Die Überflutung der Gemeinde nach dem verheerenden Starkregen am 26. Juni bewegt die Oberteuringer auch heute noch, vier Monate nach dem für viele von ihnen traumatischen Ereignis: Rund 200 Bürger waren am Montagabend in den Saal der „Post“ gekommen, um an der Bürgerversammlung der Gemeinde teilzunehmen. Dass viele von ihnen vor allem auf die Diskussionsrunde am Ende gewartet hatten, zeigte sich an den zahlreichen Wortmeldungen und den mitunter sehr emotionalen Beiträgen.

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Zuvor brachten Bürgermeister Ralf Meßmer, Feuerwehrkommandant Björn Hussal und Winfried Eberhard und Matthias Hepple vom Biberacher Ingenieurbüro Wasser-Müller die Besucher auf den aktuellen Stand. Hussal wiederholte seinen Vortrag, den er bereits im Juli im Gemeinderat gehalten hatte, und bilanzierte den Fluttag und den Tag danach aus Sicht der Einsatzkräfte, Meßmer informierte nochmals über die ersten Maßnahmen der Verwaltung. Der SÜDKURIER berichtete bereits mehrfach darüber.

Vorher und nachher: Der Starkregen hatte am Vormittag des 26. Juni den Kernort von Oberteuringen komplett unter Wasser gesetzt. Am ...
Vorher und nachher: Der Starkregen hatte am Vormittag des 26. Juni den Kernort von Oberteuringen komplett unter Wasser gesetzt. Am Nachmittag war das Wasser bereits fast wieder abgelaufen. Keller und Tiefgaragen waren jedoch geflutet und mussten ausgepumpt werden. | Bild: Sandra Glapa

Die Gemeinde hatte in der Sitzung am 15. Juli den öffentlichen Notstand ausgerufen, um Sofortmaßnahmen ergreifen zu können, aber auch um finanzielle Hilfen des Landes zu bekommen. Dadurch muss sie jedoch die Kosten für die Feuerwehreinsätze selbst tragen und kann sie nicht den Betroffenen in Rechnung stellen. Die Summe beläuft sich auf rund 30.000 Euro.

Informierten über die Maßnahmen seit dem Starkregen am 26. Juni (von rechts): Feuerwehrkommandant Björn Hussal, Bürgermeister Ralf ...
Informierten über die Maßnahmen seit dem Starkregen am 26. Juni (von rechts): Feuerwehrkommandant Björn Hussal, Bürgermeister Ralf Meßmer und Winfried Eberhard und Matthias Hepple vom Ingenieurbüro Wasser-Müller. | Bild: Grupp, Helmar

Konzept gegen Starkregen für die komplette Gemeinde

Neue Infos hatte Meßmer aber auch dabei: So hat die Gemeinde nun ein Starkregenrisikomanagement nicht nur für den Kernort beantragt, der am 26. Juni großflächig überflutet wurde, sondern gleich für das gesamte Gemeindegebiet. Eberhard und Hepple informierten dazu und zu den Grundlagen einer Starkregen-Planung sowie über Maßnahmen, die jeder Bürger zu seinem Eigenschutz ergreifen kann. Das Büro Wasser-Müller hatte bereits das Starkregenrisikomanagement für Bitzenhofen aufgestellt, das seit 2022 umgesetzt wird.

Bürgermeister Meßmer zu den Einsätzen am 26. Juli Video: Grupp, Helmar
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Die Waldwege seien inzwischen wieder saniert, die Schäden im und am Flussbett des Rohmbach aufgenommen, sagte Meßmer. Der Rohmbach war am 26. Juni über die Ufer getreten und hatte einen beträchtlichen Teil zu den Flutwellen beigetragen, die durch Bitzenhofen und danach nach Oberteuringen herabströmten.

„Ein Frühwarnsystem für die Gemeinde ist bereits bestellt und wird beschafft“, informierte Bürgermeister Ralf Meßmer in der Versammlung ...
„Ein Frühwarnsystem für die Gemeinde ist bereits bestellt und wird beschafft“, informierte Bürgermeister Ralf Meßmer in der Versammlung in der „Post“. | Bild: Grupp, Helmar

Noch, so Meßmer, befinde sich die Gemeinde aber in Abstimmung mit dem Landratsamt, was an den Gewässern getan werden darf. Denn: Bei all diesen Maßnahmen, wie etwa dem Ausbaggern oder Räumen von Gräben und Bächen, hat die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt den Daumen drauf – ein Umstand, der später in der Diskussion eine zentrale Rolle spielen sollte.

So sehen die Gräben in und um Oberteuringen aus, nicht erst seit den Überflutungen im Juni. Totholz, Unrat und Gestrüpp blockieren die ...
So sehen die Gräben in und um Oberteuringen aus, nicht erst seit den Überflutungen im Juni. Totholz, Unrat und Gestrüpp blockieren die Wasserläufe. Landwirte und Gemeinde dürfen die Gräben nicht räumen. Die Entscheidung darüber liegt im Landratsamt. | Bild: Grupp, Helmar

Blockiert Naturschutz Grabenpflege?

Vereinfacht gesagt lautet die Devise: Naturschutz steht über maschineller Gewässerpflege. Der Umstand, dass weder Gemeinde noch Landwirte auf ihren Grundstücken Gräben von Geröll und Totholz räumen noch den Randbewuchs zurückschneiden dürfen, hatte in den vergangenen Monaten bereits für heftigen Unmut unter den Teuringer Bauern gesorgt.

Zuletzt informierte Meßmer über die bisherige Bilanz des Spendenaufrufs der Bürgerstiftung und darüber, dass die Gemeinde nun auf Anregung eines Bürgers in ein Forschungsprojekt der Uni Freiburg zur Starkregenvorhersage aufgenommen wurde. Studierende würden sich demnächst ein Bild vor Ort in Oberteuringen machen, die Ergebnisse bekäme die Gemeinde anschließend zur Verfügung gestellt.

Erste Maßnahmen zum Starkregenschutz frühestens 2028

Zum Starkregenkonzept sagten Eberhard und Hepple, dass bei einer Antragstellung noch in diesem Jahr die ersten Baumaßnahmen frühestens 2028 gestartet werden könnten – so lange dauert das Behördenverfahren, unabhängig davon, wie dringlich das Büro oder die Gemeinde Maßnahmen sähen.