Wie wird man Tierbeobachter? Was machen Verhaltensforscher? Wie geht wissenschaftliches Arbeiten? Wie findet man heraus, ob Berberaffen gut riechen können? Roland Hilgartner, promovierter Primatologe, gibt Antworten auf diese und viele weitere Fragen bei einem exklusiven Treffen am Sonntag, 8. September, das in Zusammenarbeit der Affenberg GmbH und der SÜDKURIER-Redaktion geboten wird.
Wer ist Roland Hilgartner?
Roland Hilgartner ist Leiter des Affenbergs, aber auch in allen Urwäldern der Welt unterwegs. Das Beispiel eines von ihm gemachten Fotos sagt viel über seine Arbeit aus: Das Bild zeigt einen nachtaktiven Mausmaki, der in der Blüte eines Affenbrotbaums sitzt und sie bestäubt. Nie zuvor gab es dieses Foto, das das einzigartige Verhalten dieser winzigen Primatenart dokumentiert. Der Primatenforscher vom Affenberg Salem musste mehrere Jahre lang auf den richtigen Moment für dieses Foto warten -und es ging ein Traum für ihn in Erfüllung. Es öffnete Hilgartner die Tür als Fotograf beim weltweit angesehenen Wissenschaftsmagazin „National Geographic“ – ein Ritterschlag für jeden Tierbeobachter.
Wer darf mitmachen?
An dem Treffen mit Roland Hilgartner dürfen Teenager und Jugendliche ab 14 Jahren mitmachen. Voraussetzung ist, dass sie Lust darauf haben, den Affenberg und seine Berberaffen mit Tiefgang und fundiertem wissenschaftlichen Beobachten kennenzulernen, und dass sie sich erfolgreich um einen Platz bewerben. Es handelt sich um ein exklusives Erlebnis, das auf zwölf Kids beschränkt wird. Von 8 bis 10 Uhr wird beobachtet, anschließend gefrühstückt, bevor im Schulungsraum des Affenbergs die Ergebnisse ausgewertet werden. Ende der Veranstaltung ist um 12 Uhr.
Wie kann ich mich bewerben?
Schreibt eine E-Mail mit Adresse und Geburtsdatum. Ihr müsst am 8. September mindestens 14 Jahre alt sein. Erklärt uns, was ihr schon immer über das Verhalten und das Leben von Berberaffen wissen wolltet. Eure Begleitpersonen können Eltern, Großeltern oder Geschwister sein, maximal zwei Personen. Bitte mitteilen, wen ihr mitbringen würdet. Einsendeschluss ist am Sonntag, 25. August. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Bringt, sofern vorhanden, Euer Fernglas mit (das Handy könnt ihr zu Hause lassen). Die Adresse für Eure Bewerbung lautet: ueberlingen.aktion@suedkurier.de
Was machen die Eltern solange?
Die Begleitpersonen (Eltern, Großeltern oder Geschwister, maximal zwei Personen) dürfen in der ersten Phase nicht mit ins Gehege kommen. Wobei auch sie ihr Erlebnis haben, denn die Affenberg-Verwaltung stiftet auch ihnen ein Frühstück, das sie in der Gutsschänke oder im Biergarten vor dem eigentlichen Besucheransturm einnehmen dürfen. Mit der regulären Öffnungszeit um 10 Uhr dürfen die Begleitpersonen dann kostenlos ins Gehege und um 12 Uhr mit ihren Kindern abreisen – oder nochmal gemeinsam einen Rundgang im Park starten.
Wann findet die Aktion statt?
Es ist der letzte Sonntag in den Sommerferien, der 8. September: Die Aktion beginnt um 8 Uhr, wenn der Park noch geschlossen ist. Um diese frühe Tageszeit liegt eine ungeahnte Ruhe über dem Affenberg. Die Tiere sind unter sich, vom Besucheransturm ist noch nichts zu spüren. Zu dieser Zeit lassen sich die Affen am besten beobachten: Spielen oder kämpfen sie? Verwenden sie beim Lausen und der Fellpflege die rechte oder die linke Hand? Können sie im Sitzen schlafen?
Was ist der wissenschaftliche Ansatz?
Wer als Verhaltensforscher fundierte Ergebnisse erzielen will, muss nicht nur genau hinschauen, sondern das Beobachtete korrekt einordnen: Handelt es sich um objektive Fakten, oder sind meine Beobachtungen nur eine Interpretation? Wie lassen sich die Ergebnisse mit anderen Tierarten vergleichen? Und wie lassen sich Forschungen über Jahre hinweg weiterentwickeln? Hilgartners Anspruch ist es, die jungen Teilnehmer am 8. September mit in die Welt der Wissenschaft zu nehmen und ihnen ein Gefühl dafür zu geben, ob ihre Berufswahl später in diese Richtung gehen könnte.
Roland Hilgartners Tierbeobachtungen
Das genannte Beispiel vom Mausmaki auf Madagaskar ist nur eines von vielen Beispielen, das dem Biologen viel Geduld und Zähigkeit abverlangt. Das Foto konnte nur nachts entstehen und nur in der kurzen Blütephase des Affenbrotbaums. Hilgartner kletterte oft in den Baum und überlegte, wie er am besten den Blitz installiert. Das Besondere am Mausmaki ist, dass er Nachtschwärmer frisst, die vom Blütenduft angelockt werden. Während er die Falter frisst, übernimmt er von ihnen das Bestäuben, weil die Pollen an seinem Fell anhaften. Dieses Verhalten konnte Hilgartner wissenschaftlich nachweisen, es fehlte eben noch ein aussagekräftiges schönes Foto.
Damals gab es keine Digitalfotografie. Hilgartner musste erst die Entwicklung des Films abwarten, um oftmals festzustellen, dass das Ergebnis nicht brauchbar war. Das berühmte Bild, das letztlich dabei entstand, ist in der aktuellen Ausstellung im ‚Faulen Pelz‘ in Überlingen zu sehen. Außerdem in Hilgartners Buch, das bei „National Geographic“ erschienen ist: „Das Geheimnis der Tränentrinker.“ Welche Beobachtungsgabe dazu führte, dass Hilgartner den Tränentrinker entdeckte, einen nachtaktiven Falter auf Madagaskar, der die Tränenflüssigkeit von Vögeln mit einem Rüssel anzapft, ist nochmal eine ganz andere Geschichte. Hilgartner erzählt sie auf Fragen der jungen Forscher sicherlich gerne.