Er hat Meilensteine im Bergsport gesetzt, Triumphe gefeiert und Tragödien durchlebt. Er hat den Mount Everest als Erster ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen, die Wüste Gobi durchquert und seinen Bruder am Nanga Parbat verloren. Reinhold Messner ist gerade erst 80 Jahre alt geworden und gilt wohl als der bekannteste Bergsteiger der Welt. Er ist Legende und Marke zugleich – und deshalb sind Zitate von ihm besonders beliebt. Ob nachdenklich, motivierend oder inspirierend: Im Internet lassen sich einige finden.
Vom Erzgebirge bis in die Eifel
Eines seiner Zitate lautet: „Alternative Energien sind sinnlos, wenn sie genau das zerstören, was man durch sie schützen will: die Natur.“ Besonders Windkraftgegner nutzen den Wortlaut, um für ihre Veranstaltungen oder Anliegen zu werben. Zahlreiche Bürgerinitiativen vom Erzgebirge über die Eifel bis nach Schleswig-Holstein haben diese Worte auf ihren Webseiten stehen. Auch die Bürgerinitiative Gegenwind Hochbühl aus Owingen gehört dazu – und wirbt damit auf einem Flyer für eine Info-Veranstaltung am kommenden Samstag. Das Problem an dem Zitat in dem Flyer ist aber: Messner hat das so nie gesagt.
„Offenbar schreiben Windkraftgegner voneinander ab“
Auf SÜDKURIER-Nachfrage heißt es vom Management des Südtirolers: „Herr Messner hat sich nicht so geäußert, wie in dem von Ihnen übersandten Flyer zitiert. Offenbar schreiben die Windkraftgegner dieses vermeintliche Zitat von Reinhold Messner voneinander ab.“ Das Thema ist für das Management nicht neu, rechtlich sei man bereits gegen derartige Fälle vorgegangen. Deshalb heißt es auch im Rahmen dieser Anfrage, dass sich der 80-Jährige rechtliche Schritte vorbehalte.

Man betont außerdem, dass sich Messner gegen jede Form der politischen Vereinnahmung wende. Vielmehr setze er sich seit Jahrzehnten für den Schutz der Natur ein, wozu auch die Reduzierung des CO2-Ausstoßes gehöre. „Hierzu können Windräder einen wichtigen Beitrag leisten“, sagt das Management. Ob Messner sich jemals ähnlich geäußert hat und dieses Zitat möglicherweise verfälscht wurde, dazu gab es auf Rückfrage keine Antwort.
Windräder auf „unserem Bergrücken“
Die Bürgerinitiative Gegenwind Hochbühl existiert erst seit wenigen Monaten. Sie wendet sich gegen den geplanten Windkraftausbau auf der etwa 700 Meter hohen Anhöhe zwischen Owingen und Sipplingen. Auf der Webseite beschreiben sich die Vertreter als Bürger der umliegenden Gemeinden, „die mit Entsetzen die Pläne zur Errichtung der Windrädern (so hoch wie das größte europäische Hochhaus) auf ‚unserem‘ Bergrücken zur Kenntnis genommen haben“.


Sie befürchten, dass ein großes Stück Wald von dem Projekt betroffen sei und dieses Gebiet auf verschiedene Arten Schaden nehmen werde. Sie seien „vielfältig und nicht politisch motiviert“. Nach eigener Aussage distanzieren sie sich von der AfD und der Anti-Windkraft-Plattform „Vernunftkraft“.
Veranstaltung während der Offenlage
Die bisher größte Veranstaltung der Initiative war im März 2024. Damals kamen rund 400 Menschen ins Kultur O in Owingen. Ziel der Veranstaltung war vor allem, dass Bürger im Rahmen der Offenlage zu den Windkraftplänen des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben Stellungnahmen zu den Vorranggebieten bis Ende März abgeben sollten.

Die Veranstaltung war als Informationsabend angekündigt, man wolle „Bürger objektiv informieren und eine Debatte anstoßen“, hieß es im Vorfeld. Als Redner fungierten jedoch vor allem Windkraftkritiker. Unter ihnen waren beispielsweise Betriebswirt Hansjörg Jung, Landschaftsarchitekt Ulrich Bielefeld und Physik-Professor Michael Thorwart. Einige davon waren zuvor auch bei anderen Veranstaltungen gegen Windkraftprojekte im Südwesten aufgetreten, beispielsweise in Moos auf der Höri.
Wussten sie überhaupt vom falschen Zitat?
Am kommenden Samstag will die Initiative mit einem Info-Stand auf dem Überlinger Landungsplatz stehen. Dafür hatte man mit dem Flyer und dem Messner-Zitat geworben. Wie Mitorganisator Stefan Bittner erklärt, habe man jedoch nicht gewusst, dass Messner diese Worte so nie gesagt habe. „Ich habe mehrmals nachgeschaut, es aber mehrmals in dieser oder ähnlicher Form so gefunden.“ Nachdem er nun wisse, dass diese Aussage so nicht richtig sei, wolle die Bürgerinitiative es nicht mehr verwenden