Kurze Wege, keine langen Tiertransporte, Produkte aus der Region – das war schon vor nahezu 30 Jahren ein Anliegen, für das der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und einige örtliche Metzger eine gemeinsame Schlachthofinitiative gründeten. Das Ende der großen alten Einrichtung neben der Zimmerwiese war Anfang der 1990er Jahre schon absehbar, die Genehmigung lief mit einer Übergangsfrist aus und die lokalen Akteure wünschten sich eine bleibende Alternative.

Eröffnung im Frühjahr 2006

Die konnte im Frühjahr 2006 auf dem städtischen Grundstück bei den Reutehöfen offiziell eröffnet werden, nachdem die Finanzierung gesichert war und die EU-Genehmigungsbehörden grünes Licht gegeben hatten.

Betreiber über Zurückhaltung der Metzger "bis heute etwas enttäuscht"

„Wir hatten damals gedacht, die Metzger aus der Region kommen in Scharen hierher und sagen: toll, dass wir hier eine Schlachtmöglichkeit haben“, sagte Matthias Minister bei einer Besichtigung der Cittàslow-Initiative. „Doch dem war nicht so und das ist für uns bis heute etwas enttäuschend.“ Manche Betriebe könnten ihr Fleisch anders teilweise billiger einkaufen, als hier selbst zu schlachten, erklärt er.

Diese Schweine harrten am Vorabend des Schlachttags ihres Schicksals.
Diese Schweine harrten am Vorabend des Schlachttags ihres Schicksals. | Bild: Hanspeter Walter

Pro Woche 100 Schweine in Überlingen, 45 000 in Ulm

Eine Vorstellung der Dimensionen vermittelte Minister mit wenigen Zahlen. Im kleinen Überlinger Schlachthof würden pro Woche neben 40 Rindern rund 100 Schweine geschlachtet, im Schlachthof Ulm seien es 45 000 wöchentlich.

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Besucher fragen auch nach Tierhaltung

Norbert Meier von der Cittàslow-Gruppe freute sich über rund 20 Besucher, deren Sensibilisierung für das Thema und das Anliegen des Schlachthofs zu spüren war. „Wie werden die Tiere gehalten?“, lautete eine Frage. Für Matthias Minister Anlass, die beiden unterschiedlichen Arbeitsbereiche im Schlachthof näher zu erläutern. Er ist zum einen seit mehreren Jahren Geschäftsführer für die örtlichen Gesellschafter der Schlachthof Überlingen GmbH, die die Schlachtstätte nutzen.

Wirtschaftlicher Betrieb nur durch Firma Fairfleisch möglich

Wirtschaftlich betrieben werden kann die Einrichtung allerdings lediglich durch die Synergien mit Ministers eigener Fairfleisch GmbH, mit der er Fleisch „aus besonders artgerechter Tierhaltung“ vertreibt, wie er sagt. Unter anderem sind Liegeflächen und die Aktivitätsbereiche der Schweine nach Angaben von Fairfleisch mit Stroh eingestreut. Wie die regionalen Erzeuger der örtlichen Metzgereien arbeiten, dazu könne er nichts sagen, das sei deren Angelegenheit. Matthias Minister machte aber deutlich, dass dem Raumanspruch der Tiere gewisse Grenzen seien, wenn der Landwirt wirtschaftlich arbeiten wolle.

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Ein zusätzliches Standbein sei die Dienstleistung für Landwirte, die ihre Tiere schlachten lassen und das Fleisch selbst vertreiben wollen. Wie streng die Hygiene-Richtlinien sind, spürten die Besucher unmittelbar, die quasi die Räume nur in „OP-Kleidung“ betreten durften.

Kühlräume zur Reifung des Fleisches

Minister erläuterte auch, wie die Schlachttiere betäubt werden, ehe sie getötet und ausgeblutet werden. „Alles wird vom Veterinäramt streng überwacht.“ Große Kühlräume erlauben es den Nutzern, dem Fleisch hier die nötige Reifezeit zu gewähren, ehe es zum Kunden kommt. Zweimal pro Woche bietet Minister aufgrund der Nachfrage auch einen Werksverkauf an.

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Die nächste Veranstaltung der Cittàslow-Reihe findet am Donnerstag, 2. Mai von 18 bis 19.30 Uhr in Hödingen statt. „Die Alten sind die Besten“, lautet das Thema von Hochstammexperte Thomas Bosch beim Besuch der Hödinger Streuobstgärten. Treffpunkt ist am Ortseingang Hödingen Süd bei der Infotafel der Sielmann-Stiftung.