Mardiros Tavit

Salem – "Wir führen regelmäßig Befragungen unter unseren Besuchern durch. Nur sehr wenige von ihnen kommen aus der Region", antwortet Affenberg-Leiter Roland Hilgartner auf die Frage, ob denn viele Einheimische den Affenberg besuchen. "Viele Einheimische sagen, dass sie vor Jahrzehnten schon hier waren, und jetzt, wenn überhaupt, nur noch mit Besuch zu uns kommen." Schade eigentlich, denn in den vergangenen zehn Jahren hat sich am Affenberg sehr viel getan. Hilgartner nahm den Berichterstatter, der vor 28 Jahren zuletzt im Gehege als Student gearbeitet hatte, mit auf einen Rundgang durch den Tierpark.

Gleich zu Beginn fällt der große Parkplatz auf. "Wir haben jährlich 400 000 Besucher, da mussten wir die Infrastruktur anpassen", erzählt Hilgartner. Dazu gehört auch die erneuerte Kreisstraße mit dem breiten Radweg von Oberuhldingen zum Affenberg. Kein Vergleich zu den 100 000 Besuchern vor fast drei Jahrzehnten. Und die schmale holprige Straße, über die die Touristenbusse sich zu den Affen quälten, gehört auch der Vergangenheit an. Heute gibt es auch eine öffentliche Busverbindung. Auf dem Hof hat sich ebenfalls einiges geändert: Die Schenke ist komplett neu gestaltet, das Angebot erweitert. Die Besucher haben jetzt für Regentage Sitzgelegenheiten in den Gebäuden. Für die Kinder wurde ein spannender Spielplatz gebaut. Und der Souvenirshop ist jetzt viel größer, sowohl räumlich und auch vom Angebot her.

Die auffälligste Veränderung am Mendlishauser Hof sind die Störche. Die Adebare sind die zweite Attraktion des Tierparks geworden. Alle Dächer der mächtigen Wirtschaftsgebäude sind mehrfach mit Storchennestern belegt. Vor 40 Jahren gab es nur noch 15 Storchenpaare in ganz Baden-Württemberg. Heuer haben alleine auf dem Mendlishauser Hof 43 Paare gebrütet, im nahen Umland waren es weitere 68 Paare. Von den insgesamt 800 Brutpaaren, die im Ländle wieder brüten, stammen alleine 200 aus der Storchenstation Salem. Ein großer Erfolg für das Storchenaufzucht-Programm des Landes. Aber dass ein Viertel der Störche nur aus Salem stammen, bedeutet für den Biologen Hilgartner nichts Gutes. "Das zeigt nur, dass die Störche nicht genug Lebensraum haben, aus dem sie sich ausreichend ernähren können. Denn wir füttern immer noch zu, sonst würden sie nicht überleben."

Auf dem Weg hoch zu den Affen fällt auf, dass es auch ein Damwild-Gehege gibt. Die große Vogelvoliere wurde abgebaut. Stattdessen werden auf der Wiese zweimal am Tag die Störche gefüttert. Dazu gibt es eine Moderation. Der Besucher erfährt viel Wissenswertes über die vom Aussterben bedrohten Vögel. "Der Affenberg besteht nicht mehr nur aus den Affen. Wir haben hier ein Naturschutzzentrum aufgebaut", erzählt Hilgartner. Die Besucher kämen zwar wegen den Affen, aber der Affenberg ist für Hilgartner die Plattform, um auch Naturschutzaspekte den Besuchern zu vermitteln. "Wir nutzen hier die Möglichkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse schnell an die vielen Besucher weiterzugeben." Hilgartner ist in seinem Element. Die Informationsvermittlung fängt schon bei den Kleinen an. Für sie sind Fragebögen und Spiele rund um das Thema Tierschutz vorbereitet. Informationen begegnen die Besucher überall in Gestalt von Infotafeln auf den Wegen und im eigentlichen Affenfreigehege.

Für Kinder und Erwachsene ist das Popcorn füttern von Beginn des Affenbergs an der große Spaß. Da hat sich nichts geändert. Was sich geändert hat, ist die uniforme Kleidung des Aufsichtpersonals. Das gab es vor fast drei Jahrzehnten noch nicht. Neu für den Neuentdecker des Affenbergs sind auch die moderierten Fütterungen im Dreiviertelstundentakt. Fast scheint es, dass die Berberaffen eine Show abliefern. Vor der großen Menschentraube, die der genauso unterhaltsamen wie informativen Moderation zuhört, wird getollt, gestritten und sich wieder versöhnt. Und da das Affenverhalten erklärt wird, kommt der Besucher heute etwas schlauer vom Affenberg runter als vor 30 Jahren.

Der Affenberg

2016 hat er Affenberg Salem sein 40-jähriges Bestehen gefeiert. Gilbert de Turckheim und Jacques Renaud hatten im elsässischen Kintzheim 1969 den ersten Affenberg eröffnet, 1974 folgte im französischen Rocamadour der zweite Park. In der Zwischenzeit ist ein Verbund von insgesamt vier Parks in Frankreich, Deutschland und Großbritannien entstanden. Es wird geschätzt, dass etwa ein Zehntel der weltweiten Berberaffen-Population in diesem Tierpark-Verbund lebt. Auf dem Affenberg Salem leben 200 Berberaffen. Da die klimatischen Verhältnisse ähnlich zum Atlasgebirge sind, können die winterharten Affen auch die kalte Jahreszeit problemlos überleben. Im Freigehege wird auch intensiv geforscht. In der Primatenforschung hat der Affenberg Salem weltweit einen sehr hohen Stellenwert. Grundlegende Forschungsarbeiten wurden hier erstellt. Der Affenberg hat an sieben Tagen die Woche geöffnet. Bis 28. Oktober von 9 bis 18 Uhr und vom 29. Oktober bis 5. November von 9 bis 17 Uhr. Letzter Einlass ist jeweils eine halbe Stunde vor Schließung.

Der Affenberg im Internet:www.affenberg-salem.de