Es ist ein Treffen in der Morgendämmerung. Die Angler vom Fischerverein Salem berichten dem Landtagsabgeordneten Klaus Hoher (FDP) von ihrer aktuellen Situation mit dem Kormoran. Währenddessen schwimmen und fliegen die Vögel im Nebel in der Bucht am Schlosssee direkt vor dem Anglerheim. „Die schwarze Pest hat uns bereits jede Menge Schaden gemacht“, sagt Daniel Fuchs, Gewässerwart des Fischervereins. „Und wir dürfen uns noch nicht einmal wehren.“

Kormorane fressen junge Fische im Schlosssee

Der Schaden ist deshalb so immens, weil sich die Kormorane mittlerweile keineswegs nur auf den Bodensee konzentrieren. Immer mehr Seen im Hinterland bekommen immer wieder Besuch von wahren Kolonien. „Unsere Mitglieder haben schon berichtet, dass sie mehr als 100 Vögel auf einmal gesehen haben“, berichtet Daniel Fuchs. „Und sie haben den Schlosssee schon ziemlich leergefressen.“ Da ein Kormoran am Tag laut Experten im Schnitt ein halbes Kilo Fisch frisst, kommt da einiges zusammen. Da der Fischerverein Salem jedes Jahr zahlreiche junge Fische einsetzt, kommen davon nur noch ganz wenige durch.

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Der zweite Teil des Kommentars des Gewässerwartes bezieht sich auf den politischen Hilferuf des Vereins. „Wir haben im vergangenen Jahr immer wieder versucht, den Kormoran durch Klatschen zu vertreiben“, erklärt Daniel Fuchs. „Das funktioniert perfekt, weil sich die anderen Wasservögel dadurch nicht gestört fühlen.“ Außerdem wurden schwarze Schwäne aus Kunststoff auf dem See platziert. Die Folge: „Wir wurden fast wöchentlich angezeigt“, sagt der Gewässerwart. „Schließlich haben wir ein Schreiben vom Ordnungsamt bekommen, dass wir noch nicht einmal klatschen dürfen.“

Die Salemer Angler um den 1. Gewässerwart Daniel Fuchs (Vierter von rechts) berichten Landtagsabgeordnetem Klaus Hoher (rechts) von ...
Die Salemer Angler um den 1. Gewässerwart Daniel Fuchs (Vierter von rechts) berichten Landtagsabgeordnetem Klaus Hoher (rechts) von ihren aktuellen Problemen mit der großen Zahl an Kormoranen am Schlosssee. | Bild: Jäckle, Reiner

Das stieß bei den Salemer Anglern auf völliges Unverständnis, denn eigentlich haben sie nichts anderes als den Bestanderhalt der Natur am und im Wasser im Sinne. Noch mehr: Sie schaffen Lebensraum unter und über Wasser. Dennoch wurden sie wegen der Vergrämung der Kormorane angezeigt. „Diese Plage ist eine invasive Art“, betont Daniel Fuchs. „Und noch mehr: Durch ihr Fressverhalten bringen die Vögel das Ökosystem unter Wasser völlig aus dem Gleichgewicht.“ Aber auch über Wasser verändert sich aktuell einiges, denn die Kormorane sind Fresskonkurrenten für andere Wasservögel.

Auch am Andelshofer Weiher tauchen die Vögel auf

Ein ähnliches Problem hat der Sport-Angler-Verein Überlingen am Andelshofer Weiher. „Gefühlt tauchen immer mehr Kormorane bei uns auf“, berichtet Helmut Felgenhut. „Auch bei uns gibt es bereits einen riesigen Schaden.“ Der Kormoran frisst demnach Fische mit einer beträchtlichen Größe und tötet die noch größeren durch tiefe Löcher durch Schnabelstöße.

Die Angler haben die Schwimminseln im Schlosssee mit Flatterband bestückt, damit die Kormorane diese Flächen nicht nutzen können, um ...
Die Angler haben die Schwimminseln im Schlosssee mit Flatterband bestückt, damit die Kormorane diese Flächen nicht nutzen können, um sich zu trocknen. | Bild: Jäckle, Reiner

„Es besteht dringender Handlungsbedarf“, attestiert Klaus Hoher. „Ich kann es auch nicht verstehen, warum man die Kormorane dermaßen schützt.“ Der Landwirt kennt das Problem von vielen Gesprächen mit Betroffenen und weiß sogar, wie man etwas dagegen tun könnte: „Meiner Meinung nach muss man dringend etwas gegen die Vermehrung machen“, sagt Hoher. „Am effektivsten wäre es, wenn man die Eier in den Nestern über die Luft mit Öl einsprüht.“ Das soll das Ausbrüten verhindern. Man dürfe nicht vergessen, dass ein Kormoran bis zu 20 Jahre alt werden kann und eine Tagesreichweite von bis zu 200 Kilometer hat, erklärt Hoher.

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Zwar werden die Kormorane aktuell geschützt, doch dass die Anzahl in den vergangenen Jahren exorbitant angewachsen ist, ist nicht mehr zu übersehen. Dabei gibt es seit 2014 eine Kormoranverordnung in Baden-Württemberg, die inzwischen eine Vergrämung von Kormoranen ermöglicht (siehe unten). Die Angler in Salem jedenfalls wünschen sich eine baldige Lösung des Problems – nicht nur für sich, sondern auch für das Ökosystem rund um den Schlosssee.