Bernd Gerdon wohnt direkt am Eingang zum Blatterngraben. Was für eine Idylle, direkt vor der Haustüre. „Ich wohne mitten in der Stadt und doch draußen auf dem Land“, schwärmt Gerdon. Früher war er als Hotelier in Sipplingen beschäftigt, seit einem Schlaganfall sei er auf den Rollstuhl angewiesen. Auf Spaziergänge im Graben müsse er verzichten. Dass die Wege durch die schluchtenartige Landschaft offen und frei zugänglich bleiben, damit jedermann diese Idylle wahr nehmen könne, dafür wirbt Gerdon.

Insofern betrachtete er auch er es zunächst mit Schrecken, als vor wenigen Tagen schwere Stahltore an den Eingang zum Blatterngraben, einem Teil der historischen Wehranlage Überlingens, montiert wurden.
Diestel: „Optisch unpassend“
Dirk Diestel, Sprecher der Gemeinderatsfraktion BÜB+, erschrak ebenfalls, nachdem er, wie er sagt, von einem Bürger auf das Tor aufmerksam gemacht worden sei. Seine Fragen an LGS-Geschäftsführer Roland Leitner: „Wird der Blatterngraben zur LGS offen bleiben und frei zugänglich sein? Welche Bedeutung haben die massiven Tore? Wer hat die Montage dieser (optisch absolut unpassenden) Tore genehmigt und beauftragt?
Warum wird die Bevölkerung nicht frühzeitig informiert, was dort geplant ist?“

Leitner: „Bleibt frei zugänglich“
LGS-Geschäftsführer Roland Leitner antwortete umgehend: Ja, während der Landesgartenschau 2020 bleibe der Blatterngraben frei zugänglich. Nachts werde er aber geschlossen, um eine Kunstausstellung zu schützen, die dort temporär zur Landesgartenschau entsteht.
Die LGS GmbH sei Auftraggeber, die Stadtverwaltung habe zuvor die Genehmigung erteilt. Dem Vorwurf Diestels, die Öffentlichkeit sei nicht frühzeitig informiert worden, widerspricht Leitner: „Die LGS hat mehrfach frühzeitig an verschiedenen Stellen darüber berichtet und informiert, so zum Beispiel in einer öffentlichen Veranstaltung im Kursaal.“
Bernd Gerdon sitzt nun im Rollstuhl vor seinem Häuschen in der Grabenstraße, am Eingang zum Graben. Er habe in der Vergangenheit oft beobachtet, wie beschwerlich der Weg gerade für ältere Fußgänger ist, die von der Stadt her den steilen Weg nehmen, über grobes Kopfsteinpflaster. Deshalb habe er schon vor längerer Zeit dazu angeregt, den Weg zu sanieren, um Hürden auf dem Weg in den Graben abzubauen. Passiert sei bislang nichts.