Die Lifestylemesse „Home and Garden“ des Jahres 2024 unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von jener ersten, die vor 20 Jahren Besucher in den barocken Garten des Schlosses Salem lockte. Zwar geht es immer noch um alles, was das Leben in Haus und Garten schöner macht, um Wellness und Gaumenerlebnisse, um Musik und Unterhaltung. Doch die Veränderungen, die es im Laufe dieser 21. Messen gegeben habe, hätten sich im Zeitraffer abgespielt, sagte Martin Schmidt, Geschäftsführer der Home and Garden Event GmbH, der zum Jubiläum aus Norddeutschland angereist war. Es freue ihn, dass auf die wechselnden Herausforderungen „immer gute Antworten“ zu finden waren. „Auch dieses Mal ist es unserem Team gelungen, hier wieder über 100 Aussteller hier zusammen zu bringen.“

Martin Schmidt, Geschätsführer der Home an Garden Event GmbH, war zum 20-jährigen Jubiläum der Messe extra aus Norddeutschland ...
Martin Schmidt, Geschätsführer der Home an Garden Event GmbH, war zum 20-jährigen Jubiläum der Messe extra aus Norddeutschland angereist. Gemeinsam mit Bürgermeisterstellvertreterin Petra Herter und Schlossverwalterin Birgit Rückert (von links) eröffnete er die diesjährige Messe. | Bild: Baur, Martin

Schreiner Michael Stehle wollte zuerst nicht ausstellen

Die Händler zu finden, war harte Arbeit, wenn man den Neufracher Schreiner Michael Stehle hört, der sich erst in letzter Sekunde überzeugen ließ. Am Eröffnungstag meinte er: „Gestern Morgen um 7 Uhr habe ich noch gesagt, ich komme nicht.“ Eine der Organisatorinnen, die er seit Jahren kennt, habe ihn immer wieder angerufen, ob er denn nun dabei sei. Stehle bietet handwerklich gemachte Gartenmöbel und Schaukeln an. „Davon wirst Du nicht reich, auf der Home and Garden habe ich ein einziges Mal eine Schaukel verkauft – aber die Leute nehmen eben Prospekte mit und im Januar, Februar März rufen sie an, wir hätten auf Ostern gerne des oder sell.“

Bürgermeisterstellvertrteterin Petra Herter mit Schreiner Michael Stehle auf einer seiner Schaukeln.
Bürgermeisterstellvertrteterin Petra Herter mit Schreiner Michael Stehle auf einer seiner Schaukeln. | Bild: Baur, Martin
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Gastroangebot hat sich stark gewandelt

Insbesondere die Gastronomie habe es in den letzten Jahren nicht leicht gehabt, beschrieb Martin Schmidt. „Die gastronomischen Angebote, die wir früher mal hatten, sind so nicht mehr da, trotzdem haben wir, glaube ich, gute Antworten gefunden“. Zwar sind die Zeiten, in denen lokale Spitzenköche wie Clemens Bader auftischten, längst vorbei. Doch warten noch immer viele Überraschungen auf hungrige und durstige Besucher – bis hin zur Pina Colada Hüttenbar, unschwer zu erkennen an den beeindruckenden Vorräten an frischen Ananas.

Wasserspiele für Draußen, hier kombiniert mit Blumenarrangements.
Wasserspiele für Draußen, hier kombiniert mit Blumenarrangements. | Bild: Baur, Martin

Auch vermeitlich Wohlbekanntes wie Waffeln können überraschen: Tola Cudek aus Bodnegg ist seit sechs Jahren in Salem, dieses Mal gibt es die Bubble-Waffeln mit Apfelmus und Blaubeeren an zwei Ständen. Wie viele andere Händler war sie mit dem Auftaktgeschäft zufrieden. „Das ist schon ganz gut für den ersten Tag.“ Am Freitag gehe es richtig los und der Haupttag sei immer der Samstag.

Waffelbäckerin Tola Cudek ist mit dem Umsatz am ersten Messetag, dem Donnerstag, zufrieden. Aus Erfahrung rechnet sie für Samstag mit ...
Waffelbäckerin Tola Cudek ist mit dem Umsatz am ersten Messetag, dem Donnerstag, zufrieden. Aus Erfahrung rechnet sie für Samstag mit dem grössten Ansturm. | Bild: Baur, Martin

Klassischer Einzelhandel hat sich verabschiedet

Eine Veränderung, die allgemeine Entwicklungen repräsentiert: „Der klassische Einzelhandel ist in dieser Form nicht mehr da, das setzte auch schon vor Corona ein, er verändert sich“, beschrieb Martin Schmidt in seiner Eröffnungsansprache. Dafür seien die Aussteller viel internationaler geworden – „nicht nur hier am Bodensee, wo es traditionell grenzübergreifend gute Beziehungen gibt, sondern wir haben aus sieben oder acht europäischen Ländern Aussteller dabei, das war vor 20 Jahren auch nicht so.“

Das Interesse an Pfeffer aus Kambodscha ist groß. Manfred Held verkauft Gewürz, das auf einer kleinen Farm ausreifen konnte und das ...
Das Interesse an Pfeffer aus Kambodscha ist groß. Manfred Held verkauft Gewürz, das auf einer kleinen Farm ausreifen konnte und das deshalb besonder aromatisch sei. | Bild: Baur, Martin

Stattdessen sind die Hotels zurückgekehrt. „Wir hatten mehrere Jahre keine Anmeldungen aus diesem Bereich, jetzt sind drei Städe da, einer repräsentiert einen österreichischen Verband mit 40 Häusern“, erklärt Sylvia Rabe. Anna Krall vertritt am Stand die gesamte Gruppe familiengeführter Wellnesshotels, mit dabei sind zwei Mitgliedsbetriebe dieser „Best Alpine Wellnesshotels“. Der Warther Hof vom Arlberg und das Stock Resort im Zillertal, für das Barbara Mitterer in Salem wirbt.

Anna Krall (links) repräsentiert 40 familiengeführte „Best Alpine Wellness Hotels“ in Österreich. Wie Barbara Mitterer vom Stock Resort ...
Anna Krall (links) repräsentiert 40 familiengeführte „Best Alpine Wellness Hotels“ in Österreich. Wie Barbara Mitterer vom Stock Resort kommt sie aus dem Zillertal. | Bild: Baur, Martin

Petra Herter vertritt Bürgermeister Manfred Härle

In Vertretung von Bürgermeister Manfred Härle erlebte Gemeinderätin Petra Herter eine Premiere: „Ich habe heute meinen ersten Auftritt als Bürgermeisterstellvertreterin, aber ich hätte mir keinen schöneren Termin aussuchen können“, sagte sie, nannte die Messe „einfach eine schöne Veranstaltung“ und wünschte den Ausstellern vier tolle Tage mit guten Geschäften.

Gartenlampen mir orientalischem Touch sind schon ein Klassiker – sie gab es schon vor Jahren auf der Home and Garden.
Gartenlampen mir orientalischem Touch sind schon ein Klassiker – sie gab es schon vor Jahren auf der Home and Garden. | Bild: Baur, Martin

Kulturlehrstunde mit Schlossverwalterin Birgit Rückert

Als Hausherrin dankte Schlossverwalterin Birgit Rückert der Gemeinde für die Unterstützung. „Seit 20 Jahren machen wir hier ja ganz schön Rabatz – von den Open Air Konzerten zur Home and Garden bis zum Kreisfamilienfest, wo wir dieses Jahr eine Verschnaufpause haben.“ Dann wurde die Wissenschaftlerin ihrem Ruf gerecht und vermittelte eine beeindruckende Kurzlektion in Regional- und Klostergeschichte. Sie verknüpfte das 20-jährige Messejubiläum mit dem 1300-jährigen der Klosterinsel Reichenau und beschrieb die Klöster als „Brutstätten der Kultur“, zu der neben Schrift und Religion auch Landschafts- und Gartenbau gehörten, wie sie heute Teil der Home and Garden sind.

Schlossverwalterin Birgit Rückert vermittelte den Gästen bei der Eröffnung die Kulturleistungen der Klöster.
Schlossverwalterin Birgit Rückert vermittelte den Gästen bei der Eröffnung die Kulturleistungen der Klöster. | Bild: Baur, Martin
„Seit 20 Jahren machen wir hier ja ganz schön Rabatz.“
Birgit Rückert, Schlossverwalterin, Staatliche Schlösser und Gärten

Rückert machte mit einem ihrem Lieblingsmönche Wahlafried Strabo bekannt und rezitierte aus dessen legendärem, im Hexameter verfassten „Hortulus“. Der folgende Knüller: Verschmitzt erklärte sie, erst in der vorangegangenen Nacht habe sie ein Pergamentblatt des prophetischen Strabo gefunden – ihre Begrüßung in selbst verfassten Hexametern. Die Verse enden: „... den Frieden im Namen die Stätte hier trägt Salmannsweil oder das himmlische Salem, versammelt sich alljährlich der Pilger fröhliche Schar, die Schönheit der Kunst und der Gärten zu feiern, in Muße den himmlischen Ort und die Früchte der Arbeit zu genießen.“

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Silvia Göres aus Bad Saulgau mit ihrer Pudeldame Tessa, die sich seit einem Jahr auf so einer Hundematte wohl fühlt, wie sie Constanze Frank verkauft. | Bild: Baur, Martin

Übrigens: Die Home and Garden ist eine hundefreundliche Messe. „Das kommt sehr gut an“, sagt Sylvia Rabe von der Event-GmbH. Herrchen oder Frauchen sollten lediglich darauf achten, dass sie nicht an Ausstellungsstücke oder Stände pinkeln, denn dann meine der nächste Vierbeiner, hier ebenfalls markieren zu müssen. Tessa aber weiß, was sich gehört. Die Pudeldame, „unsere kleine Prinzessin“, wie Silvia Göres sie nennt, hat sich elegant auf einem der orthopädischen Hundekissen von Konstanze Frank von „Darling Little Place“ aus Stutensee gelegt. Das nämlich hat Tessa in der mittleren Größe schon seit einem Jahr zuhause und die Familie Göres aus Bad Saulgau ist an den Stand gekommen, um zu berichten, dass Tessa nur noch darauf liegt. Bis ihr Bruder zu Besucht kommt, der Pudelherr hat Rückenprobleme und macht seiner Schwester sofort das Kissen abspenstig.