wir wissen, dass mit den 50.000 Euro, die wir geben können und wollen, das Projekt nicht stemmbar ist. Das ist ein kleiner Beitrag, aber er soll als Anerkennung dienen für diejenigen, die bereit sind, so ein Denkmal zu erhalten und in die Zukunft zu führen.“ Insbesondere bei Kirchen sei das nicht mehr selbstverständlich. Kirchen würden heutzutage häufig nicht mehr saniert oder verkauft. Bürkle fügte hinzu: „Denkmale müssen mit Leben gefüllt werden. Es ist wichtig, dass die nicht nur präsentieren, sondern dass innen etwas stattfindet, dass innen Leben stattfindet.“ Die Denkmalstiftung unterstützt Privateigentümer, kirchliche Eigentümer und Kommunen bei ihren Vorhaben.

1,6 Millionen Euro für 45 Projekte
1,6 Millionen Euro werden dieses Jahr für 45 Projekte im ganzen Land Baden-Württemberg bereitgestellt. Dieser Betrag setzt sich aus den Erträgen der Denkmalstiftung – jedes Jahr bis zu 650.000 Euro – und der Totto-Lotto-Gesellschaft zusammen, die etwa eine Million Euro beisteuert. Regionaldirektorin Marina Roßmann berichtete: „Wir als Lotto Baden-Württemberg unterstützen ganz viel gemeinnützige Dinge. Wir fördern insgesamt im Jahr circa 30 Millionen. Da geht ein Teil dementsprechend an die deutsche Denkmalstiftung – aber eben auch an andere Projekte.“ Neben dem Denkmalschutz seien Kunst, Kultur und Sport wichtig. Gemeinsam mit der Stiftung seien mittlerweile knapp 1800 Projekte umgesetzt worden, wobei die Zusammenarbeit erst seit zehn Jahren besteht. Die Denkmalstiftung an sich gibt es seit 40 Jahren.
Immer wieder gehen im Pfarramt Anrufe gerade von der Schweizer Bodenseeseite ein. Die Anrufer erkundigen sich Pfarrer Matthias Schneider zufolge danach, wann der Turm nicht mehr eingerüstet sein wird. Ihnen geht es um die Fotogenität Meersburgs. „Leider kommen über den See außer Anrufen keine harten Schweizer Franken“, scherzte Schneider. Voll des Lobes war der Geistliche für die Mitglieder der Kirchengemeinde. Sie ließen sich wiederholt Aktionen einfallen, um für Sanierungen in dem Gotteshaus Spenden zu sammeln – teils mit einem Augenzwinkern. Für einen Spendenaufruf für die Turmsanierung wurde dieser traurig und lachend karikiert. Zu lesen ist die Überschrift „Helft mit..., lasst den Kirchturm wieder lachen“.

Schneider zählte auf: Innenrenovierung vor 20 Jahren, Start der Dachsanierung vor 13 Jahren, Kirchturm als Abschlussprojekt. „Es war eigentlich nur gedacht an eine Dachsanierung mit einem Schönheitsanstrich des Kirchturmes. Als wir wirklich hochkonnten auf dem Gerüst, haben wir gesehen, dass der Rohrschacher Sandstein komplett zerbröselt, fast ganz ausgetauscht oder saniert werden muss“, erläuterte Schneider. Und: „Wir haben eine sehr starke Rissbildung festgestellt, die ganz sicher auch mit dem hohen Verkehrsaufkommen zu tun hat.“ Zudem sollte einiges an der Dachkonstruktion zu tun sein. Wie es aktuell aussieht? „Die Natursteinarbeiten laufen gerade. Die Rissbildung einzufangen, wird praktisch innen mit einer Verspannung gemacht. Die sollte auch gerade anlaufen“, sagte Schneider. Der Turm wird voraussichtlich noch über Monate eingerüstet sein.