Zwar hat nun auch die Überlinger Tafel geschlossen, voraussichtlich bis 17. April. Doch ihr Träger, der Caritasverband für das Dekanat Linzgau, setzt seine Arbeit mit seinem ganzen 34-köpfigen Team fort und bietet weiter Hilfe für Bedürftige an – wenn auch derzeit wegen Corona keine offenen Sprechstunden und Beratungstermine. Die Caritas bittet darüber hinaus die Bevölkerung um Spenden für soziale Härtefälle.

Schutz der Beschäftigten und Besucher

„Wir müssen die Gesundheit unserer ehrenamtlichen Tafel-Mitarbeiter schützen“. Das nannte Petra Demmer, Geschäftsführerin der Caritas Linzgau – neben dem Schutz der Tafelkunden – als Hauptgrund dafür, dass nun auch die Überlinger Einrichtung zumacht. Demmer erklärte: „Für die Tafel arbeiten 62 ehrenamtliche Mitarbeiter, die meisten davon im Rentenalter. Da diese Personengruppe durch das Corona-Virus besonders gefährdet ist, war die Schließung unumgänglich.“
An den beiden wöchentlichen Öffnungstagen der Tafel kämen jeweils 40 bis 60 Kunden in den Laden. Das Einhalten des empfohlenen Sicherheitsabstands von mindestens 1,5 Metern von Mensch zu Mensch sei unmöglich.

Warenmengen wären stabil

Anders als in vielen Gemeinden seien die Warenmengen, die in Überlingen rund 35 Spender zur Verfügung stellen, seit Beginn der Corona-Krise nicht zurückgegangen, sondern bis zuletzt auf dem gleichen Level geblieben.
Man denke derzeit intensiv über Alternativen nach, versicherten Demmer und Patricia Fleig vom Caritas Sozialdienst, die für die Tafel zuständig ist, bei einem Pressegespräch am Freitag.

Stadt will unterstützen

Oberbürgermeister Jan Zeitler versicherte am Samstag in der Facebook-Gruppe „Du bisch von Überlingen, wenn...“, die Stadt wolle die Tafel unterstützen und suche dafür dringend Helfer, die sich per Mail bei ihm melden könnten. Interessierte können sich laut seiner Mitteilung mit Angabe ihres Namens, ihrer Mail-Adresse und Mobilnummer per E-Mail melden bei: OB@ueberlingen.de

Die Kette an der Überlinger Tafel bleibt vorerst zugezogen.
Die Kette an der Überlinger Tafel bleibt vorerst zugezogen. | Bild: Hilser, Stefan

Alternativen gesucht

Demmer überlegt etwa, ob man eventuell Warenpakete bei Händlern abholen und an bestimmte Haushalte liefern könnte. Das sei bis jetzt aber nur eine vage Vorstellung, die man, wenn überhaupt, nur gemeinsam mit dem Tafel-Leitungsteam und den ehrenamtlichen Mitarbeitern umsetzen könne. Fleig meinte: „Jede Idee zerpflückt sich momentan bei mir im Kopf, da sie eine komplexe Infrastruktur verlangt.“ Demmer bekräftigte: „Man muss dezentral denken, nicht mehr in Gruppen.“ Die beste und unkomplizierteste Hilfe sei selbstorganisierte Nachbarschaftshilfe, waren sie und Fleig sich einig.

Warengutscheine vielleicht eine Lösung

Derzeit, so Demmer, könne man ja nur äußerst kurzfristig planen, da sich die Situation so rasant ändere. Man müsse sich jeweils der Lage anpassen. Sollte diese sich entspannen, wäre es etwa denkbar, dass man die Tafel zunächst wieder einen Tag pro Woche öffne. Auch Warengutscheine, mit denen besonders Bedürftige in bestimmten Supermärkten einkaufen könnten, ziehe man in Erwägung.

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Apropos Härtefälle: Von den derzeit 232 Tafelkunden erhalte der größte Teil Leistungen der Sozialträger wie Arbeitslosengeld 2, Grundsicherung oder Wohngeld. Das Grundeinkommen für diese Personen sei also zumindest gesichert. Größere Sorgen machen den beiden Caritas-Mitarbeiterinnen Menschen wie Minijobber, Solo-Selbständige und Freiberufler, die momentan gerade so über die Runden kommen, denen aber durch die Krise die Einkünfte wegbrechen. Demmer glaubt: „Die Not wird in Etappen kommen, es wird über die Monate immer wieder Spitzen geben.“ Fleig verdeutlichte: „Wir sind für viele der Notnagel.“ Demmer bekräftigte: Die Caritas sei für Hilfesuchende oft „die letzte Auffangstation“.

Tafel nur ein Bereich von vielen in der Caritas

Dabei ist die Tafel nur ein Bruchteil des Hilfs- und Beratungsangebots der Caritas. Dazu gehört auch die Migrationsberatung für Erwachsene. Deren Fortsetzung bereitet Demmer und Fleig besonderes Kopfzerbrechen. Denn telefonische Beratung, die während der Krise verstärkt weiterläuft, sei für Menschen, die kaum Deutsch sprächen, ungeeignet.
Doch Demmer ist generell zuversichtlich: „Wir werden zur gegebenen Zeit die richtige Lösung finden. Ich denke derzeit nur noch von Tag zu Tag.“