Ein großer Zirkus war den Salemer Bürgern im Vorfeld angekündigt worden, doch vor dem Rathaus erwartete sie ein wahres Affentheater. Um die Macht bis Aschermittwoch an sich zu reißen, hatten sich die Tüfinger Störche ein Vorbild an ihren Nachbarn aus Mendlishausen genommen. So sangen die Narren im braunen Fellkleid: „Die Affen warten hier gespannt, der Schultes kommt gleich angerannt, die ganze Affenbande schreit: Gebt uns den Schlüssel raus, gebt uns den Schlüssel raus, wir wollen rein in dieses Haus!“
Ab in den Affenstall mit dem Dompteur
Nicht etwa als Härle-kin, sondern als Dompteur betrat der Gesuchte den Vorplatz, wo er mit Bananenkette versehen und in den Affenstall gesperrt wurde. Von dort aus musste sich Bürgermeister Manfred Härle einer Reihe an Vorwürfen stellen: „In diesem Affenhaus läuft manches schief“, kritisierte Sandra Schraivogel, die Vorsitzende des Narrenvereins Tüfingen, den Rathaus-Mief.

So kämpfe man seit Jahren für den Radweg vom Affenberg nach Tüfingen, bekundete Gerlinde Möhrle, und werde „von Jahr zu Jahr vertröstet ohne Entschuldigungen“. Gabriela Kendzierski, die Dritte im Anklage-Bunde, machte sich über den Schilderwald in der Neuen Mitte lustig: „50, 40, 30, auf die Bremse tritt man fleißig.“ Schraivogel merkte süffisant an: „Würd‘ man das Geld für die Schlossseeallee streichen, würd‘s für unseren Radweg reichen.“ Als Strafe für den „Affenzirkus“ ließen die Tüfinger den Schultes zunächst eine harte (Kokos-)Nuss knacken und schickten ihn dann selbst mit dem Rad durch den Schilderwald.
Die Anklage ging jedoch weiter: „Der Auswechselkobold geht um, was ist hier los?“, monierte Schraivogel die hohe Personalfluktuation in der Verwaltung und bei den Kindergärten. „Hat die Gemeinde beim Primo-Verlag einen Dauerauftrag für Stellenausschreibungen?“, wunderte sich Schraivogel über die wöchentlichen Mitarbeitergesuche im Amtsblatt. Statt mit dem Rathauspersonal zu jonglieren, solle der Schultes es doch lieber mal mit Bällen probieren. „Üben müsste man das schon nochmal“, kommentierte sie Härles vergebliche Versuche.

Auch bei der Digitalisierung gehe es nicht voran, schimpfte Kendzierski: „Im Schutzgebiet in Tüfingen sollte der Funkmast stehen, doch nun muss es ohne Empfang weitergehen.“ Völlig Banane, befanden die Narren und ließen den Bürgermeister beim Bananen-Wettessen antreten, welches dieser trotz Schummelns verlor. Zu guter Letzt musste er den Rathausschlüssel herausrücken, um seinem Käfig zu entkommen.

In Freiheit hebt Härle zur Gegenrede an
Zurück in Freiheit hob Härle zur Gegenrede an: „Die Affenhorde aus Tüfingen will das Rathaus erobern, sie will nicht am Rand der Gemeinde vermodern“, spottete der degradierte Dompteur. Der schicke Fahrrad-Überweg habe lang gebraucht, gestand er ein, „doch den hat der Kretschmann aus seinem Säckel bezahlt“. Den Schilderwald in der Schlossseeallee bezeichnete der Schultes als wahre Pracht – „da hab‘ ich mir was Tolles ausgedacht“.
Sein Plan, fette Knöllchen zu verteilen, sei wegen Personalnot allerdings nicht aufgegangen, weshalb ihm die Narren gerade recht kämen: „Es ist schlau, euch ins Rathaus zu lassen, damit ihr füllt unsere Kassen.“ Diese seien nämlich leer, und Schuld hätten die Baufnanger wegen der Straße nach Rickenbach. „Im Dreck sind alle Salemer Millionen vergraben, die müssen wohl goldene Kanalrohre genommen haben“, mutmaßte Härle.

Den Affen prophezeite der abgesetzte Dompteur eine glänzende Zukunft als Beamte: „Die Gemeinderatssessel könnt ihr als Affenschaukel nutzen und die Vorräte aus dem Süßigkeitenschrank verputzen.“ Oliver Keller, der Dirigent des Musikvereins Harmonie Lippertsreute, betonte vor dem Umtrunk im Feuerwehrhaus jedoch, dass jeder von Härle geforderte Tusch 5 Euro gekostet habe. „Einer geht noch“, rief der Bürgermeister dennoch, ehe er feststellte: „Das war der letzte Groschen, den wir ausgegeben haben.“