Und schon wieder springt der Junge von der Seite des Sprungturms, das ist verboten. Giuseppe Sutera hat ihn schon mehrfach verwarnt. Der durchtrainierte Mann hat die DLRG-Badeaufsicht an diesem Tag im Überlinger Ostbad. Er merkt sich den Missetäter an seiner Badehose und spricht ihn an, als dieser aus dem Wasser kommt.
Nun eilt der Vater des Gescholtenen herbei und schimpft mit Sutera. Dieser habe seinem Sohn hier gar nichts zu sagen. Der ausgebildete Rettungsschwimmer Sutera ärgert sich.
Der Sprungturm ist Attraktion, aber auch Gefahrenpunkt im Ostbad, und es gilt hier besondere Vorsicht. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen – gerade mit den sogenannten „Seitenspringern“. „Der Vater gibt hier ein schlechtes Beispiel für seinen Sohn und untergräbt meine Autorität, wie soll das auf andere Jugendliche wirken“, sagt Giuseppe Sutera.
Hartes Training erforderlich
Seit seiner Ausbildung zum DLRG-Rettungsschwimmer vor zwei Jahren macht er ehrenamtlich meist täglich am Nachmittag die Badeaufsicht im Ostbad. „Ich bin eine Wasserratte, aber Wasserrettung erfordert viel hartes Training und ständiges Üben, denn es geht dabei auch um Leben“.

Rund drei Wochen ist es her, dass Sutera einen Mann aus dem Wasser rettete, den die Kräfte verlassen hatten. Ein Rettungsboard und eine in Sekunden aufgeblasene Schwimmhilfe sind immer „am Mann dabei“, erklärt der Rettungsschwimmer. Selbstüberschätzung ist meist die Ursache solcher Zwischenfälle, die für den Schwimmer schnell zur tödlichen Falle werden können.
Umfangreiche Ausbildung
Der Rettungsschwimmer Sutera fühlt sich in der Pflicht, durch seine umfangreiche Ausbildung in der Lage zu sein, Hilfe zu leisten. An diesem Tag mit ihm im Ostbad sind Sebastian Maisch, 18 Jahre und ebenfalls Rettungsschwimmer, und Daniel Glöckler, der diese Ausbildung noch absolvieren möchte.
Frust und Wertschätzung liegen dicht beieinander
Frust und Wertschätzung der Badbesucher liegen bei den freiwilligen Helfern von der Deutschen Lebensrettungs Gesellschaft (DLRG) an einem Badetag in der Hochsaison mit mehr als 3000 Badegästen dicht beieinander.
Sutera und seine Helfer sind an ihrem Stützpunkt, Fahne signalisieren den Gästen des Bades eine Badeaufsicht, immer ansprechbar. Sie achten darauf, dass sich Stand-up-Paddler nicht in den durch Bojen gekennzeichneten Bereich der Schwimmer bewegen und halten das Badefloß genau im Auge, damit kein Kind darunter gerät.
Sie schütteln insgeheim den Kopf über Väter, die ihre Kleinsten mit Schwimmflügeln vom drei Meter hohen Sprungturm springen lassen, um sie unten aufzufangen. Gefährlich. Das Team von der DLRG verteilt Pflaster bei Schnittwunden an den Füßen, und rät auch schon mal einer Mutter, ihr Kind mit hochrotem Kopf aus der Sonne zu nehmen.
Einen lauten Pfiff aus Suteras Trillerpfeife erntet, wer die Regeln im Bad bricht. Das sollte ernst genommen werden, sagt der Mann, der die Badeaufsicht leitet. Aber auch viel Anerkennung ernten die DLRGler, Badegäste bringen ihnen Erfrischungen und auch schon mal einen Kaffee.
Es sei ein gutes Gefühl, dass sie präsent seien, denn ihre Anwesenheit verschaffe den Besuchern des Freibads doch eine gewisse Sicherheit, erklären die Spender. Giuseppe Sutera, der gleichzeitig auch der technische Leiter der DLRG ist, freut sich über diese kleinen Aufmerksamkeiten, denn ein Badetag im Ostbad ist für ihn und sein Team oft purer Stress.
An Regeln halten und Rücksicht nehmen
Nichts entgeht seiner Aufmerksamkeit, und dennoch ist er immer für ein freundliches Wort oder einen guten Tipp zu haben. Der Rettungsschwimmer der DLRG appelliert an die Besucher der Überlinger Freibäder, sich an die Regeln zu halten, Rücksicht zu nehmen und die Anweisungen der Badeaufsicht ernst zu nehmen. Dann stünde dem Badespaß, an dem für ihn schönsten Arbeitsplatz der Welt, dem Bodensee, doch nichts im Wege.
Badeunfall
Nachdem Anfang dieser Woche ein Kind im Salemer Schlosssee ertrunken ist, möchte Guiseppe Sutera, technischer Leiter des DLRG Überlingen, sich äußern:
„Dieses Unglück hat mich persönlich sehr bewegt, weil ich aus eigener Erfahrung nachvollziehen kann, was die betroffene Familie in diesen Tagen durchmachen muss. Der Familie gehört mein ganzes Mitgefühl. Mein Respekt gilt meinen Kollegen vor Ort, die diesen Unfall nicht verhindern konnten. Ich weiß, dass die DLRG alles gibt um solche Unfälle zu vermeiden, leider sind wir nicht immer zur rechten Zeit am rechten Ort. Das liegt dann in Gottes Hand. Auch wenn wir die Badeaufsicht haben möchte ich sagen, es gibt keine Garantie auf Sicherheit. Leider.“