Kommt Zeit, kommen auch Lösungen. Noch vor zehn Jahren war die Siedlungsfläche „Südlich Härlen“ westlich des Helios-Spitals zur Hälfte für ein Wellnesshotel vorgesehen, auf dem tiefer liegenden Areal sollten 20 Einfamilienhäuser entstehen. Der Hotelinvestor zog sich zurück, damit wurde der Raum für ein Pflegezentrum frei. Das neue Konzept für ein Wohngebiet bietet einen Mix aus verschiedenen Wohnformen. Es verspricht so gleichzeitig eine relativ intensive Nutzung und eine hohe Aufenthaltsqualität.
Bebauungsplan bis Ende 2020
„Diese Projekt hat Pilotcharakter“, konstatierte Stadtplaner Thomas Kölschbach: „Was wir hier lernen bei der Erschließung oder neuen Wohnformen, kann übertragen werden auf andere Flächen.“ Einstimmig befürwortete der Gemeinderat den überarbeiteten Entwurf und legte zugleich den Standort für eine Kindertagesstätte fest. Bis Ende 2020 solle der Bebauungsplan rechtskräftig sein, wünschte sich Kölschbach.
Was dann realisiert werden soll, ist das Ergebnis eines Planungswettbewerbs, bei dem das Tübinger Büro Hähnig-Gemmeke im Dezember 2018 den ersten Platz belegt hatte. Den aktuellen Stand des Entwurfs stellte Architektin Marianne Laib jetzt dem Gemeinderat vor. Johann Senner, dessen Büro mit der Freiraum- und Entwässerungsplanung beauftragt ist, erläuterte die Behandlung des Niederschlagswassers, das nach den Vorgaben der Stadt auf dem Gelände selbst versickert werden muss.
Entwässerung als Herausforderung
Im südlichen Quartier wurden die zunächst geplanten Stichstraßen in eine Ringerschließung geändert. Zum südöstlichen Fußweg wurde eine Verbindung für den Notfall eingeplant. Sollte es aufgrund von Notfällen oder auch Bauarbeiten nicht möglich sein über das nördliche Quartier in Richtung des Härlenweges abzufahren, bestehe damit eine direkte Verbindung über den östlichen Stumpen an die Schreiberbildstraße. Der Gemeinderat legte großen Wert darauf, dass hier keine dauerhafte Durchfahrt zwischen Schreibersbildstraße und Härlenweg als Schleichweg durch das Wohnquartier entstehe. Die Notfallerschließung lasse sich leicht mit Edelstahlpollern sperren, betonte Stadtplaner Thomas Kölschbach.
Eine verdichtete Bebauung sei mit dem Konzept gewährleistet, erklärte Kölschbach auf Nachfrage, neue Wohnformen seien möglich, hingen allerdings von der Marktsituation und den späteren Anbietern ab. Als aktuellen Orientierungswert des Regionalverbands für die „Mindest-Bruttowohndichte“ in neuen Siedlungsgebieten nannte Thomas Kölschbach 70 Einwohner pro Hektar. Wobei sich dies auf Mittelzentren im ländlichen Raum bezieht. „Wir sind so lieb und packen da noch zehn drauf“, betonte der Stadtplaner. Mit 80 Einwohnern pro Hektar habe die Stadt das „Nonplusultra“ erreicht, was hier vertretbar sei.
Bushaltestelle für Kindergarten?
Hier sei das Pflegezentrum nicht berücksichtigt, präzisierte Kölschbach auf Nachfrage von Stadtrat Udo Pursche (SPD), der noch eine Optimierung der Anfahrt zum Kindergarten vorschlug. Sonja Straub (CDU) fragte zudem nach einer Bushaltestelle für den Kindergarten. Über dessen Standort am nördlichen Rand des Wohngebiets waren sich alle einig. Die erforderlichen Grundstücke müsste die Stadt erst käuflich erwerben, erklärt Stadtplaner Kölschbach. Sollte dies nicht gelingen, werde man Umlegungsverfahren anstoßen und hier eine Gemeinbedarfsfläche ausweisen. Auch diesem Vorgehen stimmte das Gremium einhellig zu.
Dreiseitl: „Durchdachter Entwurf“
Als „vorbildlich durchdachten Entwurf“ bezeichnete Herbert Dreiseitl (LBU/Grüne) das Konzept und sagte: „Es wäre schön, wenn das in Überlingen an vielen Stellen passieren würde.“ Ob das Nutzungskonzept sozialverträglich sei, hakte Dreiseitl bei der Verwaltung nach: “Ist es für Singles eine Möglichkeit hier zu wohnen? Gibt es innovative Modelle?“ Hier von den Planern jetzt Antworten zu verlangen, sei zuviel verlangt, sagte Oberbürgermeister Jan Zeitler.
Sind Mitarbeiterwohnungen denkbar?
Es liege in den Händen von Stadt beziehungsweise Spital, die Grundstücke so an den Markt zu bringen, dass viele Wohnformen möglich seien. Auch die Frage von Kristin Müller-Hausser (BÜB+) nach Mitarbeiterwohnungen für das Altenpflegeheim komme noch viel zu früh, erklärte Oberbürgermeister Jan Zeitler und fügte hinzu: „Das sind überwiegend spitälische Grundstücke und wir können ja entscheiden, was darauf gebaut werden soll.“