
Mein Gott, was für eine Hitze. Marcel Mardan arbeitet als Bauarbeiter auf einer der größten Baustellen von Überlingen, auf dem Schulcampus, wo bis September 2020 ein neues Sportzentrum entstehen soll. Auf dem Kopf des Rumänen lastet ein Bauhelm, der ihm zusätzlich den Schweiß ins Gesicht treibt. Mardan schaut auf einen Bauplan und zählt ab: Eins, zwei, drei, vier, fünf Stahlstangen schichtet er auf einer Palette zusammen. Sie sind Teil einer Giebelwand, auf denen künftig das Dach der neuen Sporthalle liegt.
Neben dem Ausbau der B 31 und Bau des Parkhauses Therme zählt der Bau eines neuen Sportzentrums auf dem Überlinger Schulcampus zu den größten Baustellen der Stadt. Die Arbeiten liegen gut im Zeitplan, sagt Bauleiterin Silke Holzer. Die Freie Architektin rechnet fest mit einer Eröffnung zum Start des Schuljahres 2020/21, also im Septemer 2020.

Die endgültige Höhe des Gebäudes ist jetzt erkennbar, denn aktuell sind die Bauarbeiter von „Wolfer & Goebel“ mit dem Bau der Giebelwände beschäftigt, auf denen ab 22. Juli die aus Holz bestehende Dachkonstruktion gelegt werden soll.

Marcel Mardans Job ist es aktuell, die Stahlstangen zu einem Gitter zusammen zu flechten, das dem Beton erst den Halt verleiht, den es benötigt, um die schwere Last zu tragen. Ein Prüfstatiker, sagt Jürgen Wernz, Polier der Firma „Wolfer & Goebel“, überprüfe jedes Gewerk auf seine korrekte Ausführung.

Die Kosten sind im laufenden Projekt permanent gestiegen, von vorausberechneten 21 Millionen, von denen beim Baubeginn im September 2018 ausgegangen wurde, bis zuletzt angenommenen rund 27 Millionen Euro.

Ein Beitrag zur Kostendämpfung war der Beschluss des Gemeinderats, eine billigere Betonausführung zu beauftragen. Konkret bedeutet dies, dass der Sichtbeton an manchen Stellen weniger glatt und schön anzusehen sein wird.

Polier Jürgen Wernz erklärte bei einem Baustellenrundgang, dass in der teureren Ausführung die Schaltafeln neu sind, hier aber nur gebrauchte zum Einsatz kämen. Auch wenn die Beschädigungen an der Oberfläche der Holztafeln geflickt und die Tafeln abgewaschen würden, sei der Abdruck entsprechend uneben, was man auf großen Flächen umso mehr sieht.
Was macht die bessere Betonklasse teurer? Zum einen, so Wernz, die Anschaffung neuer Schaltafeln. Zum anderen der Mehraufwand beim Verbauen. So würden in der 1. Klasse (beim Beton wird klassifiziert nach SB (Sichtbeton) alle Stöße mit Silikon verklebt, so dass in die Fugen kein Beton fließt, der nach Abnahme der Schaltafeln zu unschönen Nasen führen könnte.
In der teuren Klasse werde außerdem konsequent „Betonkosmetik“ betrieben, gegebenen falls mit Farbe nachgebessert.

Wie Silke Holzer sagte, gebe es in der nun beauftragten Betonklasse hier und da das Recht auf Nachbesserungen. Sofern dies aber in zweitrangigen Räumen liege, verzichte man darauf und lasse im Gegenzug an Stellen nachbessern, zu denen die Baufirma eigentlich nicht verpflichtet wäre, die aber in einem repräsentativen Bereich, etwa dem Treppenhaus, liegen.

Ansonsten warb Holzer dafür, die nicht immer so glatten Flächen hinzunehmen. „Beton ist ein lebendes Material. Und wenn es nicht so glatt ist, ist auch die Versuchung, darauf herumzukritzeln, nicht so hoch.“

Silke Holzer ist täglich auf der Baustelle zugange und koordiniert als Bauleiterin die Arbeiten, achtet darauf, dass der Schlosser frühzeitig den Termin erfährt, zu dem er für sein Gewerk die Flächen abmessen kann. Oder achtet beispielsweise auf eine knifflige Angelegenheit: Zigtausend Gerüststangen waren zum Bau der Decke mit Spannbetonträgern nötig. Sie stehen derzeit als gigantische Konstruktion in der Haupthalle. Sie müssen tatsächlich noch länger stehen bleiben, obwohl das Dach darüber (künftig der Boden der Geräteturnhalle) eigentlich schon abgebunden hat. Doch ist geplant, schwere Arbeitsgeräte zur Montage der Holzdach-Konstruktion auf eben diese Betonfläche zu stellen.

Zur besseren Statik muss das Stützgerüst vorläufig stehen bleiben. Aber wie es wieder aus der Halle bekommen, wo es vor den Arbeiten mit dem Kran einschwebte? Holzer erklärt, dass die Gerüststangen ins Treppenhaus getragen werden und dort vom Kran abgeholt werden. Alles das funktioniert aber nur, so lange das Oberlicht im Treppenhaus offen bleibt. Holzers Job: Diese Gewerke koordinieren. Bauarbeiter Marcel Mardans Job: Die Stangen von der Halle ins Treppenhaus tragen. Bleibt die Hitze hoch, wird das zu den beliebteren Tätigkeiten auf der Baustelle zählen. Denn hier ist‘s schön schattig.


Und jetzt? Ab in den Feierabend: