Mit einem neuen Gutachten zum Vorkommen von geschützten Fledermäusen will die Gemeinde Owingen bei der zweiten Offenlage des Teilregionalplans Energie gegen den Vorrangstandort für Windkraft auf dem Hochbühl punkten. Die Bestandserfassung durch das Büro 365° Freiraum und Umwelt, die Jochen Kübler jetzt vor dem Gemeinderat erläuterte, förderte dabei mit drei stark gefährdeten Arten – darunter die Mopsfledermaus und die Bechsteinfledermaus – stichhaltige Argumente zutage, die bei der nächsten artenschutzrechtlichen Bewertung eine Rolle spielen könnten.

Bereits 2012 hatte der Arbeitskreis Fledermäuse Bodensee-Oberschwaben eine ausführliche Stellungnahme mit dem Nachweis zahlreicher Arten vorgelegt, die jedoch bei der Naturschutz- und umweltrechtlichen Bewertung in der Abwägung als nicht relevant angesehen worden waren. Dagegen hatte der beklagte geringe Siedlungsabstand zum Überlinger Teilort Nesselwangen und zur Sonderbaufläche Brachenreuthe Konsequenzen für die Größe des ausgewiesenen Vorranggebiets und die Fläche wurde von 80 auf 67 Hektar reduziert.

Über diese Veränderung sei die Gemeinde selbst offiziell noch gar nicht informiert worden, erklärte Bürgermeister Henrik Wengert. Die Tatsache sei lediglich als Bericht aus der entscheidenden Sitzung des Planungsausschusses kommuniziert worden. Wobei Wengert durchaus Verständnis für den Verzug hatte, da der Regionalverband, wie er sagte, über wenig Personal verfüge.

Untersuchungen bestätigen erste Stellungnahme

Für die zweite Anhörung des Planes hatte die Gemeinde zunächst vom Regionalverband vertiefende Untersuchungen zu dem artenreichen Fledermausvorkommen gefordert, um am Ende aus eigenen Stücken eine detaillierte Erhebung in Auftrag zu geben. „Die Untersuchungsergebnisse liegen nun vor und bestätigen im Wesentlichen die bereits in der ersten Stellungnahme dargelegten umfangreichen Fledermausvorkommen, darunter auch besonders streng geschützte Arten“, resümierte Aaron Amann von der Gemeindeverwaltung in der Sitzungsvorlage.

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Biologe Jochen Kübler erläuterte das Vorgehen bei den Untersuchungen, die im Sommer 2024 vorgenommen worden waren. Dazu gehörten zunächst mehrere nächtliche Begehungen mit Wärmebildkameras im Juni. Darauf bauten im Juli und September stationäre Ultraschallaufnahmen über sogenannte „Horchboxen“ an unterschiedlichen Standorten auf. Mit deren Hilfe lassen sich die für Menschen kaum wahrnehmbaren typischen Lautäußerungen aufzeichnen, mit denen sich die Tiere im Dunkeln orientieren. Da sich diese Muster unterscheiden, lassen sie Rückschlüsse auf die jeweilige Art zu.

Jagdhabitat und Winterquartiere für Fledermäuse

Der Wald bietet den Fledermäusen nicht nur ein wichtiges Jagdhabitat. Er beherbergt in Molassekellern auch mehrere bedeutende Winterquartiere. In den dortigen Nistkastengebieten hatte der Arbeitskreis bereits vor zwölf Jahren Wochenstuben verschiedener Fledermausarten nachgewiesen. Die neuesten Erhebungen könnten mit der vom Aussterben bedrohten Mopsfledermaus eine wichtige Argumentationshilfe liefern. Als stark gefährdet eingestuft sind auch das Große Mausohr und die Bechsteinfledermaus. Insgesamt identifizierte die Untersuchung mehr als ein Dutzend unterschiedliche Arten.

Zwischen Heiligenberg und Pfullendorf stehen (oberhalb von Straß, beziehungsweise Hattenweiler) drei Windkraftanlagen.
Zwischen Heiligenberg und Pfullendorf stehen (oberhalb von Straß, beziehungsweise Hattenweiler) drei Windkraftanlagen. | Bild: Hilser, Stefan

„Aufgrund der ausgeprägten Nutzung der Waldfläche als Jagdhabitat durch wald- und siedlungsnahe Fledermausarten im regionalen Zusammenhang, dem hohen Potenzial an Ruhe- und Lebensstätten in alten Baumbeständen sowie dem Vorkommen planbereichsnaher Winterquartiere streng geschützter Fledermausarten“, heißt es in der Zusammenfassung, „kommt dem Plangebiet Hochbühl bei Owingen eine für die Fledermäuse regional hohe bis landesweit hohe Bedeutung zu.“