Der Überlinger Weihnachtsmarkt erfreut sich großer Beliebtheit. Seit seiner Eröffnung am 10. Dezember besuchen ihn Tag für Tag viele Menschen. Vor allem nach Feierabend ist er „gerammelt voll“, wie der Organisator des Marktes, Oliver Bleser sagt. Seine Uhldinger Firma Event- & Produktmarketing Bodensee richtet in diesem Jahr zum siebten Mal die Veranstaltung aus.
Weihnachtliche Produkte im Mittelpunkt
Oliver Bleser hat nach eigenen Angaben in diesem Winter ein Drittel neuer Anbieter für den Markt gewinnen können.
Es sei überhaupt kein Problem, Marktbeschicker zu finden: „Es gibt sogar eine Warteliste.“ Bei der Auswahl achtet Bleser darauf, dass weihnachtliche Produkte im Mittelpunkt stehen: „Che Guevara-T-Shirts oder ein Sortiment von Bratpfannen haben keine Chance“, benennt er im SÜDKURIER-Gespräch beispielhaft Ausschlusskriterien. „Es müssen schon Geschenkartikel sein.“
Maronistand kommt aus Sipplingen
Es finden sich wenig Ess- und Getränkestände unter den insgesamt 27 Holzhäuschen und Zelten des Marktes. Neben einem großen Bratwurst- und Pommesstand und einem ähnlich großen Glühweinausschank gibt es noch Crepes, Gebäck, Süßes und Maroni. Vor allem über das zuletzt genannte Angebot freut sich Bleser: „Das war ein Herzenswunsch, den Maroni-Stand auf den Überlinger Weihnachtsmarkt zu holen“, sagt er.
Die Veranstaltung ist so organisiert, dass Bewerber einen Stand für fünf oder sieben Tage oder über die gesamte Dauer von zwölf Tagen mieten können. Bleser: „Dadurch wechselt das Angebot an einigen Ständen nach den ersten sieben Tagen“. Die Kosten für die Standbetreiber würden sich aus der Größe und dem Angebot des Standes errechnen. „Letzlich finanzieren die gastronomischen Stände den Weihnachtsmarkt„, sagt Bleser und erklärt, dass ein Stand, der zum Beispiel Selbstgestricktes anbietet, nicht im selben Umfang belastet werden könne, wie ein Getränkestand. Zur Kostenstruktur erklärt er: „80 Prozent der Kosten des Marktes entstehen durch Forderungen der Stadt, des Stadtwerks, der GEMA und der Sicherheitsfirma.“
Schnitzereien aus Bethlehem
Das Bemühen um besondere Angebote spiegelt sich in der Betreiberauswahl wieder: Neben dem Maroni-Stand gibt es zum Beispiel Holzschnitzereien aus Bethlehem oder das Angebot von Olivenöl und veganer Schokolade aus Katalonien. Dies klingt nur scheinbar international, denn auf dem Markt sollen sich vor allem regionale Anbieter wiederfinden. So kommen die Maroni-Anbieter aus Sipplingen und der Olivenölverkäufer Stefan Keller aus Konstanz, seine Frau allerdings stammt aus Katalonien. Nur die Holzarbeiten aus Olivenbaumholz werden wirklich in Bethlehem hergestellt. Dabei handelt es sich um eine Initiative christlicher Familien, die das Schnitzen aus Olivenholz, wie es an der Geburtsstätte Jesu üblich war, bewahren wollen.
Der Überlinger Markt soll gemütlich sein und ist vor allem für die Überlinger gedacht. So lautet das Credo von Oliver Bleser. Dazu gehört das Abspielen von weihnachtlichen Liedern über Lautsprecher, die auf dem Markt verteilt sind. Weil Musik Geschmacksache ist, lässt Bleser eine große Zahl unterschiedlicher Lieder abspielen. Und er setzt er auf den Auftritt diverser lokaler Musikkapellen und -chöre. Durch sie sollen sich die Besucher auf dem Markt heimisch fühlen.
Der Hackschnitzelbelag auf dem Boden vor den im Kreis aufgebauten Hütten und Zelten soll ein Übriges tun, den Markt gemütlich zu gestalten. Er soll eine warme und gedämpfte Stimmung erzeugen. Nicht jeden freut das. Sebastian Dierig, Behindertenbeauftragter Überlingens, kann sich mit dem Belag nicht anfreunden: „Rollstuhlfahrer können nicht selbstständig über den Weihnachtsmarkt rollen. Sie benötigen dazu immer jemanden, der sie schiebt“, sagt er. Mit Inklusion habe das nichts zu tun.
Dierig versteht zwar das Bedürfnis, den Markt gemütlich zu gestalten. „Das kann aber auch durch einen alternativen Belag geschehen, einen Kunstrasen zu Beispiel, der wäre auch wiederzuverwenden“, sagt er im SÜDKURIER-Gespräch. Eine Kritik, die Oliver Bleser nicht nachvollziehen kann: „Der Belag tritt sich fest. Viele Mütter mit Kinderwagen sind darauf ohne Probleme unterwegs.“ Der Förster, der die Holzschnitzel liefert, habe berichtet, dass andere Weihnachtsmärkte Überlingens Beispiel übernommen hätten. „95 Prozent der Besucher finden den Belag schön, nur fünf Prozent sind unzufrieden“, sagt er. Sebastian Dierig zieht das in Zweifel. „Ob diese Zahlen jetzt evidentbasiert (gegründet auf erhobenen Zahlen, die Red. ) oder anekdotenbasiert sind, lasse ich mal dahin gestellt.“