Ja, es ist jetzt 15 Jahre her, dass Bürgermeister Henrik Wengert ins Owinger Rathaus eingezogen ist. Im Januar 2026 endet seine zweite Amtszeit, im Oktober 2025 werden die Bürger daher an die Wahlurne gebeten. Ob er zur Wiederwahl antreten wird, wollte Wengert noch nicht preisgeben. Seine Entscheidung will der Bürgermeister den Owingern beim Bürgerempfang am Sonntag, 12. Januar bekannt geben. Mit einer Überraschung rechnet dabei eigentlich niemand. Zum einen kann er Früchte seiner bisherigen Arbeit ernten, zum anderen will er noch einiges weiterentwickeln – sei es bei der Schaffung von Wohnraum, sei es bei der Stärkung des Tourismus.
Kein Platz mehr für neues Gewerbe
Bei der Gewerbeansiedlung ist auch Owingen am Ende der Fahnenstange angelangt, wie Wengert im Jahresgespräch mit dem SÜDKURIER deutlich machte. „Wir haben jetzt keine Gewerbeflächen mehr. Die letzten Grundstücke werden derzeit oder demnächst bebaut.“ Doch profitiert die Gemeinde bereits seit einigen Jahren von den deutlich gestiegenen Gewerbesteuereinnahmen aufgrund des Gebiets am Henkerberg, das seit 2013 sukzessive erweitert wurde. Noch 2015 hatten diese Einnahmen unter 1 Million Euro gelegen, inzwischen haben sie sich bei 2,5 Millionen Euro eingependelt. Dennoch ist der Amtsinhaber mit der aktuellen Haushaltssituation alles andere als zufrieden.
Beim Ausbau der Infrastruktur ist die Gemeinde vorn
Allerdings steht Owingen als Kommune insgesamt sehr gut da, die Infrastruktur ist modernisiert und die Pro-Kopf-Verschuldung mit 23 Euro minimal. Den meisten Nachbargemeinden voraus ist Owingen beim Ausbau der Breitbandversorgung. Die „weißen Flecken“ mit der schlechtesten Anbindung sind seit einigen Monaten komplett getilgt. „Wir haben 44 Kilometer an Glasfaserleitungen verlegt und dafür 12 Millionen Euro investiert“, summiert Henrik Wengert auf.

Bezogen auf die förderfähigen Kosten blieben nur zehn Prozent an der Kommune selbst hängen und können als zinsgünstig Darlehen über den Zweckverband Breitband Bodenseekreis finanziert werden. „Der Gemeindeanteil beläuft sich hier auf 1,6 Millionen Euro.“ Zins und Tilgung lassen sich über die künftigen Pachteinnahmen vom Netzbetreiber finanzieren. Im Oktober 2024 wurden die letzten von 365 Haushalten nach zweijähriger Tiefbauzeit pünktlich angeschlossen.
„Hier ist Owingen bestens versorgt“, sagt der Bürgermeister, der im April 2024 in Hohenbodman die nächste Stufe zündete und den Startschuss für das „Graue-Flecken-Programm“ des Bundes gegeben hat. Hier fallen noch einmal 8,2 Kilometer Tiefbauarbeiten zur Leitungsverlegung für 69 Haushalte und zwölf Netzverteilkästen an.
Gemeindemitte aus einem Guss

Neu gestaltet wurde nicht nur der Belag des Rathausvorplatzes, auch der Brunnen plätschert nach langer Durststrecke endlich wieder. Hier investierte die Gemeinde rund 50.000 Euro. Da im gleichen Stil des Platzes auch die Fläche vor dem Mehr-Generationen-Haus fertiggestellt wurde, sieht Henrik Wengert hier die geplante Verbindungsachse realisiert, die den Ortskern mit der Neuen Mitte – Kultur O, Sporthalle und Grünanlagen – über das Rathaus hinaus an das Gebiet jenseits der Hauptstraße andockt. Wengert: „Das ist auch noch ein Ergebnis der Gemeindeentwicklungsplanung.“
Investitionen in die Gemeinschaft und in alle Generationen
Diese Beziehung ist nicht nur physisch vorhanden, sondern auch auf der menschlichen Ebene. Die Gemeinwesenarbeit im voll belegten Mehr-Generationen-Haus, die von der Bürgerstiftung gestützt wird, trägt längst Früchte, sei es in Form eines gemeinsamen Frühstücks oder bei einem gut besuchten Spieletreff. Die beiden Bushaltestellen an der Hauptstraße sind im Zuge dieser Neugestaltung barrierefrei umgebaut worden. Barrierefreiheit soll im Verlauf des Jahres 2025 auch in Billafingen an Bushaltestellen und am Rathauszugang hergestellt werden.

Die Gemeinde hat alle Generationen im Blick: Das Altenpflegeheim St. Nikolaus, das von der Stiftung Liebenau betrieben wird, ist ausgebucht und läuft ebenso gut wie die Kindertagesstätten. Während der alte Mittelbau des Kinderhauses St. Nikolaus derzeit in der energetischen Sanierung begriffen ist, hat das Kinderhaus Guggenbühl beim Sportplatz Rebhalde eine neue Naturgruppe erhalten.
Auf dem Dach der ehemaligen Hauptschule, die inzwischen als Hort und Vereinshaus genutzt wird, hat die Kommune im Zuge der erforderlichen Sanierung eine neue PV-Anlage installiert. „Eine CO2-Bilanz haben wir zwar inzwischen vorliegen“, sagt der Bürgermeister. Doch die ist noch nicht ganz ausgewertet. Dafür beteilige sich Owingen schon mal am European Energy Award.
Auf den Weg gebracht hat der Gemeinderat einen neuen Schulwegeplan. Die Einmündung der Kreuzstraße in die Friedhofstraße soll fußgängerfreundlicher gestaltet und die Bushaltestelle an der Friedhofstraße aus Sicherheitsgründen geringfügig verlegt werden.
Radweg Richtung Überlingen wird ertüchtigt
Eine lange Geschichte hatte auch der Radweg zwischen Bambergen und Owingen, der im Herbst fertiggestellt wurde. Nachdem die vom Land priorisierte Option entlang der Kreisstraße an Grundstücksproblemen gescheitert war, wurde die im Grunde attraktivere Variante durch das Auental in Verbindung mit dem vorhandenen Wirtschaftsweg realisiert und gefördert. Im zweiten Halbjahr 2025 kann nun auch der Radweg an der L195 zwischen Owingen und Überlingen an der Nahtstelle der Kommunen ertüchtigt werden.
Weiter vorangehen soll es auch mit der Umsetzung des Tourismuskonzepts – unter anderem mit dem Bau einer mehrteiligen Riesenrutsche am steilen Abhang von Hohenbodman. „Wir haben nicht viele touristische Attraktionen und müssen sonst vor allem auf Natur und Wanderwege setzen“, betont Bürgermeister Wengert. Er will bei Feriengästen mit der Nähe zum See und der Ruhe der zweiten Reihe punkten.