Die Coronakrise sorgt für wachsende Besorgnis und Ängste – indessen kommt der Frühling zeitig im Jahr wie selten und lässt einen fast vergessen, in welch‘ extremen Zeiten wir leben. Auf dem Gelände der Landesgartenschau 2020 geben die Blüten früher Blumen und Gewächse einen ersten Vorgeschmack auf das, was die Besucher erwartet, wenn die Schau am 23. April eröffnet – wie zumindest aus momentaner Sicht noch geplant ist.

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Hightech-Fotograf Achim Mende und sein Sohn Jean-Paul dokumentieren das Werden der Landesgartenschau kontinuierlich mit der unterschiedlichsten Kameratechnik, in den letzten Tagen waren sie nun unterwegs, um unter anderem in 360 Grad-Panoramatechnik zu dokumentieren, welche riesigen Fortschritte die Vorbereitungen auf dem LGS-Gelände machen. „Wir haben jetzt gerade eine Panoramatour eingestellt, die so noch nie gesehen wurde – und die wir selber total spektakulär finden“, erläutert Achim Mende, was einen auf der frei im Netz verfügbaren virtuellen Tour auf landesgartenschau360.de erwartet. Aus Anlass der Aktualisierung der LGS-Tour sind auch alle Kreisgemeinden in der Tour bodenseekreis360.de eingestellt.

Das Fotografenteam aus Vater und Sohn Mende aktualisierte aber auch ihre Dokumentation aus konventionellen Fotos, die sie, ganz traditionell, vom Boden aus schießen, aber ebenso mit Drohnen, Heliumballon oder ihrer kirchturmhohen Teleskopstange.

In den Anlagen der Menzinger Gärten unterhalb des St. Johannturmes ist es bereits bunt und es sieht so aus, als ob die Gäste schon ...
In den Anlagen der Menzinger Gärten unterhalb des St. Johannturmes ist es bereits bunt und es sieht so aus, als ob die Gäste schon kommen könnten. In der Mitte des Bildes ist der „FernSee-Rahmen“ zu sehen. | Bild: Jean-Paul Mende

„Eine Oase der Entspannung“ sollen die Garteninstallationen in den Menzinger Gärten sein. Es gibt unter anderem eine Liegelandschaft, von der aus man Stadt und See durch einen „FernSee-Rahmen“ betrachten kann. Sogar Wein wird angebaut, das Überlinger Weingut Kress pflanzte die Rotweinsorten „Muscat bleu“ sowie „Venus“ und die weißen Sorten „Talisman“ und „Souvignier gris“.

Auch rund um den Schmetterling im „Mainau-Gärtle“ blüht es, die Beschilderung steht ebenfalls schon.
Auch rund um den Schmetterling im „Mainau-Gärtle“ blüht es, die Beschilderung steht ebenfalls schon. | Bild: Jean-Paul Mende

Auch in den Menzinger Gärten spielt die ganze Region eine Rolle. Neben dem Mainau-Gärtle gibt es auch den Meersburg-Garten. Typische Stadtansichten sollen auf die ebenfalls mittelalterlich geprägte Nachbarstadt verweisen.

In den Menzinger Gärten sind ganz unterschiedliche kleine Parzellen angelegt: Etwa BodenseeWein, SWR-Faulenzergarten, Hochbeetgarten ...
In den Menzinger Gärten sind ganz unterschiedliche kleine Parzellen angelegt: Etwa BodenseeWein, SWR-Faulenzergarten, Hochbeetgarten oder ein Gemüsengärtchen. | Bild: Achim Mende

Wer von oben, aus Richtung Museum kommt, läuft auf dem Weg zu den Grüninstallationen in den Menzinger Gärten am Spielplatz vorbei, zu dem das LGS-Team schreibt: „Beeindruckend ist die große Kreativität und der spielerische Umgang mit der Überlinger Geschichte und der Architektur des St. Nikolaus-Münsters.“

Der Kinderspielplatz in den Menziger Gärten greift das Thema der Überlinger Stadtgeschichte auf, im Mittelpunkt ein Münsterturm mit ...
Der Kinderspielplatz in den Menziger Gärten greift das Thema der Überlinger Stadtgeschichte auf, im Mittelpunkt ein Münsterturm mit Rutschbahn. | Bild: Achim Mende
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Der wuchtige Rosenobelturm oberhalb der Zimmerwiese, heute besser bekannt als ZOB, begrenzt zusammen mit einem Teil der historischen Stadtmauer das LGS-Gelände Rosenobel-Gärten. Dort soll ein „verwunschener und romantischer Ausstellungsbereich“ entstehen, erläutert die LGS auf ihrer Homepage, Landwirte präsentieren dort ihren Beruf und die Produktvielfalt der Region.

Rosenobelturm und Stadtmauer begrenzen den Ausstellungsbereich „Rosenobel-Gärten“.
Rosenobelturm und Stadtmauer begrenzen den Ausstellungsbereich „Rosenobel-Gärten“. | Bild: Achim Mende

Der 18 Meter hohe Rosenobelturm lockt mit einer einzigartigen Aussicht auf die Stadt und Umgebung, Ganz in der Nähe will auch das Traktormuseum aus Uhldingen-Mühlhofen sich präsentieren.

Der Rosenobelturm selbst von oben – hier soll noch ein „Iris-Farbkreis“ entstehen.
Der Rosenobelturm selbst von oben – hier soll noch ein „Iris-Farbkreis“ entstehen. | Bild: Achim Mende

Wer von der Innenstadt kommend in Richtung des Hauptgeländes läuft, zum Uferpark, kommt zuerst in den Bereich der „Villengärten„. Dort entstehen derzeit 13 Schaugärten des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau. Höhepunkt hier sind die begehbaren schwimmenden Gärten.

Hier geht es in den Bereich „Villengärten“, in den auch der bestehende Rosengarten (links oben) neben dem Amtsgericht ...
Hier geht es in den Bereich „Villengärten“, in den auch der bestehende Rosengarten (links oben) neben dem Amtsgericht miteinbezogen ist. | Bild: Achim Mende

Neun verschiedene Schaugärten wird es im Themenbereich „Villengärten„ an Land geben, vier verschiedene als begehbare Schwimmende Gärten, die in der Nähe des Pflanzenhauses am Bodendseeufer verankert werden.

In den Villengärten entstehen neben einer Open-Air-Bibliothek und einem Baumschulpfad ambitionierte Gartengestaltungen mit sehr ...
In den Villengärten entstehen neben einer Open-Air-Bibliothek und einem Baumschulpfad ambitionierte Gartengestaltungen mit sehr unterschiedlichen Designansätzen und Materialien, die Fachbetriebe aus der ganzen Region entworfen haben. | Bild: Achim Mende

In den Villengärten sind die Themen Gartentrends, die Schönheit der Gartengestaltung, Wasser, Gesundheit und Ruhe zu sehen und zu erleben. Dieser Themenbereich endet in Richtung Westen mit dem neu erbauten Pflanzenhaus, in dem einerseits die berühmte Kakteensammlung der Stadtgärtnerei ihre Heimat finden wird, andererseits wird in dem riesigen Glashaus der Treffpunkt Baden-Württemberg eingerichtet.

Rund um das Pflanzhausenhaus entstehen Aktionsbühne und Gastronomiebereiche.
Rund um das Pflanzhausenhaus entstehen Aktionsbühne und Gastronomiebereiche. | Bild: Achim Mende

Während der ganzen Ausstellungszeit soll im Bereich der Villengärten eine Open-Air-Bibliothek mit über 1000 Werken der Bodensee-Literaturgeschichte stehen. Wetterfest untergebracht stehen dort in den Regalen dann Bücher, die von Wahlafried Strabo, dem mittelalterlichen Möhnch bis zu aktuellen Gegenwartsautoren reichen. Der Reutlinger Literaturorganisator Peter Reifsteck hat das Konzept gemeinsam mit dem Überlinger Literaturförderer Oswald Burger entwickelt.

Im Pflanzenhaus wird die berühmte Kakteensammlung der Überlinger Stadtgärtnerei ihre Heimat finden. Die Kakteen im Vordergrund sind ...
Im Pflanzenhaus wird die berühmte Kakteensammlung der Überlinger Stadtgärtnerei ihre Heimat finden. Die Kakteen im Vordergrund sind allerdings noch aus Holz. | Bild: Jean-Paul Mende

Noch muss offen bleiben, was sich im Treffpunkt Baden-Württemberg im Falle einer LGS-Öffnung abspielen wird. Üblicherweise präsentiert sich hier bei allen Landesgartenschauen das Land und will „erlebnisreiche Tage voller Kultur, Wissen und Unterhaltung für Jung und Alt bieten“. Der Treffpunkt B-W wird im Auftrag des Ministeriums für Ländlicher Raum und Verbraucherschutz betreut.

Dieser Blick aus dem Pflanzenhaus auf den Bodensee lässt erahnen, dass dieser Glashausbau auf Jahre hinaus zu einem Anziehungspunkt ...
Dieser Blick aus dem Pflanzenhaus auf den Bodensee lässt erahnen, dass dieser Glashausbau auf Jahre hinaus zu einem Anziehungspunkt werden könnte. | Bild: Jean-Paul Mende

Der größte und dominierende Ausstellungsbereich der Landesgartenschau 2020 ist der Uferpark, der sich auch sechs Hektar vom Bahnhof „Therme“, früher der Westbahnhof, bis zur Silvesterkapelle hinter dem Bahnübergang am westlichen Stadtausgang erstreckt.

Die Spiellandschaft im Osten des Uferparks sieht bereits fertig aus und würde schon in diesem Zustand Kinder anlocken.
Die Spiellandschaft im Osten des Uferparks sieht bereits fertig aus und würde schon in diesem Zustand Kinder anlocken. | Bild: Achim Mende

Der Uferpark ist auf geschichtsträchtigem Boden angelegt. Das Gelände entstand Ende 1944 und Anfang 1945 aus dem Abraum, den die Häftlinge des KZ Aufkirch in Überlingen aus den Stollen holten, die sie in den Molassefelsen treiben mussten, um dort kriegswichtige Betriebe aus Friedrichshafen unterbringen zu können. Ein in den Boden eingelassenes „Lesezeichen“ erinnert an das Schicksal der Zwangsarbeiter.

 

Im Landkreispavillon will der Bodenseekreis die Gäste willkommen heißen und sich mit „Wissenswertem und interessanten Aktionen“ zur Region präsentieren.

Hier soll ein Mittelpunkt entstehen. Das Holzgebäude rechts ist der Landkreispavillon und links, der temporäre Bau mit dem weißen Dach, ...
Hier soll ein Mittelpunkt entstehen. Das Holzgebäude rechts ist der Landkreispavillon und links, der temporäre Bau mit dem weißen Dach, soll Gastronomie beherbergen. | Bild: Achim Mende

Bis jetzt wird in allen Bereichen der Landesgartenschau gearbeitet und auch der Gastronomiebereich geht seiner Vollendung entgegen.

Hier soll ein Mittelpunkt entstehen. Das Holzgebäude rechts ist der Landkreispavillon und links, der temporäre Bau mit dem weißen Dach, ...
Hier soll ein Mittelpunkt entstehen. Das Holzgebäude rechts ist der Landkreispavillon und links, der temporäre Bau mit dem weißen Dach, soll Gastronomie beherbergen. | Bild: Achim Mende

Im Landkreispavillon will sich der Bodenseekreis als wirtschaftsstarke Region mit Industrie und Mittelstand auch im Hightech-Bereich präsentieren, als eines von fünf führenden Zentren für Luft- und Raumfahrttechnik in Europa – und gleichzeitig als landwirtschaftlich geprägtes Tourstenziel, in dem Wein, Obst und Hopfen angebaut werden. So das Konzept.

Läuft man vom Landkreispavillon weiter nach Westen erwartet einen die „Sparkassenbühne“, vor der noch eine Aktionsplattform ...
Läuft man vom Landkreispavillon weiter nach Westen erwartet einen die „Sparkassenbühne“, vor der noch eine Aktionsplattform im Wasser verankert werden soll – wenn es so weitergeht wie geplant. | Bild: Achim Mende

Auch das „Waldland Baden-Württemberg„ soll präsentiert werden. Dazu gibt es einen Forstpavillon im Uferpark, in dem es um die Arbeit im Wald geht. Und am Ufer ist eine Liegelandschaft aus Holz mit Blick auf den Bodensee aufgebaut.

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Die Holzwellen im Uferpark laden zum Entspannen und Verweilen ein. Belebt wird die Installation hier von der elfjährigen Julia Mende, ...
Die Holzwellen im Uferpark laden zum Entspannen und Verweilen ein. Belebt wird die Installation hier von der elfjährigen Julia Mende, die Tocher von Fotograf Achim Mende. | Bild: Jean-Paul Mende

Mit Baumstämmen wird das Thema Wald an den Holzwellen aufgenommen, die eigentlich ein Anziehungs- und Treffpunkt für Menschen werden soll.

Hier hat es sich Julia Mende bequem gemacht, um Vater Achim und Bruder Jean-Paul als Modell zu dienen.
Hier hat es sich Julia Mende bequem gemacht, um Vater Achim und Bruder Jean-Paul als Modell zu dienen. | Bild: Jean-Paul Mende

Zahlreiche Informationsbereiche zum Bodensee und seiner Landschaft sind gepläant. Darunter auch ein Pavillon zum den Wasserwelten. Ein Taucherpavillon und ein Infobereich des Landesfischereiverbandes.

Ein Blick senkrecht von oben auf zwei der verbliebenen Platanen – ein grafisches Motiv, das mit den skurrilen Schatten schon ...
Ein Blick senkrecht von oben auf zwei der verbliebenen Platanen – ein grafisches Motiv, das mit den skurrilen Schatten schon surreal wirkt. | Bild: Achim Mende

Hektisches Treiben auf der Baustelle

„Wir haben den durchbrechenden Frühling erlebt“, schildert Fotograf Achim Mende seine Fototouren auf dem LGS-Gelände währen der vergangenen Tage. Seine Eindrücke vom vergangenen Wochenende, Samstag, 14. März, und Sonntag, 15. März: „Es herrscht da ein hektisches Treiben, das sich von oben zeigt wie in einem Ameisenhaufen, es ist eine Baustelle, auf der intensiv gearbeitet wird.“

Auch dieses Stück Uferpark am westlichen Ende reizte Fotograf Achim Mende als schon abstrakte Grafik.
Auch dieses Stück Uferpark am westlichen Ende reizte Fotograf Achim Mende als schon abstrakte Grafik. | Bild: Achim Mende

Wie neugierig die Menschen auf die Landesgartenschau sind, davon zeugte, wie die Menschen versuchten, auf das noch verschlossene Gelände zu kommen. „Bis vor kurzem noch sind die Neugierigen geklettert, gekrochen, gekrabbel“, sagt Achim Mende. Und je stärker die Coronakrise um sich griff, umso mehr verzeichnete er digitale Zugriffe insbesondere auf seine Seite landesgartenschau360.de.

Den Abschluss des Uferparks bildet jenes Gelände, auf dem einmal der Campingplatz war. Gut zu erkennen ist im Bodensee die ...
Den Abschluss des Uferparks bildet jenes Gelände, auf dem einmal der Campingplatz war. Gut zu erkennen ist im Bodensee die „Abrisskante“ an der es nach einer Flachwasserzone senkrecht nach unten in die Tiefen des Überlinger Sees geht. Deshalb war dieser Bereich auch immer bei Tauchern so beliebt. | Bild: Achim Mende

Das „mü_see_haus“ ist ein Blickpunkt am westlichen Ende des Uferparks nahe der Silvesterkapelle. Das „Tinyhaus“, wie es Achim Mende nennt, drinnen soll es zum Meditieren, Lesen, Malen und Musizieren einladen.

Das „mü_se_haus“ wird als Hommage an die moderne Holzbauarchitektur verstanden werden.
Das „mü_se_haus“ wird als Hommage an die moderne Holzbauarchitektur verstanden werden. | Bild: Achim Mende

Die Natur spielt im Uferpark auf vielfältige Weise eine Rolle. Der Biotopverbund Bodensee der Heinz Sielmann-Stiftung präsentiert sich ebenso wie das Waldrapp-Team, das sich die Wiederansiedlung des bis ins 17. Jahrhundert in Mitteleuropa heimischen Vogels zur Aufgabe gemacht hat. Und auch die Imkerei im Wandel der Zeit ist als Schau in Planung.

Sonnenuntergang über dem LGS-Gelände mit zwei der nicht gefällten Platanen – am Westende des Uferparks
Sonnenuntergang über dem LGS-Gelände mit zwei der nicht gefällten Platanen – am Westende des Uferparks | Bild: Jean-Paul Mende
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