Die neue Schule war in den vergangenen Monaten Thema Nummer eins im Oberteuringer Gemeinderat. Warum kann sich der Ort auf diese Schule freuen?
Neben der Diskussion im Gemeinderat haben wir die Planung mit einer Bürgerversammlung begonnen und Vertreter der Schule sowie der Elternschaft stark mit eingebunden. Dies ist ein aufwändiger Weg, aber er hat sich gelohnt. Es gab einige Punkte, an denen wir uns gerieben haben. Aber wir wurden einig.
Die Architekten haben eine schöne und funktionale Planung vorgestellt und ich schätze die sehr gute Zusammenarbeit. Die neue Schule wird ausreichend Platz bieten und in Zukunft die modernsten pädagogischen Anforderungen erfüllen. Hinzu kommt die herrliche Lage direkt an der Rotach mit Blick ins Grüne. Auch beim Thema Energieeffizienz wollen wir Vorreiter sein und erfüllen mit dem KfW 55-Standard hohe Anforderungen.

Zwischen Kostenschätzung und erster detaillierter Kostenberechnung sind die Kosten für die Schule bereits um eine Million Euro gestiegen. Wie ist der aktuelle Stand des Projekts?
Allein fast 200.000 Euro Mehrkosten ergeben sich zum Beispiel für eine aufwändige Pfahlgründung, nachdem ein Bodengutachten negativ ausgefallen ist. Auch die Photovoltaikanlage war zu Beginn nicht vorgesehen und erst für die Erreichung des KfW 55-Standards notwendig. Über die Kostensteigerungen haben wir uns zwar nicht gefreut, landauf landab ergeben sich bei Projekten dieser Größenordnung jedoch größere Differenzen.
Wir haben jetzt Einsparmöglichkeiten abgeklopft und versuchen relativ früh, die Kosten auf ein gewisses Maß zurückzubringen. Wichtig ist dabei sowohl der Verwaltung als auch dem Gemeinderat, dass die Qualität nicht leidet. Das ist ein gewisser Spagat. Inzwischen haben wir bereits viele baurechtliche Hürden, auch für die neue Tennisanlage, genommen.
Das Haus am Teuringer hat sich im vergangenen Jahr etabliert. Welchen Stellenwert hat es in der Gemeinde?
Ich glaube, dass der Stellenwert enorm hoch ist. Mit Annika Taube und Michael Friedrich-Gaire sind wir personell gut aufgestellt und es gelingt sehr gut, das Haus zu beleben. Ich halte es für wichtig, dass Projekte von hauptamtlichen Mitarbeitern koordiniert werden und das geht nur, wenn man Geld in die Hand nimmt. Aus der Bevölkerung kommen sehr viele Ideen, für die es jetzt eine Anlaufstelle gibt. So sind ganz tolle Projekte entstanden.
Ich habe den Eindruck, dass sich unser inklusives Oberteuringen über die Kreisgrenze hinaus einen richtig guten Namen macht. Die Einrichtungen der Stiftung Liebenau haben das Ortsbild verändert und von der Vielfalt profitiert die ganze Gemeinde. Schön ist, dass wir mit der neuen Pächterin des Cafés im Haus am Teuringer wieder gut aufgestellt sind und ein tolles Angebot haben.

Im Zuge des Gemeindeentwicklungskonzepts 2035 haben 97,6 Prozent der befragten Oberteuringer die Frage nach der allgemeinen Lebensqualität mit sehr gut bis gut beantwortet. Worauf führen Sie dieses hervorragende Ergebnis zurück?
Die Region an sich bietet ja schon eine herausragende Lebensqualität. Oberteuringen ist gewissermaßen ein Dorf geblieben, trotzdem haben wir unsere Hausaufgaben in Sachen Infrastruktur von den Sporteinrichtungen bis hin zur Straßenbeleuchtung gemacht. Alles, was man zum Leben braucht, haben wir vor Ort.
Durch den Zuzug junger Familien sind wir eine recht junge Gemeinde. Auch sie sollen aktiv am Gemeindeleben teilhaben. Erstmals organisierten wir deshalb 2018 ein Neubürgerfrühstück, das sehr gut angenommen wurde. Hier präsentierten sich auch unsere Vereine mit ihren vielfältigen Angeboten. In dieser Gemeinschaft lässt es sich einfach gut leben.
Auch in Oberteuringen wird der Wohnraum knapp. Sehen Sie für die Zukunft den Schwerpunkt in der Ausweisung von Neubaugebieten oder eher in der Nachverdichtung?
Wir sind Siedlungsschwerpunkt und laut Regionalplan haben wir noch viele Möglichkeiten. Die Frage ist eher, wohin wir als Gemeinde wollen. Uns ist es wichtig, den dörflichen Charakter zu bewahren. Im Gemeindeentwicklungskonzept 2035 haben wir ein Wachstum von aktuell knapp 5000 auf 5300 bis 5400 Bürger definiert. Schön wäre, wenn vor allem Einheimische die Chance bekommen, hier Wohnraum zu finden.
Dafür hat der Gemeinderat vor der Weihnachtspause zwei kleinere Baugebiete mit insgesamt rund 30 Bauplätzen in Hefigkofen und Bitzenhofen auf den Weg gebracht. Bis in fünf Jahren wollen wir auch wieder ein Baugebiet in Oberteuringen entwickeln. Die Schließung von Baulücken ist eine Daueraufgabe und weiterhin dringend erforderlich. Da es sich hier fast ausschließlich um Privatbesitz handelt, ist die Einflussnahme der Gemeinde oft schwierig.
Wie sieht es mit neuen Gewerbegebieten aus?
In Oberteuringen gibt es Flächen in Gewerbegebieten, aber sie sind in privater Hand. Die Gemeinde selbst hat aktuell keine Flächen. Wir sind aber im Gespräch mit dem Regionalverband, um künftig Gewerbeflächen ausweisen zu können, insbesondere entlang der Bundesstraße 33. Auch dafür sind Gespräche mit Grundstückseigentümern notwendig. Also, wir sind dran.
Gibt es Pläne für die Aufwertung der Oberteuringer Teilorte?
Im Blick haben wir vor allem die Dorfplätze. In Bitzenhofen ist er bereits ganz gut gelungen. Auch in Hefigkofen besteht der Wunsch nach einer Dorfmitte für mehr Aufenthaltsqualität und es laufen Gespräche. Die Spielplätze in den Ortschaften muss man sich anschauen und bei Bedarf nachbessern.
In Neuhaus gilt es, die Kapelle zu sanieren und das Umfeld zu verschönern. Zudem geht es um neue Spazierwege, Sitzgelegenheiten und Grünflächen. Es müssen nicht immer bauliche Maßnahmen sein. Ein Wunsch der Gemeinde ist nach wie vor ein Premiumwanderweg, aber auch hier gibt es unterschiedliche Interessen, die es gilt, unter einen Hut zu bekommen.
Was waren 2019 die Höhepunkte in Oberteuringen?
Ein echter Höhepunkt ist für mich die anstehende Verbesserung des ÖPNV durch die Regio-Buslinie zwischen Ravensburg, Oberteuringen und Konstanz im Stundentakt von 5 bis 24 Uhr mit einer zusätzlichen Haltestelle an der Post.

Im Jahreslauf war die zum Jubiläum deutlich größere Leistungsschau des Gewerbevereins ein toller Event. Durchaus als Highlight darf man auch die kooperative Zusammenarbeit mit Tennis-, Fußball- und Musikverein im Zuge des Schulneubaus bezeichnen. Alle Beteiligten waren an guten Lösungen interessiert und dafür bin ich sehr dankbar.
Ich denke auch an das inklusive Projekt „Oberteuringen tanzt“, welches sowohl die Tänzerinnen und Tänzer als auch das Publikum völlig begeisterte. In negativer Hinsicht war es der Brand des Gasthofs „Adler“. Beeindruckt hat mich, wie die Bevölkerung die Familie bis heute unterstützt und wie bravourös die Feuerwehrleute den Brand meisterten.
Welche Investitionen wurden getätigt? Was steht 2020 an?
Es klingt zwar komisch, aber neben der neuen Schule haben wir auch in die alte Schule investiert. Nach dem Brand mussten wir sanieren. Für zusätzlich notwendige Klassenräume stellten wir Container auf, da die Schule aus allen Nähten platzt. In der Eugen-Bolz-Straße wurde eine Wohnung als Obdachlosenunterkunft ausgebaut. Straßen wurden saniert. Wir haben auf Spielplätzen neue Spielgeräte aufgebaut, ins Breitbandnetz investiert und ein Feuerwehrauto gekauft.
Für 2020 gibt es neben der Schule eine ganze Liste an Investitionen, zum Beispiel den Grunderwerb im Zuge neuer Baugebiete. Es gibt weiterhin Straßen zu sanieren und die Planung des Hochwasserschutzes entlang der Rotach kostet Geld. Die Toiletten am Friedhof sollen barrierefrei werden. Wir brauchen weitere Mittel für den Breitbandausbau, eine neue EDV-Ausstattung im Rathaus, barrierefreie Bushaltestellen, ein neues Feuerwehrfahrzeug und für die Außenanlage des katholischen Kindergartens.
Was ist Ihr persönliches Fazit für das vergangene Jahr?
Vieles kam in Bewegung. Unter dem Strich war es ein super Jahr mit einigen Meilensteinen. Wir konnten unser Gemeindeentwicklungskonzept 2035 aufs Gleis stellen und brachten im Gemeinderat die neue Schule mit durchweg einstimmigen Beschlüssen auf den Weg. Nicht zu vergessen ist die Wahl des Gemeinderats. Wir haben drei neue Räte für diejenigen, die sich nicht mehr zu Wahl stellten. Es wurde also niemand abgewählt und das sehe ich als positives Zeichen für die Arbeit des Gremiums.
Gerade kleinere Kommunen tun sich schwer, Bewerber für das Amt des Bürgermeisters zu finden. Können Sie das nachvollziehen?
Im Schnitt sind es nur noch zwei Bewerber, das ist im Vergleich zu früher wenig. Für mich als Bürgermeister ist die Antwort schwierig, denn ich wollte dieses Amt ja und habe viel Spaß bei der Zukunftsgestaltung der Gemeinde.

Auch von meinen Kollegen weiß ich, dass sie ihre Arbeit gern machen. Der Job hat durchaus seinen Reiz und er ist sehr vielfältig. Aber er fordert und ist nicht gerade familienfreundlich. Die Arbeit reicht auch ins private, aber damit kann ich persönlich ganz gut umgehen. Aber das mag natürlich nicht jeder.
Wie lautet Ihr persönlicher Wunsch für 2020?
Etwas mehr Zeit für meine Familie und für Sport. Beides kommt im Moment ein wenig zu kurz. Aber angesichts der vielen Projekten bin ich mir nicht so ganz sicher, ob das gelingen wird. Ich werde aber beides im Blick behalten.